Erneut 100 Migranten im Mittelmeer gerettet
28. August 2019Unter den Geretteten seien 26 Frauen, 22 Kinder unter zehn Jahren und mindestens sechs weitere Minderjährige, teilte die NGO Mediterranea Saving Humans mit. Mindestens acht Frauen seien schwanger. Alle Geretteten seien seit dem Morgen an Bord des Schiffs "Mare Jonio". Sie seien per Radar in einem überfüllten Schlauchboot entdeckt worden. Einige wiesen Spuren von Folter und Misshandlung auf, die sie in Libyen erlitten hätten. Die "Mare Jonio" warte nun auf Anweisung des italienischen Marinekoordinierungszentrums. Das Rettungsschiff war schon einmal beschlagnahmt worden. Anfang August hatte die NGO die Freigabe der "Mare Jonio" gemeldet.
Aktuell sind damit zwei Schiffe mit Bootsflüchtlingen an Bord im zentralen Mittelmeer unterwegs. Am Dienstag hatte Italiens Innenminister Matteo Salvini dem deutschen Rettungsschiff "Eleonore" mit 101 Migranten an Bord das Anlegen in den Häfen des Landes verboten. Dieses Schiff gehört dem deutschen Kapitän Claus-Peter Reisch und wird von der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline unterstützt.
Malta gewährt humanitäre Hilfe
Die Behörden von Malta erlaubten am Mittwoch eine Hilfslieferung für die Flüchtlinge und zehn Crewmitglieder auf der "Eleonore", die vor der Zwölf-Meilen-Zone der Insel liegt. Mitarbeiter packten in der Hauptstadt Valletta Trinkwasser, Nahrung und Desinfektionsmittel auf ein Versorgungsschiff. Am Dienstag hatte Malta das Auslaufen eines kommerziellen Versorgungsschiffes noch untersagt.
Malta hat dem Kapitän verboten, in seine Hoheitsgewässer einzufahren oder gar am Hafen anzulegen. Für die Flüchtlinge sei die unklare Situation und die Enge auf dem Schiff psychisch sehr belastend, sagte Lifeline-Sprecher Axel Steier. Es bestehe die Gefahr, "dass die Leute austicken".
Die Hilfsorganisation mahnte eine zügige und humane Lösung für die 101 Flüchtlinge an, unter denen sich 30 Minderjährige befinden. Man sei mit der Bundesregierung in Kontakt, twitterte die Organisation am Mittwoch. An Malta ging der Appell, schnelle diplomatische Aktivitäten zur Aufnahme der Flüchtlinge zu starten. Ein längeres Ausharren auf See sei nicht möglich.
Viele Migranten vor Libyen ertrunken
Am Dienstag waren bei einem Bootsunglück nahe der libyschen Stadt Al-Khums nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR mindestens 40 Menschen ertrunken, unter ihnen auch Frauen und Kinder. Rund 60 Migranten seien gerettet worden, hieß es. Das Flüchtlingsboot sei neun Seemeilen vor der libyschen Küste entfernt in Seenot geraten. Eine Sprecherin der UN-Organisation nannte es "unerträglich", dass es an Such- und Rettungskapazitäten fehle. Im laufenden Jahr seien nach eigenen Schätzungen rund 900 Menschen im Mittelmeer gestorben.
kle/ww (dpa, kna, epd, kna)