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Politik

Versöhnung am Hartmannsweilerkopf

9. November 2017

Der Hartmannsweilerkopf im Elsass war im Ersten Weltkrieg Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Deutschland und Frankreich. Jetzt soll eine Gedenkstätte ein Ort der Erinnerung und Versöhnung werden.

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Deutschland 1. Weltkrieg Hartmannsweilerkopf-Schlacht Gedenkstätte
Reste von Schützengräben erinnern an die Gefechte vor hundert Jahren Bild: picture-alliance/Rolf Haid

Vom Hartmannsweilerkopf in den Vogesen aus blickt man aus einer Höhe von fast tausend Metern in die weite Ebene des Oberrheintals und des Elsass. Wer diese Bergkuppe beherrscht, kontrolliert die gesamte umliegende Gegend. Das dachten sich jedenfalls die Generäle des Ersten Weltkrieges – deutsche (das Elsass gehörte damals zum deutschen Kaiserreich) und französische.

Deutschland 1. Weltkrieg Hartmannsweilerkopf-Schlacht Soldatenfriedhof
Soldatenfriedhof am HartmannsweilerkopfBild: Imago

Schon Ende 1914 begannen die ersten Kämpfe um den Hartmannsweilerkopf oder, wie er auf französisch heißt, den Hartmannswillerkopf. Die Gefechte flauten zwischendurch ab und flammten wieder auf, doch sie sollten rund anderthalb Jahre dauern. Der Bergrücken wechselte im Laufe dieser Zeit mehrere Male den Besitzer. Wer ihn gerade kontrollierte, legte umfangreiche militärische Anlagen an. Heute noch gibt es etwa 60 Kilometer Schützengräben und 600 Bunker und unterirdische Unterstände zu besichtigen.

Trotz hoher Verluste kein Sieger

Wie auf anderen Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges auch wurde um den Hartmannsweilerkopf erbittert gekämpft, jedoch letztlich ohne militärischen Sieg für die eine oder andere Seite. Es waren zum Teil Winterschlachten in Schnee und Eiseskälte, oder es standen - wenn es wärmer war - die Soldaten manchmal bis zum Knie in einem Sumpf aus Fäkalien und Leichenteilen. Ruhr, Cholera und Typhus breiteten sich aus.

Deutschland 1. Weltkrieg Hartmannsweilerkopf-Schlacht
Ein zeitgenössisches Gemälde hält das Grauen der Schlachten um den Berg festBild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Doch keine Seite gab auf. Der französische General Joseph Joffre gab die Losung aus "Der Hartmann muss zurückerobert werden", als der sich gerade in deutscher Hand befand. Sein deutscher Gegenspieler General Hans Gaede konterte "Ich halte Wache über den Rhein". Die Verluste des erbarmungslosen Stellungskrieges waren enorm: Zwischen 25.000 und 30.000 Tote auf beiden Seiten, dazu doppelt so viele Verwundete. Die französischen Soldaten nannten den Hartmannsweilerkopf "Berg des Todes" oder "Menschenfresser".   

Vom Sommer 1916 an verlagerte sich die Front nach Norden, die Heeresführungen Deutschlands und Frankreichs zogen Truppenteile vom Hartmannsweilerkopf ab. Der Berg verlor einen Teil seiner strategischen Bedeutung. Danach beschränkte man sich hauptsächlich auf Artillerieduelle, verwandelte den baumbestandenen Berg durch hunderttausende Granateinschläge nach und nach in eine Mondlandschaft und versuchte, die Stellung zu halten, so gut es ging. Geländegewinne: fast null.

1. Weltkrieg Vieil Armand Hartmannsweilerkopf 1918
Nach starkem Artilleriebeschuss glich der frühere Wald 1918 einer MondlandschaftBild: picture-alliance/akg-images

Erste gemeinsame Gedenkstätte des Krieges

Auch wenn die Kämpfe um die Kuppe so verlustreich und militärisch sinnlos waren wie so viele andere Schlachten des Krieges, so bekamen sie doch nie die Aufmerksamkeit der Schlacht von Verdun, nicht einmal in Frankreich. In der Verdun- oder der Somme-Schlacht ging es um noch weit höhere Opferzahlen.

Der Hartmannsweilerkopf wurde dann doch noch zum Symbol, zunächst allerdings zu einem rein nationalen. 1932 bauten die Franzosen eine Nekropole mit den Überresten von etwa 12.000 Toten; das frühere Schlachtfeld wurde unter Denkmalschutz gestellt. Damals kam Staatspräsident Albert Lebrun zur Einweihung. Von Versöhnung mit den Deutschen war noch keine Spur. Im Gegenteil: Ein Jahr nach der Einweihung des Denkmals kam Adolf Hitler an die Macht.

Deutschland 1. Weltkrieg Hartmannsweilerkopf-Schlacht Gedenkstätte
Den Grundstein für die Gedenkstätte haben 2014 die Präsidenten Hollande und Gauck gelegt Bild: picture-alliance/dpa/MAXPPP/T. Gachon

Es sollte ein noch viel schlimmerer Krieg kommen mit noch mehr Toten, bis endlich 2014, zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges, mit François Hollande der zweite französische Staatspräsident zum Hartmannsweilerkopf kam - diesmal allerdings in Begleitung des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Beide wollten den Ort, der für sinnloses Sterben und Feindschaft stand, zu einer Stätte der deutsch-französischen Versöhnung machen. Sie legten den Grundstein für das Museum, das jetzt eingeweiht wird. Es ist die erste gemeinsame französisch-deutsche Gedenkstätte, die an das Schicksal der Soldaten in den Schützengräben vor hundert Jahren erinnert.

Christoph Hasselbach
Christoph Hasselbach Autor, Auslandskorrespondent und Kommentator für internationale Politik