Zum Tod von Michael Verhoeven
26. April 2024Der bekannte Filmregisseur und -produzent Michael Verhoeven starb bereits zu Wochenbeginn, wie sein Sohn Simon Verhoeven am Freitag mitteilte. "Eine Welt ist verlorengegangen. Es ist unvorstellbar schmerzhaft", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Verhoeven war über ein halbes Jahrhundert mit der Schauspiellegende Senta Berger verheiratet. Er setzte sich in seinen Filmen mit dem Nationalsozialismus oder dem Vietnamkrieg auseinander und wurde damit international erfolgreich.
Karriere als Arzt geplant
Verhoeven kam 1938 in Berlin zur Welt und wuchs in München auf. Sein Vater war der bekannte Regisseur Paul Verhoeven, die Mutter die Schauspielerin Doris Kiesow. Die Filmwelt war ihm quasi in die Wiege gelegt, schon als Kind trat er auf die Bühne, spielte unter anderem in der Verfilmung des Kinderbuchklassikers "Das fliegende Klassenzimmer" (1954) von Erich Kästner mit.
Dass er Medizin studierte und Arzt wurde, gefiel den künstlerisch ambitionierten Eltern gar nicht. Doch so ganz gab er die Welt des Films nicht auf: In den 1950er- und 1960er-Jahren trat er weiter regelmäßig als Schauspieler vor die Kamera, Ende der 1960er-Jahre begann er, auch als Filmregisseur zu arbeiten.
Preisgekrönte Werke und ein beleidigter Juror
Sein früher Film "Paarungen" erhielt 1968 den Bundesfilmpreis. Später drehte er etwa "Gefundenes Fressen" mit den deutschen Starschauspielern Heinz Rühmann und Mario Adorf. Einen weiteren Bundesfilmpreis bekam 1971 Verhoevens viel diskutierter experimenteller Anti-Vietnamkriegs-Film "o.k.", der 1970 bei der Berlinale gezeigt wurde. Der US- amerikanische Jurypräsident George Stevens verließ beleidigt das Kino, weil er das Werk als antiamerikanisch empfand.
Immer wieder setzte sich Verhoeven mit dem Faschismus auseinander. Sein Film "Die weiße Rose" erzählte 1982 die Geschichte des Widerstands der Studentengruppe um die Geschwister Scholl gegen das Nazi-Regime. Sieben Jahre später kam dann "Das schreckliche Mädchen" ins Kino. Die Geschichte einer Schülerin in Bayern, die an einem Aufsatzwettbewerb zum Thema "Meine Heimatstadt im Dritten Reich" teilnimmt und mit ihren Fragen unliebsame Erinnerungen weckt, wurde 1991 für den Auslands-Oscar nominiert und erhielt 1992 den British Academy Award.
Verhoeven drehte auch eine Reihe von Fernsehfilmen wie das Polit-Drama "Schlaraffenland" (1990) über DDR-Flüchtlinge oder "Mutters Courage" (1994), ein Drama aus der NS-Zeit. Er schuf auch Unterhaltungsformate wie die Fernsehserie "Die schnelle Gerdi" (1989) mit seiner Ehefrau Senta als Münchner Taxifahrerin. 2016 war er Co-Produzent der erfolgreichen Komödie "Willkommen bei den Hartmanns", bei der sein Sohn Simon Regie führte. Auch sein jüngster Sohn Luca Verhoeven ist als Schauspieler und Produzent tätig.
Verhoeven lebte zuletzt mit seiner Ehefrau Senta Berger im Münchner Vorort Grünwald.
kt/suc (mit AFP/dpa)