Schwärzester Tag der Gewerkschaften
2. Mai 2013Nur wo es freie Arbeitnehmervertretungen gebe, blieben Demokratie und Teilhabe keine leeren Versprechen, sagte Bundespräsident Joachim Gauck auf der Gedenkveranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und der Hans-Böckler-Stiftung in Berlin.
Das nach dem Zweiten Weltkrieg im damaligen Westdeutschland etablierte Prinzip der Mitbestimmung habe wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands beigetragen. Große Herausforderungen wie der globale Wettbewerb, älter werdende Belegschaften, Weiterbildung und technologischer Wandel könnten nur "im Schulterschluss von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gelingen", mahnte der Bundespräsident.
Am 2. Mai 1933, nur wenige Wochen nach ihrer Machtergreifung hatten die Nationalsozialisten in ganz Deutschland die Gewerkschaftshäuser gestürmt und tausende Arbeitnehmervertreter verhaftet (Artikelbild). Viele von ihnen kamen in Konzentrationslager und wurden später ermordet. Andere wurden in die Emigration getrieben oder engagierten sich später im Widerstand gegen den Nazi-Terror.
In seiner Gedenkrede ging Gauck auch auf die Zerstrittenheit der einzelnen Gewerkschaften im Vorfeld der NS-Machtergreifung ein. Am Ende der Weimarer Republik hätten nicht nur die Weltwirtschaftskrise und die Massenarbeitslosigkeit die Arbeiterbewegung geschwächt.
Gauck erinnerte daran, dass der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund versucht hatte, mit einer teilweise Anpassung an den Nationalsozialismus die eigene Organisation zu retten. Auch wenn einige Beteiligte Widerstand leisteten, habe dies womöglich die Zerstörung erleichtert, vermutete Gauck.
DGB-Chef Michael Sommer fügte an dieser Stelle hinzu, die Umstände in den frühen 30er Jahren mahnten heute zur Einheit: "Sie war der wichtigste Auftrag, den uns die Häftlinge der Konzentrationslager und Nazi-Gefängnisse auf den Weg gaben: Schafft die Einheit!"
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel sprach vom "tiefsten Einschnitt, den die deutsche Gewerkschaftsbewegung je erlebt hat." Nach seiner Ansicht sind starke Gewerkschaften unverändert die Voraussetzung für faire Löhne und eine gerechte Verteilung. Sie seien wichtige Stützpfeiler für den sozialen Zusammenhalt.
uh/sti (dpa,afp)