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FIFA: Zwischen Skandal und Reform

Stefan Nestler1. Dezember 2015

Die FIFA-Exekutive berät am Mittwoch und Donnerstag über die Zukunft des Weltverbands - ohne Blatter und Platini, mit Niersbach. Wir beantworten die drei wichtigsten Fragen zur Sitzung der Fußball-"Weltregierung".

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FIFA-Hauptsitz in Zürich. Foto: Getty Images
Bild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Wird es den großen Wurf für eine "neue" FIFA geben?

Francois Carrard wird dem Exekutivkomitee die Vorschläge der Reformkommission für die FIFA der Zukunft vorlegen. Der 77 Jahre alte Franzose, einst Generaldirektor des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), leitet seit August die Kommission. Ob er wirklich so unabhängig ist, wie die FIFA ihn verkauft, sei dahingestellt. Im September sorgte Carrard für Schlagzeilen, als er verkündete, der suspendierte FIFA-Chef Joseph Blatter werde in der Öffentlichkeit ungerecht behandelt. Andere Kommissionmitglieder - wie UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino, ein Fahrensmann des vorläufig gesperrten UEFA-Präsidenten Michel Platini, oder der als "graue Eminenz" geltende Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah aus Kuwait - genossen bisher nicht gerade den Ruf großer Reformer.

Die Eckpunkte des Papiers, das die Kommission den FIFA-Entscheidern jetzt vorstellt und das beim FIFA-Kongress am 26. Februar verabschiedet werden soll, sind bereits bekannt: FIFA-Präsidenten sollen künftig maximal zwölf Jahre im Amt bleiben dürfen. Ein Alterslimit für Exekutivkomitee-Mitglieder von 74 Jahren soll eingeführt werden, die Funktionäre sollen ihre Gehälter offenlegen. Zudem soll das höchste Gremium, bisher als "Weltregierung des Fußballs" für alle Bereiche zuständig, in eine Art Aufsichtsrat umgewandelt werden. Es soll klar getrennt werden, wer für die Sportpolitik und wer fürs Geschäft zuständig ist. Noch wird diskutiert. Die Entscheidung fällt erst Ende Februar, wenn auch der neue FIFA-Präsident gewählt wird.

Wird es Neuigkeiten in Sachen Blatter und Platini geben?

Auf der offiziellen Tagesordnung tauchen weder die Namen der beiden suspendierten Top-Funktionäre auf, noch ist ein Bericht der Ethikkommission geplant. Die Exekutivmitglieder würden auf den neuesten Stand der Schweizer und US-Ermittlungsbehörden im FIFA-Korruptionsskandal gebracht, heißt es lediglich. Dennoch ist es denkbar und möglich, dass die für Dezember erwarteten Strafen gegen Blatter und Platini während des Kongresses bekanntgegeben werden. Platinis Anwalt hat bereits bestätigt, dass die ermittelnde Kammer der Ethikkommission bei der rechtsprechenden Kammer beantragt hat, den UEFA-Chef wegen einer dubiosen Millionenzahlung lebenslang zu sperren. Auch Blatter soll eine drakonische Strafe drohen.

Josef Blatter, Wolfgang Niersbach und Michel Platini (Foto: dpa-pa)
Blatter (2.v.l.) und Platini (r.) dürfen nicht an der Sitzung in Zürich teilnehmen, Niersbach (2.v.r.) wohlBild: picture-alliance / UEFA EURO 2008 SA

Welche Rolle wird Ex-DFB-Präsident Niersbach spielen?

Gut drei Wochen nach seinem Rücktritt als DFB-Chef kehrt Wolfgang Niersbach auf die Fußball-Bühne zurück. Seine Posten in den Exekutivkomitees von FIFA und UEFA hat der 65-Jährige schließlich nicht aufgegeben. Rückendeckung erhielt Niersbach von FC-Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Es sollte ihn niemand auffordern zurückzutreten. Dann säße kein Deutscher mehr in der UEFA- und FIFA-Exekutive", sagte Rummenigge in einem Interview des Fachmagazins "Kicker". "Im Übrigen macht er dort einen guten Job." Doch Niersbachs Ruf ist angeschlagen. Ein zurückgetretener DFB-Chef kann in einem internationalen Gremium einfach nicht dieselbe exponierte Stellung einnehmen wie ein amtierender, unangefochtener Präsident des weltgrößten Sporteinzelverbands. Und als Saubermann und Reformer kann Niersbach vor dem Hintergrund des Skandals um die WM-Vergabe 2006 wohl kaum noch auftreten. Ein Sprecher der FIFA-Ethikkommission schloss Ermittlungen des Gremiums gegen den früheren DFB-Präsidenten nicht aus. Man beobachte die Berichterstattung sehr genau und werde beim Verdacht eines Verstoßes gegen die FIFA-Ethikregeln auch "in jedem Fall aktiv werden".