"La Maestra - Alondra de la Parra"
13. Januar 2019Die Bandbreite, die Alondra de la Parra (38) beim Dirigieren einsetzt, ist schier unerschöpflich: Jeder musikalische Schlag, jedes Thema und Gegenthema, jeder Stimmungswechsel spiegelt sich in ihrem Gesicht und Körper wider und lässt das musikalische Erlebnis um eine Dimension reicher werden.
Die Maestra in Bewegung zu zeigen, ist auch das Ziel der neuen Dokumentation "La Maestra - Alondra de la Parra", die demnächst im Fernsehprogramm der Deutschen Welle zu sehen sein wird. So enthält der knapp 50-minütige Film zahlreiche Konzertausschnitte.
Aber auch die private Alondra de la Parra wird für den Zuschauer erlebbar. Über einen Zeitraum von 14 Monaten - von April 2017 bis Juni 2018 - wurde die Dirigentin auf drei verschiedenen Kontinenten begleitet. Man trifft sie zu Hause in Mexiko Stadt, bei der Arbeit als Musikdirektorin des Queensland Symphony Orchestra im australischen Brisbane oder bei Gastdirigaten in Bamberg und Hamburg in Deutschland - dem Land, wo sie die meisten Konzertauftritte hat.
Reise in die Vergangenheit
Immer wieder blickt der Film zudem in die Vergangenheit, zeigt de la Parra zunächst auf dem Podium, dann als tanzendes Mädchen, sodass klar wird, dass das, was sie heute macht, bereits früh in ihr angelegt war.
Jedes Schnittbild erfolgt genau zum Takt der Musik, ein Charakteristikum der Arbeit von Christian Berger. Der DW-Redakteur hat bereits bei verschiedenen Dokumentationen über klassische Musiker als Regisseur fungiert, darunter die Dirigenten Paavo Järvi und Nikolaus Harnoncourt oder der Pianist Lang Lang.
Diesmal geht das Porträt jedoch weiter, sagt Berger: "Wenn ich das mit den anderen Filmen vergleiche, die ich vorher als Regisseur über Musiker gemacht habe, dann hat sie am meisten Vertrauen zu uns geschöpft und auch am meisten zugelassen."
"Kleiner Funke Chaos"
Offensichtlich fühlt sich Alondra de la Parra wohl vor der Kamera. Berger sagt dazu: "Wenn eine Kamera mitläuft, ist sie sich der Situation immer bewusst. Sie ist auch kontrolliert. Trotzdem hat sie auch Situationen zugelassen, wo ich selber überrascht war, weil ich von anderen Künstlern weiß, dass sie es nie zulassen würden."
Dazu gehören Filmsequenzen mit ihren zwei kleinen Kindern, etwa eine improvisierte Nacherzählung von Prokofjews "Peter und der Wolf", bei der sie den Wolf spielt und der kleine Sohn Peter.
In den Interviews mit Alondra de la Parras Vater, Mutter und Bruder entsteht das Bild eines Mädchens, das genau wusste, was es wollte. "Sie war sehr fordernd, aber immer auf eine liebenswürdige Art", sagt der Vater.
Lesen Sie hier unser Interview mit Alondra de la Parra.
Es ist eine Eigenschaft, die sie nie verlernt hat. "Alondra ist sehr temperamentvoll, leidenschaftlich. Sie glüht, brennt für ihr Land und für den Rhythmus, der von dort kommt. Es ist einzigartig, wie sie das vermittelt", findet Beate Weis, Violinistin bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. "Einen ganz kleinen Funken Chaos gibt es bei ihr auch, und das macht sie noch liebenswerter."
"Sei stark!"
Was der Film auch verrät: Als junge Pianistin war de la Parra vom Lampenfieber geplagt - aber nie als Dirigentin, selbst als sie bei einem Meisterkurs dem gefürchteten Maestro Kurt Masur ausgesetzt war. "Sei stark!", war Masurs letzter Rat an Alondra de la Parra.
An diese Worte, sagt sie, erinnere sie sich täglich. Sie braucht sie auch, denn auch wenn das Zeitalter des tyrannischen Macho-Maestros längst vergangenen ist und Dirigenten mittlerweile sanftere Überredungskünste anwenden, bleibt Stärke die wohl wichtigste Eigenschaft in der Zunft.
"La Maestra - Alondra de la Parra" ist eine Koproduktion von Bernhard Fleischer Moving Images und ZDF/Arte in Kooperation mit der DW. Sie wird ab dem 17. Februar im deutschen TV-Programm der Deutschen Welle zu sehen sein, ab dem 18. Februar auf Englisch und später auf Spanisch und Arabisch.