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SportGlobal

Maulkorb für die Formel 1

Tobias Oelmaier sid, dpa
21. Dezember 2022

Motorsportler sollen offenbar nur noch Auto fahren - wenn es nach dem Willen des Weltverbandes FIA geht. Politische Statements müssen künftig von den Regelhütern genehmigt werden.

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Lewis Hamilton hält sich beim Grand Prix in Abu Dhabi die Hand vor den Mund
Lewis Hamilton soll sich künftig die Erlaubnis der Funktionäre holen, bevor er bei Rennen politische Botschaften absetztBild: KAMRAN JEBREILI/AFP/Getty Images

Ein Kniefall, ein Regenbogenhelm, ein handbeschriftetes T-Shirt - geht es nach den Regelhütern des Motorsport-Weltverbandes, gehören solche Aktionen der Vergangenheit an. Die FIA hat eine Anpassung ihrer Bestimmungen vorgenommen, wonach künftig "politische, religiöse und persönliche Äußerungen oder Kommentare" ohne vorherige Genehmigung als Regelverstoß gelten.

In der letzten Jahren hatten sich vor allem die Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Sebastian Vettel mehrmals politisch und pro Umweltschutz positioniert. Der Deutsche Vettel trug an Grand-Prix-Wochenenden verschiedene Shirts, auf denen er mal auf das Bienensterben hinwies, mal seine Sympathie für die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" kundtat oder sich im homophob regierten Ungarn für die Rechte sexuell Diskriminierter einsetzte. 

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel knien auf der Rennstrecke in Abu Dhabi - als Zeichen gegen Rassismus.
Hamilton (2.v.l.) und Vettel (r.) setzten mit ihrem Kniefall in Abu Dhabi ein Zeichen gegen RassismusBild: Hamad I Mohammed/REUTERS

Aus für One Love und Bienenschützer

Hamilton kämpfte vor allem gegen Rassismus, sei es durch das Tragen von Kleidungsstücken mit Aufschrift oder mit einem Kniefall - unter anderen mit Vettel - vor dem Rennen in Abu Dhabi 2020. In Saudi Arabien 2021 hatte der Brite einen Helm im Regenbogen-Design auf - ein Zeichen für sexuelle Diversität.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton trägt beim Rennen in Dschidda in Saudi-Arabien einen Helm in Regenbogenfarben
Mit Regenbogenhelm gegen Homophobie und für sexuelle Selbstbestimmung: Lewis Hamilton 2021 in Saudi-ArabienBild: ANDREJ ISAKOVIC/AFP/Getty Images

Einige dieser Aktionen der beiden Topstars hatten bereits die FIA auf den Plan gerufen: Vettel wurde für sein "Same Love"-Shirt in Ungarn verwarnt, im Zusammenhang mit Hamiltons Anti-Rassismus-Botschaft in Italien 2020 ("Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor getötet haben") untersagte der Weltverband T-Shirts mit politischen Botschaften bei Siegerehrungen.

Geschicktes Timing

Politische Botschaften auf der Rennstrecke sind von der Regelbehörde im Grundsatz untersagt. Allerdings hat der Verband seit Anfang 2020 - auch auf Betreiben der Fahrer um Rekordweltmeister Hamilton - Gesten zur Unterstützung des Kampfs gegen Rassismus gestattet. Ein FIA-Sprecher verwies jetzt auf den Ethikkodex des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und merkte dabei an, dass die internationalen Sportregularien "im Einklang mit der politischen Neutralität des Sports als ein universelles ethisches Grundprinzip der olympischen Bewegung" aktualisiert worden seien.

Sebastian Vettel am Rande des Grand Prix in Aserbaidschan, er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Everyday is a Friday for the Future" (jeder Tag ist ein Freitag für die Zukunft).
Sebastian Vettel setzte sich im Herbst seiner Karriere für Umwelt- und Klimaschutz einBild: James Moy/empics/picture alliance

Der Automobil-Weltverband werde sich auch künftig auf "unterrepräsentierte Gruppen konzentrieren, um eine ausgewogenere Repräsentation von Geschlecht und Herkunft zu erreichen und eine vielfältigere und integrativere Kultur" zu schaffen.

Der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Regel-Präzisierung ist durchaus interessant: Vettel hat mit Saisonschluss Ende November in Abu Dhabi seine erfolgreiche Formel-1-Karriere beendet, Hamilton ist als Dominator der Motorsport-Königsklasse vom Niederländer Max Verstappen abgelöst worden und scheint über den Zenit seiner Leistungsfähigkeit und Popularität hinaus zu sein.