Festnahmen nach Mord in Londonderry
20. April 2019Die jungen Männer sind 18 und 19 Jahre alt, wie die Polizei mitteilte. Sie werden in Belfast, der Hauptstadt des britischen Landesteils Nordirland, verhört. Zuvor hatte die Polizei ein Video von Freitagabend mit einem Verdächtigen veröffentlicht. Die Ermittler gehen von einem "terroristischen Vorfall" aus. Sie vermuten, dass der Angriff von irischen Nationalisten ausging, wahrscheinlich von der militanten Organisation "New IRA".
In der Stadt Derry, von den Protestanten Norirlands Londonderry genannt, war es am Donnerstagabend zu schweren Ausschreitungen gekommen. Vermummte warfen im Wohnviertel Creggan Brandsätze auf Polizisten und steckten Autos an. Die Journalistin Lyra McKee war vor Ort und wurde nach Polizeiangaben getroffen, als ein Mann auf Polizisten schoss. Die 29-Jährige starb kurz darauf im Krankenhaus.
Auslöser der Auseinandersetzungen war eine Hausdurchsuchung, mit der die Polizei nach eigenen Angaben für das Wochenende angeblich geplante gewaltsame Angriffe verhindern wollte.
McKee, die laut Polizei zum Zeitpunkt der Attacke nicht als Journalistin im Dienst war, hatte viel über den Nordirland-Konflikt und seine Folgen geschrieben und unter anderem für das Magazin "The Atlantic" und "Buzzfeed News" gearbeitet. McKee war auch Autorin eines Buches über das Verschwinden junger Menschen während der Jahrzehnte andauernden Auseinandersetzungen zwischen irischen Nationalisten und pro-britischen Loyalisten in Nordirland. Noch am Donnerstagabend hatte sie ein Foto bei Twitter veröffentlicht, das die Unruhen in Creggan zeigte. "Derry heute Abend. Völlig verrückt", schrieb sie dazu.
Pulverfass Nordirland
In der zum Vereinigten Königreich gehörenden Provinz Nordirland hatte jahrzehntelang ein Bürgerkrieg gewütet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen und Zehntausende verletzt wurden. In dem Konflikt standen katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben, protestantischen Unionisten gegenüber, die weiter zu Großbritannien gehören wollen.
Das Osterwochenende hat für den Konflikt um Nordirland eine ganz besondere Bedeutung. Alljährlich erinnern irisch-katholische Nationalisten an den Osteraufstand gegen die Briten in der irischen Hauptstadt Dublin im Jahr 1916. Das Karfreitagsabkommen von 1998 sollte die Provinz endgültig befrieden, was auch weitgehend gelang. Der Vertrag sieht neben der Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken eine Grenze zwischen Irland und Nordirland ohne Kontrollen vor. Nordirland spielt auch im Brexit-Streit eine entscheidende Rolle. Dabei geht es wieder um die Grenze zur Republik Irland.
qu/ml (dpa, afp, rtr, ape)