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Lifestyle

70 Jahre Christian Dior - eine Retrospektive

Fabien Jannic-Cherbonnel rf
5. Juli 2017

Es ist sicher nicht die erste Rückschau auf Werden und Wachsen des Modelabels Christian Dior - aber vielleicht die glamouröseste: Das Pariser "Arts Décoratifs"-Museum lädt zum historischen Catwalk.

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Christian Dior-Retrospektive im Musée des Arts Décoratifs in Paris
Bild: Musée des Arts Décoratifs/Fabien Jannic-Cherbonnel

Haute Couture mit Tradition: 70 Jahre Dior

Schon die erste Modekollektion, die Dior am 12. Februar 1947 in Paris vorstellte, wurde ein großer Erfolg. "Your dresses have such a new look", (Ihre Kleider haben so einen neues Erscheinungsbild!), jubelte anschließend Carmel Snow, die damalige Chefredakteurin von Harbers Bazaar. Und tatsächlich: Etwas völlig Neues bahnte sich für die Frauenmode an: Eher maskuline Formen aus der Kriegszeit mussten langen Kleidern, fließenden Kurven und weichen Schultern weichen. "In seiner Arbeit betonte er Weiblichkeit und Freude. Solche Aspekte waren im Krieg verloren gegangen", blickt Olivier Gabet, Direktor des Museums "Arts Décoratifs", zurück. Diors "New Look" - mit dem Einsatz von hellen Farben und viel Stoff - galt als revolutionär. Er war eine Zäsur. Aber was hatte Christian Dior dazu inspiriert?

Kunst vor Mode

Schaufensterpuppen aus der Ausstellung mit roten und weißen Kleidern
Die Dior-Ausstellung im Musee des Arts Decoratifs ist die größte, die dem berühmten Modehaus je gewidmet wurdeBild: Musée des Arts Décoratifs/Fabien Jannic-Cherbonnel

Die Antwort liegt nahe - die Kunst! Das jedenfalls ist das die Botschaft der Pariser Jubiliäumsausstellung. Kaum bekannt ist, dass Dior, nach seiner Kindheit in der kleinen Normandie-Stadt Granville, von 1928 bis 1934 eine Kunstgalerie in der französischen Hauptstadt betrieb. Gemälde und Skulpturen, die der Meister einst selber ausgestellt hatte - auch sie sind jetzt in der Pariser Schau zu besichtigen. Dior hegte eine besondere Vorliebe für Antiquitäten und für Jugendstil, er sammelte und verkaufte aber auch Objekte von Zeitgenossen wie Salvador Dali oder Christian Bérard.

Die Liebe zur Kunst übte direkten Einfluss auf Diors Modeschafffen aus. "Dior hatte zunächst nicht vor, in der Modebranche zu arbeiten," erklärte Gabet. "Bis zur Gründung des Hauses Dior kam er nur nach und nach dazu. Die Kunst, die in seiner Arbeit steckt, war wirklich eine Spezialität von Dior, und sie wurde auch von seinen Nachfolgern übernommen."

Kleder und Bilder in der Ausstellung zu 70 Jahre Dior
Die Ausstellung im Musée des Arts Décoratifs in Paris ist die größte, die je dem Haus Dior gewidmet wurdeBild: Musée des Arts Décoratifs/Fabien Jannic-Cherbonnel

Die Ausstellungsräume der Pariser Schau versammeln die Exponate nach Themen sortiert: Üppige oder blumenbedeckte Kleider stehen neben Bildern, die ihre Schöpfung beeinflusst haben könnten. Dabei fällt das "Madeleine"-Kleid besonders auf: Es scheint fast so, als sei es dem Bild "Portrait of Madame R.I." direkt entsprungen.

Auch die weltberühmte, extrem feminine Dior-Silhouette wurde von Gemälden inspiriert. "Klares Vorbild waren Silhouetten aus dem 18. und 19. Jahrhundert", erklärt Gabet. Den Abschluss der Ausstellung bildet schließlich ein Ballraum voller glitzernder Ballkleider, viele davon wurden von Filmstars getragen.

Die Nachfolger huldigten den Meister

Sichtbar wird auch, wie Diors Nachfolger nach seinem Tod im Jahr 1957 das beibehielten, was seine Schöpfungen auszeichneten. Selbst das "Enfant terrible" der Modewelt, John Galliano, der das Haus 1996 übernahm, schaffte er es, seine Punk-Mode mit der sprichwörtlichen Dior'schen Einfachkeit zu verschmelzen.

Giovanni Boldinis "Portrait of Madame R.I." und das "Madeleine" Abendkleid
Dior ließ sich oft von Gemälden inspirieren, zum Beispiel von Giovanni Boldinis "Portrait of Madame R.I."; vorne rechts: das "Madeleine" AbendkleidBild: Musée des Arts Décoratifs/Fabien Jannic-Cherbonnel

Galliano, Yves Saint-Laurent, Marc Bohan, Gianfranco Ferré, Raf Simons und Maria Grazia Chiuri sponnen Diors Lieblingsthemen fort - Kunst, Fotographie, Farben, blumengeprägtes Design oder die Faszinination mit fremden Kulturen.

Im Blumenraum fällt ein Kleid besonders auf, das Raf Simons für einen "Miss Dior"-Werbespot schuf. Mit weichen Farben und Wollmusseline-Stoff sieht es fast wie ein impressionistisches Gemälde  aus.

70 Jahre später lebt Diors Tradition weiter

Warum sind der Modeschöpfer und sein Nachlass auch heute so wichtig? "Christian Diors Konzept war extrem einfach", sagt Olivier Gabet. "Manchmal werden neue Kollektionen mit aufwändigen Erklärungen vorgestellt. Dior wollte aber einfach Frauen schön machen, damit sie glücklich sein konnten. Das klingt zwar naiv. Anno 1947 war das aber etwas Neues."

Maria Grazia Chiuri im großen Bild vor Schaufensterpuppen
Maria Grazia Chiuri (im Bild hinten), wurde 2016 zur ersten weiblichen Direktorin von DiorBild: Musée des Arts Décoratifs/Fabien Jannic-Cherbonnel

Jenes einfache Ziel sowie die "New Look"-Silhouette hinterließen bei anderen Modekünstlern und französischen Modehäusern einen nachhaltigen Eindruck. Ein Raum der Ausstellung stellt Abendkleider und andere Kreationen aus, die von Modeschöpfern wie Jean-Paul Gaultier oder Pierre Cardin geschaffen wurden - auch als Huldigung an Dior.

Nach dem Gang durch 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche - die größte Dior-Retrospektive, die je veranstaltet wurde - wird klar, wie erfolgreich Christian Dior darin war, nicht bloß Abendkleider sondern ein ganzes Modeimperium zu schaffen. Überall zeigen Parfumflaschen, Fotos und Zeitschrift-Titelseiten, wie der Designer aus der Normandie ein umfassendes Dior-Universum geschaffen hat, das jeder sofort erkennt.

Nach 70 Jahren verkörpert Dior die "Élégance à la française" - und da "New Look" derzeit ein Comeback auf den Laufstegen feiert, wird das wohl noch lange der Fall sein."Dior, designer of dreams" (Dior, Schöpfer der Träume) wird beim Musée des Arts Décoratifs in Paris vom 5. Juli bis zum 7. Januar 2018 gezeigt.