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Unruhiges Brasilien

18. Juni 2013

In Brasilien weiten sich die Sozial-Proteste aus. Die meisten Kundgebungen verliefen friedlich, in Rio de Janeiro griffen Demonstranten allerdings ein Regierungsgebäude an.

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Demonstranten in Rio de Janeiro vor dem Tiradentes Palace (Foto: Getty Images)
Bild: TASSO MARCELO/AFP/Getty Images

Die Proteste gelten als eine der größten in der Geschichte Brasiliens und dies ausgerechnet zum Confederations Cup, der Generalprobe für die Fußball-WM im nächsten Jahr. Geschätzt über 200.000 Menschen nahmen in der Nacht zum Dienstag in mehr als zehn Städten des Landes an weitgehend friedlichen Demonstrationen teil. Ursprünglich als Protest gegen Fahrpreiserhöhungen im Nahverkehr begonnen, richtet sich der Unmut der Demonstranten mittlerweile allgemein gegen Korruption und die Milliardenausgaben der Regierung für die anstehenden Sport-Großereignisse.

In Rio de Janeiro kam es dabei zu Gewalt. Demonstranten griffen das Regionalparlament an. Sie warfen Steine auf das Gebäude und rissen Absperrungen um. Die Polizei hielt sich zunächst zurück. Auf Fernsehbildern waren Vermummte zu sehen, die in der Nähe des Parlamentes ein Auto umwarfen und es in Brand steckten. Es kam zu tumultartigen Szenen.

"Akt des Terrorismus"

Im Inneren des Parlaments hielten sich nach Medienberichten bis zu 80 Polizisten auf, um das Gebäude zu sichern. Parlamentspräsident Paulo Mello sprach von einem "Akt des Terrorismus". Völlig friedlich verlief dagegen die Hauptdemonstration mit Zehntausenden Teilnehmern in der Avenida Rio Branco vor dem historischen Teatro Municipal.

Brasilien, Protest gegen den Confederations Cup (Foto: REUTERS)
Es ist vor allem die Jugend, die auf die Straße gehtBild: Reuters

Auch in anderen brasilianischen Städten gab es Proteste. In São Paulo gingen nach Medienberichten bis zu 60.000 Menschen auf die Straße, um gegen Fahrpreiserhöhungen und gegen Korruption zu demonstrieren. In der Hauptstadt Brasília gelang es Hunderten Demonstranten, einen Teil des Daches des Nationalkongresses zu besetzen.

Teure Großereignisse trotz sozialer Probleme

Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in der Hauptstadt Brasília waren bereits am Samstag mindestens 33 Menschen verletzt worden. Die Polizei hatte eine Kundgebung von etwa tausend Menschen aufgelöst, die aus Protest gegen die Ausrichtung internationaler Großereignisse in Richtung des Stadions zogen, wo anschließend das Eröffnungsspiel des Confederations Cup stattfand.

Nach diesem Fußball-Turnier findet Ende Juli in Rio de Janeiro der Weltjugendtag der katholischen Kirche statt. Im kommenden Jahr ist Brasilien dann Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft, zwei Jahre später sollen in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele ausgetragen werden.

Allein für die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr rechnet Brasilien mit Kosten von umgerechnet rund elf Milliarden Euro. Unmut über die mit diesem und anderen Großereignissen verbundenen Ausgaben waren in den vergangenen Tagen immer wieder Anlass für Sozialproteste.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff äußerte in einer ersten Reaktion Verständnis für "friedliche Demonstrationen". Diese seien legitim und gehörten zur Demokratie. Damit meinte sie aber ausdrücklich nicht die Krawalle, die sich vor dem Regionalparlament von Rio abgespielt hatten.

haz/rb (dpa, ap, rtr)