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Film

Dänischer Film sahnt beim Europäischen Filmpreis ab

Sertan Sanderson
13. Dezember 2020

"Der Rausch" war gleich in vier Kategorien der große Gewinner. Bei der 33. Verleihung des Europäischen Filmpreises wurde auch die Deutsche Paula Beer geehrt.

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Moderator Steven Gätjen stellte gleich zu Beginn der Preisverleihung in Berlin unverblümt fest, dass 2020 ein "shitty year", ein "beschissenes Jahr" für alle gewesen sei. Und er musste keinem erklären, was er damit meinte. Denn die feierliche Vergabe der Auszeichnungen, die eigentlich in Island hätte stattfinden sollen, musste wegen Corona abgesagt und nach Berlin verlegt werden, wo eine digitale Übertragung die ursprünglich geplante Veranstaltung ersetzte. Gätjen betonte aber auch, dass trotz aller Herausforderungen zahlreiche bemerkenswerte europäischen Filme entstanden seien, die Grenzen überschritten und Wege gefunden hätten, um "Themen auf unerwartete Weise zu erforschen".

Neben dem Moderator konnten im Berliner Veranstaltungsraum Futurium nur die scheidende Direktorin der Europäischen Filmakademie (EFA) Marion Döring sowie Noch-EFA-Präsident Wim Wenders, die neue EFA-Präsidentin Agnieszka Hollandund der Vorsitzende des EFA-Vorstands, Mike Downey, live dabei sein. Die nominierten Filmemacher und Schauspieler wurden live dazu geschaltet.

Glanzleistung für Dänemark

Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg nahm bei der feierlichen Veranstaltung für den Film "Der Rausch" sowohl den ersten Preis des Abends für die beste Regie, als auch den letzten Preis für den besten europäischen Film entgegen. Noch in zwei weiteren Kategorien, in denen der Film nominiert war, überzeugte er die Jury. Das beste Drehbuch, verfasst von Tobias Lindholm, wurde ebenso gewürdigt wie die Leistung von Mads Mikkelsen in der männlichen Hauptrolle, der zum besten Darsteller gekürt wurde.

In seiner Ansprache sagte Mikkelsen, dass er den Preis mit den fünf anderen nominierten Männern in der Kategorie teilen würde und wandte sich später mit den Worten: "Vor allem teile ich diesen Preis mit Dir" an Vinterberg. 

Der Regisseur wiederum bedankte sich bei seiner Familie und seinen Freunden, die ihm geholfen hätten, den Film "während der schwierigsten Zeit meines Lebens" fertigzustellen. Dabei bezog er sich nicht auf Corona, sondern auf den Tod seiner 19-jährigen Tochter Ida, die 2019 bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie habe diesen Film geliebt, so Vinterberg, für sie habe er ihn vollendet.

"Der Rausch" erzählt die Geschichte einer Sinnsuche vier befreundeter Lehrer, die von ihrem Job frustriert sind. Um mehr Spaß am Leben zu haben, beschließen sie, sich einen konstanten Alkoholspiegel anzutrinken. Doch wie zu erwarten, ist das Experiment zum Scheitern verurteilt.

Frauen an die Macht

Die deutsche Schauspielerin Paula Beer gewann den Preis als beste Darstellerin für ihre Leistung in "Undine". Der Film greift den gleichnamigen antiken Mythos der Wassernymphe auf und katapultiert diesen in das zeitgenössische Berlin. Der Film von Regisseur Christian Petzold, bei dem Fantasie- und Thriller-Elemente aufeinandertreffen, war ebenfalls für den besten Film nominiert worden.

Der Film "Sole" des italienischen Regisseurs Carlo Sironi  wurde als bestes Debüt ausgezeichnet. Er erzählt die Geschichte einer jungen schwangeren Frau, die ihr Kind nach der Geburt verkaufen möchte. Da das Gesetz nicht mitspielt, muss sie eine Beziehung mit einem Mann vortäuschen, den sie gar nicht kennt.

Aber nicht nur in der fiktiven Welt standen die Frauen dieses Jahr beim Europäischen Filmpreis im Mittelpunkt: der schottische Regisseur Mark Cousins erhielt die Auszeichnung für "Innovatives storytelling," eine in diesem Jahr neu eingeführte Kategorie. Seine 14-stündige Dokumentation "Women Make Film" beleuchtet die Geschichte von Frauen im Filmgeschäft. Der Dokumentarfilm werde viel zum Ausgleich des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern in der Filmindustrie beitragen, sagte Wim Wenders bei der Preisverleihung. Trotz einer langen Verzögerung bei der technischen Übertragung seines Signals aus Edinburgh ließ es sich Cousins nicht nehmen, seine vielen Tattoos mit den Namen der Filmemacherinnen zu zeigen, die ihn inspiriert haben.

Regiewechsel

Es floss aber auch die eine oder andere Träne bei der Preisverleihung, da Direktorin Marion Döring und Präsident Wim Wenders, die seit Beginn der Veranstaltung 1988 mit dabei waren, ihr Ausscheiden aus den Spitzenpositionen bei der Europäischen Filmakademie bekanntgaben. In einer aufgezeichneten Videobotschaft dankte Kanzlerin Angela Merkel Döring und Wenders für ihre Arbeit und ihr Engagement für das europäische Kino.

Die neue EFA-Präsidentin Agnieszka Holland betonte allerdings, dass Wenders und Döring immer eine Heimat in der Europäischen Filmakademie hätten. Sie kündigte desweiteren an, dass sie sich bei ihrer Arbeit in Zukunft Europas jungen Talenten zuwenden möchte - insbesondere Frauen.

Die Verleihung des Europäischen Filmpreises gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen der europäischen Filmindustrie. Mehr als 3800 Mitglieder der Filmakademie stimmen jedes Jahr über die zahlreichen Preisträger ab.