Solidaritätsaktion für Kirill Serebrennikow
28. August 2017In Stuttgart sollte der russische Starregisseur Kirill Serebrennikow eigentlich an seiner Inszenierung der Märchenoper "Hänsel und Gretel" arbeiten. Doch seit dem 23. August steht Serebrennikov in seiner Heimat unter Hausarrest.
Dagegen hatte es bereits international Kritik gegeben. Auch Kirill Serebrennikow selbst hat gegen den verhängten Hausarrest Berufung eingelegt. Nun wendet sich Thomas Ostermeier, Intendant der Berliner Schaubühne, zusammen mit dem Dramaturgen Marius von Mayenburg mit einer Solidaritätsaktion an die Öffentlichkeit: "Wir protestieren gegen die Verhaftung von Kirill Serebrennikow. Die Vorwürfe gegen ihn sind unhaltbar und lassen erkennen, dass hier ein international renommierter Regisseur mundtot gemacht werden soll", heißt es wörtlich in der Petition, die sich direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Siegmar Gabriel sowie an Wladimir Putin und die russische Staatsanwaltschaft richtet. Kulturstaatsministerin Monika Grütters forderte in Deutschlandfunk Kultur, dass sich der russische Kulturminister Wladimir Medinski für Serebrennikows Freilassung einsetzen solle. "Alles andere wäre nicht nur gesellschaftlich und politisch, sondern auch kulturpolitisch ein Affront", mahnte Grütters.
Serebrennikov soll "mundtot" gemacht werden
Die Staatsanwaltschaft in Moskau beschuldigt den Starregisseur Kirill Serebrennikow, staatliche Gelder in Höhe von rund einer Million Euro veruntreut zu haben. Der international geschätzte Regisseur leitet seit 2012 das Moskauer Theater Gogol Center. Angeblich soll er Gelder für eine nie stattgefundene Inszenierung von Shakespeares "Sommernachtstraum" bekommen haben. "Videoaufnahmen, Rezensionen, Zuschauerberichte auf Facebook, Gastspiele in Riga und Paris, eine Nominierung für den Russischen Nationaltheaterpreis "Golden Mask" und nicht zuletzt der Spielplan des Gogol Center in Moskau beweisen, dass dieser Vorwurf absurd ist", führt Ostermeier seine Kritik am Vorgehen der russischen Regierung in der Petition aus. Serebrennikow trägt derzeit eine Fußfessel, darf nicht weiter an seinen Film- und Theaterinszenierungen arbeiten und keinen Kontakt zu den Medien aufnehmen.
Auch Cate Blanchett und Theodor Currentzis unterzeichnen Petition
In der Petition wird die russische Staatsanwaltschaft aufgefordert, die Strafverfolgung gegen Kirill Serebrennikow einzustellen und die Anklage gegen ihn fallenzulassen. "An unsere Regierungsvertreter richten wir den Appell, aufs Schärfste darauf zu drängen, dass Serebrennikow nicht als Opfer eines politisch motivierten Rufmords im Gefängnis landet."
Der Hausarrest für Serebrennikow ist bis zum 19. Oktober wirksam. Bei einer Verurteilung drohen dem Regisseur bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Zahlreiche Künstler, Theaterintendanten, Autoren und Schauspieler haben die Petition bereits unterzeichnet, darunter die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jellinek, der Regisseur Volker Schlöndorff, der Pianist Igor Levit, Stardirigent Theodor Currentzis und Schauspielerin Cate Blanchett.
Hier finden Sie Auszüge aus den Solidaritätsbekundungen deutscher Theatermacher.
gr/suc (mit dpa)