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EU-Behörde warnt vor Omikron

15. Dezember 2021

Wegen der raschen Ausbreitung von Omikron befürchtet die EU-Behörde ECDC, dass die Virusvariante schon im Januar oder Februar in Europa vorherrschen wird. Nur auf die Impfung zu setzen, halten die Experten für falsch.

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Schild an einem Geschäft verweist auf die 2G-Regel in Bergedorf, Hamburg
Nur 2G wird im Kampf gegen die Omikron-Variante wohl nicht ausreichen Bild: Christian Ohde/CHROMORANGE/picture alliance

Es besteht ein "sehr hohes Risiko", dass sich die Omikron-Variante des Coronavirus Anfang nächsten Jahres in Europa durchsetzen wird - so das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). "Impfen allein wird hier nicht ausreichen", machte ECDC-Direktorin Andrea Ammon in Stockholm deutlich. Die Zeit sei zu knapp, um die noch immer zu geringe Impfquote in Europa ausreichend zu erhöhen. Die EU-Behörde stuft das öffentliche Gesundheitsrisiko durch Omikron als "sehr hoch" ein.

"Zusätzliche Hospitalisierungen und Todesfälle"

Es sei "sehr wahrscheinlich", dass die neue Virusvariante zu zusätzlichen Hospitalisierungen und Todesfällen über das bereits wegen der derzeit noch dominierenden Delta-Variante prognostizierte Maß hinaus führen werde. Um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, müssten rasch wieder Beschränkungen eingeführt oder verstärkt werden, mahnt das ECDC. Arbeitnehmer sollten möglichst wieder von zu Hause aus arbeiten. Bei Feiern und Reisen rund um die Feiertage sollten Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden.

Der Hoffnung auf eine Herdenimmunität gegen das Coronavirus erteilte Ammon zudem im "Handelsblatt" eine Absage: "Das gibt es bei anderen Virus-Erkrankungen wie der Influenza ja auch nicht", sagte sie der Zeitung. "Insofern ist es ein Wunschdenken, dass diese Pandemie irgendwann wieder verschwindet. Zumindest nicht in den nächsten zwei bis drei Jahren."

Symbolbild Corona im Jahr 2022
Wird das kommende Jahr das Omikron-Jahr? Bild: Sascha Steinach/imago images

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet, dass die Omikron-Variante schon bald in Europa vorherrschen wird. Als Zeitpunkt hierfür nannte sie unter Verweis auf die Wissenschaft Mitte Januar. Die neue Variante sei "offensichtlich noch ansteckender" als die bisherigen, sagte von der Leyen vor dem EU-Parlament in Straßburg.

Ausbruch in Dänemark, Vorsicht in Frankreich

Nach Großbritannien greift die Omikron-Variante derzeit besonders im nördlichsten deutschen Nachbarland Dänemark rasant um sich. Generell sind dort die Corona-Infektionszahlen etwa vier Mal so hoch wie noch Anfang November. Das staatliche Institut SSI geht davon aus, dass Omikron zumindest in der Hauptstadtregion Kopenhagen noch im Laufe dieser Woche zur dominierenden Variante wird. Gleichzeitig rechnet das Institut mit mehr als 10.000 Omikron-Fällen täglich. Dänemark hat knapp 5,9 Millionen Einwohner.

Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen warnt in Straßburg vor der Omikron-Variante Bild: Julien Warnand/AP/picture alliance

Die französische Regierung hat wegen der Variante "drastische" Einschränkungen für Reisende aus Großbritannien angekündigt. Diese sollen nun einen aktuellen Test nachweisen und sich bei der Einreise nach Frankreich in Quarantäne begeben müssen. Nicht notwendige Großbritannien-Reisen sind von Samstag an sogar ganz untersagt - sogar für Geimpfte. In Frankreich sind nach Regierungsangaben bislang 240 Omikron-Fälle nachgewiesen. Präsident Emmanuel Macron zieht nach eigenen Angaben inzwischen eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Betracht - das Thema habe jedoch derzeit keine Priorität.

WHO-Experte warnt

Richard Pebody, Leiter des Teams für hochgefährliche Krankheitserreger bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeigte Verständnis für das Vorgehen Frankreichs. Die neuen Beschränkungen für Reisende aus dem Vereinigten Königreich und "Tests vor und nach der Reise" könnten recht wirksame Instrumente sein, um reisebedingte Infektionen zu verringern, sagte Pebody der Deutschen Welle.

Der Experte wies darauf hin, dass die Omikron-Virusvariante sich schnell verbreite. Sie habe "eindeutig eine große Anzahl von Ländern in der europäischen Region erreicht". Es sei "sehr wahrscheinlich", dass sich Omicron in den kommenden Tagen und Wochen auch auf andere Länder ausbreiten werde. Daher rief Pebody die Menschen auf, sich "so schnell wie möglich" impfen zu lassen.

2,2 Milliarden Euro für zusätzliche Impfstoffe 

In Deutschland gab der Haushaltsausschuss des Bundestags 2,2 Milliarden Euro frei, um zusätzliche Corona-Impfstoffe zu beschaffen. Die Vakzine würden in der vierten Welle dringend benötigt, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. "Die neue Omikron-Variante stellt uns vor große Herausforderungen." Mit dem Geld sollen 92 Millionen Dosen der Hersteller BioNTech und Moderna besorgt werden.

se/rb/ehl/kle (afp, rtr, dpa, kna, DW)