FC Augsburg verpflichtet US-Talent Pepi
3. Januar 202220 Millionen US-Dollar Ablöse - eine so große Summe ist zuvor noch nie aus der Bundesliga an einen Klub der Major League Soccer (MLS) bezahlt worden. Umgerechnet sind das 17,6 Millionen Euro, ein stolzer Betrag für einen erst 18-jährigen Spieler, ein stolzer Betrag auch für den eher "kleinen" FC Augsburg. Dennoch war Ricardo Pepi dem FCA die Rekordsumme wert, schließlich ist der Angreifer nicht irgendein Talent, sondern der derzeit beste Nachwuchsspieler der USA. Für Augsburg soll er zwei Zwecke erfüllen: Tore schießen für den Klassenerhalt und gleichzeitig die Eintrittskarte sein für den interessanten US-Markt.
Pepi hat seit seinem Debüt 2019 in 55 MLS-Spielen 15 Tore erzielt. Er wird am 9. Januar 19 Jahre alt und gilt als einer der vielversprechendsten jungen Amerikaner. In der Bundesliga möchte er in die Fußstapfen von Christian Pulisic, Gio Reyna, Tyler Adams, Weston McKennie und anderen US-Spielern treten, die sich in Deutschland einen Namen gemacht haben.
Die an den FC Dallas gezahlte Ablösesumme ist nicht nur die höchste aus Deutschland, sondern auch die zweithöchste, die je ein MLS-Klub für einen Spieler erhalten hat. Der Rekord liegt bei 24 Millionen Euro, die Newcastle United vor drei Jahren für den Paraguayer Miguel Almiron von Atlanta United gezahlt hat.
Gegen Wolfsburg und den FC Bayern
Dass Pepi eine solche Summe erzielt, verwundert nicht, wer sie letztendlich zahlen darf dagegen schon. Denn die Torgefährlichkeit und das Potenzial des Youngsters, sich zu einem internationalen Elitestürmer zu entwickeln, hatte auch andere - deutlich potentere - Vereine als den FCA auf ihn aufmerksam gemacht.
So stand Pepi beim VfL Wolfsburg auf dem Zettel, auch beim FC Bayern, dem Partnerklub des FC Dallas, kennt man Pepi und hat ihm bereits ein Probetraining angeboten. Allerdings scheute man in München offenbar eine Investition von über 15 Millionen Euro. Mit Real Madrid und Ajax Amsterdam sollen auch andere europäische Topklubs interessiert gewesen sein.
Doch den Zuschlag bekam letztlich Augsburg, ein Abstiegskandidat, der nicht im Europapokal spielt, und derzeit in der Tabelle nur einen Punkt vor dem Relegationsplatz rangiert. Gerade einmal 17 Tore haben die Augsburger in ebenso vielen Bundesligaspielen in dieser Saison erst erzielt. Kein Wunder, dass man einen Torjäger händeringend sucht. Aber einen 18-Jährigen ohne Bundesligaerfahrung und das zu diesem Preis?
Expansion auf dem US-Markt?
Ausschlaggebend für den Pepi-Transfer waren wohl eher nicht die sportlichen Argumente, sondern die guten Beziehungen der Augsburger. Manager Stefan Reuter kennt US-Nationaltrainer Gregg Berhalter gut, mit dem er gemeinsam für den TSV 1860 München in der Bundesliga spielte. Außerdem ist der Augsburger Vorstandsvorsitzende Klaus Hofmann seit 20 Jahren mit US-Milliardär David Blitzer befreundet.
Blitzer ist seit April 2021 Investor in Augsburg und soll dabei geholfen haben, den Deal mit Dallas und Pepi abzuschließen. Der 52-Jährige ist über seine Investmentgesellschaft Bolt Football Holdings Minderheitsgesellschafter des englischen Premier-League-Klubs Crystal Palace sowie der NBA-Mannschaft Philadelphia 76ers und des NHL-Teams New Jersey Devils.
Augsburg hat die USA schon länger ins Visier genommen, die Verpflichtung Pepis ist nun ein weiterer Schritt, um die Bekanntheit und die Popularität des FCA jenseits des Atlantiks zu erhöhen. Schon für den Sommer 2020 hatten die Augsburger eine US-Tour geplant, allerdings musste sie wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Corona ist auch das Stichwort, wenn es um die Finanzen geht: Auch wegen COVID-19 fielen die Einnahmen des FC Augsburg rund 35 Millionen Euro geringer aus als zuvor.
Augsburg als Sprungbrett
Die Millioneninvestition in Pepi soll daher nicht nur auf kurze Sicht im Abstiegskampf, sondern auch langfristig beim Konsolidieren und Wachsen helfen. Im besten Fall schlägt Pepi, der seit September 2021 US-Nationalspieler ist, sportlich ein, bringt den Klub mit seinen Toren nach oben und wechselt in ein paar Jahren für ein Vielfaches seiner nun gezahlten Ablösesumme zu einem größeren Klub. Augsburg hätte dann nicht nur das Geld, sondern auch viele Fans in Amerika und den guten Ruf, ein vielversprechendes Sprungbrett für US-Talente nach Europa zu sein.
Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.