Eisenbahner wollen auch Weihnachten streiken
12. Dezember 2019Seit einer Woche wird Frankreich durch massive Streiks im Nah- und Fernverkehr erschüttert und ein Ende ist nicht in Sicht - im Gegenteil. Die größte Bahngewerkschaft CGT-Cheminots machte deutlich, es werde "keine Waffenruhe zu Weihnachten" geben, wenn die Regierung von Präsident Emmanuel Macron nicht die Rentenreform zurückziehe. "Alle werden künftig länger arbeiten müssen, das ist inakzeptabel", kritisierte CGT-Gewerkschaftschef Philippe Martinez. Eisenbahngewerkschafter Laurent Brun betonte, der Streik gehe weiter. Es gebe keinen Dialog, solange eine Reform präsentiert werde, die keiner haben wolle.
Ministerpräsident Edouard Philippe hatte am Mittwoch Einzelheiten der umstrittenen Reformpläne vorgestellt. Danach soll zwar das gesetzliche Renteneintrittsalter von 62 Jahren nicht angetastet werden. Allerdings müssen diejenigen, die ist vor dem 64. Geburtstag in den Ruhestand gehen wollen, ab 2027 Abschläge bei ihren Altersbezügen hinnehmen. Bei Polizisten und der Feuerwehr soll es Sonderregelungen geben.
Selbst für den Vorsitzenden der bisher kompromissbereiten Gewerkschaft CFDT, Laurent Berger, ist damit eine "rote Linie überschritten". Die CFDT kündigte an, zunächst bis zum 17. Dezember zu streiken. Auch andere Gewerkschaften wollen ihre Mitglieder noch stärker mobilisieren.
An diesem Donnerstag gingen im ganzen Land wieder zehntausende Menschen auf die Straße. Im Fernverkehr gab es massive Zugausfälle, Verbindungen nach Deutschland waren ebenfalls betroffen. Auch die Pariser Metro wurde weiter bestreikt. Rund um die französische Hauptstadt bildeten sich Staus von insgesamt 400 Kilometern Länge.
In Le Havre am Ärmelkanal und in Marseille blockierten tausende wütende Demonstranten die Zugänge zum Hafen. Sie zündeten Barrieren an. Proteste wurden ferner aus Lyon, Nantes und Nizza gemeldet.
Die Rentenreform ist ein großes Wahlversprechen von Macron. 50 Prozent der Franzosen befürworten das vorgestellte Konzept, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Elabe ermittelt hat. 49 Prozent der Befragten sind dagegen.
se/wa (afp, dpa)