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PolitikEuropa

EU-Staaten empfehlen Testpflicht für Reisende aus China

5. Januar 2023

China wird derzeit von einer massiven Corona-Welle heimgesucht. Die EU-Staaten diskutieren über angemessene Reaktionen. Ein Expertengremium schlug eine Testpflicht vor, auch Deutschland setzt dies nun um.

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Mehr Länder führen Corona-Testpflicht für Reisende aus China ein
Auf einem Flughafen in Paris wird eine Passagierin aus China auf COVID-19 getestetBild: Alessandra Tarantino/AP Photo/picture alliance

Wie die schwedische Ratspräsidentschaft nach einem Treffen von Gesundheitsexperten der Mitgliedstaaten in Brüssel mitteilte, werden die EU-Länder "nachdrücklich" dazu aufgefordert, für alle Reisenden aus China in Richtung Europa vor der Abreise einen negativen Corona-Test vorzuschreiben, der nicht älter als 48 Stunden sein soll. Zugleich beschlossen die Fachleute bei dem Treffen des Krisenmechanismus IPCR, dass Passagiere auf dem Weg nach China und zurück Schutzmasken tragen sollten.

Überdies raten sie, Reisende aus China bei der Ankunft in der EU künftig stichprobenartig auf Corona zu testen. Positive Proben sollten gegebenenfalls sequenziert werden. Zudem solle das Abwasser von Flughäfen untersucht werden, an denen Maschinen aus China ankommen. Mitte des Monats sollten die Maßnahmen überprüft werden. Die Entscheidungen sind für die einzelnen EU-Staaten nicht bindend, gelten jedoch als wichtige Leitschnur.

Mehr Länder führen Corona-Testpflicht für Reisende aus China ein
Testpersonal auf dem Flughafen von Rom wartet auf Fluggäste aus GuangzhouBild: Alessandra Tarantino/AP Photo/picture alliance

Deutschland und andere Staaten setzen Empfehlungen um

Reisende aus China müssen künftig bei Reiseantritt nach Deutschland einen Corona-Test vorlegen. Sie benötigten "mindestens einen Antigenschnelltest", wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mitteilte. Zudem würden bei der Einreise stichprobenartige Tests vorgenommen, "um Virusvarianten zu erkennen". Darüber hinaus werde es ergänzende Abwasserkontrollen für China-Reisen geben. Die deutsche Einreiseverordnung werde kurzfristig verändert, so Lauterbach weiter.

Etliche EU-Staaten wie Italien, Frankreich oder Spanien hatten die Einreiseregeln in den vergangenen Tagen zuvor schon auf eigene Faust verschärft. Auch Großbritannien, Kanada, Südkorea, die USA und Australien haben wegen der Infektionswelle in China Einreisebeschränkungen verhängt. Dies weckte Erinnerungen an den Beginn der Pandemie, als die Regeln in Europa von Land zu Land verschieden und für Reisende schwer zu überblicken waren. Die Verständigung vom Mittwoch soll nun für eine geschlossene Reaktion der EU sorgen.

Einige hundert Millionen Chinesen infiziert

Knapp einen Monat nach dem Ende der fast drei Jahre verfolgten Null-COVID-Strategie haben sich in China bereits einige Hundert Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Vom 8. Januar an entfällt auch die Pflicht zur Quarantäne bei der Einreise nach China. Der riesige Ausbruch soll Erwartungen von Experten zufolge noch bis März oder April andauern. Genaue Infektionszahlen liegen nicht vor, weil die Behörden aufgehört haben, epidemiologische Daten zu veröffentlichen.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatte mit Blick auf die Lage in China zuletzt Entwarnung gegeben. Diese habe voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa, teilte die Behörde erst am Dienstag mit. Auch sie betonte, dass die Varianten in der Volksrepublik schon in der EU im Umlauf seien und deshalb keine Herausforderung für die Immunantwort von EU-Bürgern darstellten.

Mehr Länder führen Corona-Testpflicht für Reisende aus China ein
Reisende mit Mund-Nasen-Schutz im internationalen Abflugterminal des Airports in PekingBild: Andy Wong/AP/dpa/picture alliance

WHO sieht keine neuen Virus-Varianten

Beim jüngsten Corona-Ausbruch in China ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang keine neue Virus-Variante zutage getreten. Die Analysen des chinesischen Seuchenzentrums hätten ergeben, dass Varianten von Omikron vorherrschend seien, hieß es unter Berufung auf mehr als 2000 Gen-Sequenzen. Die Untervarianten BA.5.2 und BF.7 sind demnach zusammen für 97,5 Prozent aller Infektionen verantwortlich. Die Daten stimmten mit denen überein, die bei Reisenden aus China gewonnen worden seien.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte den Anstieg der Infektion in der Volksrepublik besorgniserregend. "Wir bitten China weiter um schnellere, regelmäßige und zuverlässige Daten über Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sowie eine umfassendere Virussequenzierung in Echtzeit." Zugleich zeigte die WHO Verständnis für Länder, die Testvorschriften für Reisende aus dem bevölkerungsreichsten Land eingeführt haben. Führende chinesische Wissenschaftler hatten der UN-Behörde am Dienstag Bericht über die Lage in der Volksrepublik erstattet.

Corona - (Kein) Ende in Sicht?

Dass die EU-Staaten sich nun auf neue Maßnahmen verständigt haben, liegt auch daran, dass die Datenlage aus China als unzureichend gilt. Dabei hatte Peking zuletzt betont, transparent Informationen über die jüngste Ausbreitung des Virus geteilt zu haben. Zugleich sprach das dortige Außenamt sich gegen strikte Einreisebestimmungen anderer Länder für Reisende aus der Volksrepublik aus.

sti/kle/wa (dpa, afp, rtr)