Frühere Journalistin in Kabul erschossen
13. Mai 2019Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums teilte am Samstag mit, Mina Mangal sei am helllichten Tag auf dem Weg zur Arbeit im Osten der Hauptstadt erschossen worden. Die Fahndung nach dem Täter laufe, hieß es weiter. Zunächst bekannte sich niemand zu den Schüssen.
Tödlicher Familienstreit?
Mina Mangals Familie beschuldigt den früheren Ehemann Mangals, die Schützen auf sie angesetzt zu haben. "Wir haben Anklage erhoben gegen ihren Ex-Mann und ihre ehemaligen Schwiegereltern", sagte ihr Bruder Shakib Mangal der DW. "Ihre damaligen Schwiegereltern haben sie vor zwei Jahren entführt, aber wir konnten sie mit Hilfe der Regierung und Stammesältesten befreien."
Mangal war vor allem in Kabul als TV-Moderatorin bekannt. Sie hatte bei mehreren Fernsehsendern gearbeitet, war dann aber in die Politik gewechselt und als kulturelle Beraterin des afghanischen Parlaments tätig. Momentan sehe der Fall nach einem Familienstreit aus, sagte der Polizeisprecher. Mangal hatte sich nur eine Woche zuvor scheiden lassen.
Ihr Ex-Mann habe sie danach aber weiterhin bedroht, erklärte Mangals Bruder der DW. Auch nach ihrem Tod würden er und seine Familie weiterhin Drohungen erhalten. "Obwohl ihr Ex-Mann vor der Hochzeit versprochen hatte, sie nicht an ihrer Arbeit für die Medien zu hindern, hat er anschließend versucht, sie davon abzubringen - auch nach der Scheidung."
In ihrem letzten Facebook-Eintrag vor ihrem Tod hatte Mangal von Bedrohungen berichtet und angekündigt, ihre Arbeit dennoch fortzusetzen. Inwiefern und von wem sie bedroht wurde, ließ sie aber offen.
"Verlust einer wunderbaren Seele"
Frauenrechtsorganisationen, Medienvertreter und Prominente des Landes reagierten bestürzt auf Mangals Tod. Sie habe sich mit lauter Stimme für ihr Volk eingesetzt, schrieb die Frauenrechtsaktivistin Washma Frogh auf Twitter. "Ich kann nicht aufhören zu weinen nach dem Verlust dieser wunderbaren Seele."
Auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau äußerte sich und nannte die Tötung eine "inakzeptable Tragödie". Mangal habe als mutige Journalistin und Fürsprecherin essentielle Arbeit für die Gleichstellung von Frauen und Mädchen geleistet.
Frauen in Gefahr
In Kabul ist es in jüngster Zeit immer wieder zu Anschlägen und anderen Gewalttaten gekommen. Im Jahr 2018 wurden nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" in keinem anderen Land der Welt so viele Journalisten getötet wie in Afghanistan. Gewalt gegen Frauen ist in Afghanistan ebenfalls ein schwerwiegendes Problem das zunimmt. In dem konservativen Land sind vor allem arbeitende Frauen immer noch eine Ausnahme.
"Wir sind besorgt über die Situation", sagte Robina Hamdard von der Frauenrechtsorganisation "Afghan Women's Network" der DW. "Wegen der zunehmenden Risiken wechseln Journalistinnen oft ihren Beruf." Andere würden sich nicht mehr trauen, für ihre Arbeit das Haus zu verlassen.
Die Situation für Frauen in Afghanistan rückt auch aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen im Land wieder in den Fokus. Viele befürchten, dass hart erkämpfte Frauenrechte verloren gehen könnten, sollten die USA ein Friedensabkommen mit den Taliban schließen.
pgr/glh (dpa, afp, ap)