Flüchtlingszahlen auf neuem Hochstand
26. März 2015Deutschland hat im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge die meisten Bewerbungen um politisches Asyl in einer Gruppe von 44 reichen Staaten erhalten. Rund 173.000 Asylanträge seien 2014 bei deutschen Behörden eingegangen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk in Genf mit. Das UNHCR zählte im vergangenen Jahr in den Industrieländern 866.000 Asylbewerber, ein Plus von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gründe dafür seien die Kriege in Syrien und im Irak wie auch andere bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und sich verschlechternde Sicherheits- und humanitäre Bedingungen in vielen Staaten. Zuletzt hatten zu Beginn des Krieges in Bosnien und Herzegowina 1992 ähnlich viele Menschen Schutz in den 44 ausgewerteten Industrieländern gesucht.
Ruf nach Großzügigkeit
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sei Schweden das Land mit den meisten Asylbewerbern, gefolgt von Malta, Luxemburg, der Schweiz und Montenegro, hieß es weiter. Die Skandinavier hätten im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre 24,4 Asylsuchende pro 1000 Einwohner verzeichnet.
"In den 1990er Jahren hatten die Balkankriege Hunderttausende von Flüchtlingen und Asylbewerbern zur Folge", sagte UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres. So großzügig wie damals müsse angesichts des Leids speziell in Syrien auch heute reagiert werden. Es gehe nicht nur um die Gewährung von Asyl, sondern auch um Hilfen zur Wiederansiedlung und andere Formen des Schutzes für die Flüchtlinge.
Neben Deutschland, auf das rund ein Fünftel der Erstanträge entfiel, gehören in Europa auch Länder wie die Türkei, Schweden und Italien zu den Zielgebieten. Jeder fünfte Asylbewerber in den Industrienationen (150.000) kam laut UNHCR aus Syrien. Als zweitgrößte Gruppe folgen die Iraker mit 69.000 - doppelt so viele wie 2013. Auch 60.000 Menschen aus Afghanistan baten um Asyl, gefolgt von Menschen aus Serbien, dem Kosovo und Eritrea. Wegen des Ukraine-Konflikts hat sich die Zahl der Asylbewerber aus der Ukraine binnen Jahresfrist von 1400 auf fast 16.000 mehr als verzehnfacht. In den USA stellten 121 000 Menschen einen Asylantrag. Hier kamen die meisten Schutzsuchenden aus Mexiko und Mittelamerika.
Die Asylsuchenden seien nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge, teilte das UN-Hilfswerk mit. Ende 2013 seien 51,2 Millionen Menschen aufgrund von Krieg, Gewalt, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen auf der Flucht gewesen. Davon seien 33,3 Millionen Vertriebene innerhalb ihres Landes.
stu/kle (dpa, rtr, epd)