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Experte: Thrombosen hängen mit AstraZeneca zusammen

6. April 2021

Gibt es eine kausale Verbindung zwischen dem Corona-Vakzin AstraZeneca und Blutgerinnseln bei einigen Geimpften? Der Chef der Impfabteilung der EU-Arzneimittelbehörde EMA geht davon aus.

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AstraZeneca Impfstoff
Das Corona-Vakzin AstraZeneca sorgt seit Wochen für Unsicherheit Bild: Gustavo Valiente/Xinhua/picture alliance

Erstmals sieht jetzt ein hochrangiger Vertreter der EU-Arzneimittelagentur EMA eine kausale Verbindung zwischen der Corona-Impfung mit dem britisch-schwedischen AstraZeneca-Vakzin und dem Auftreten von Blutgerinnseln im Gehirn mancher Geimpfter. "Meiner Meinung nach können wir mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt", sagte der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, in einem Interview der italienischen Zeitung "Il Messaggero".

Mehrere Länder haben die Verwendung des Mittels nach Fällen von Blutgerinnseln in den Hirnvenen Geimpfter in jüngster Zeit eingeschränkt. Die Thrombosen führten bei einigen Menschen zum Tode. In Deutschland wird das Vakzin seit vergangenem Mittwoch in der Regel nur noch bei Menschen eingesetzt, die älter als 60 Jahre sind. Andere Länder wie Dänemark und Norwegen setzten die Impfung mit diesem Präparat vorsichtshalber aus.

Einzelheiten noch nicht bekannt 

Auf welche Weise das AstraZeneca-Vakzin in wenigen Fällen Blutgerinnsel bei Geimpften auslöst, ist nach Cavaleris Angaben noch nicht klar.

Marco Cavaleri | EMA | Leiter der Strategie für biologische Gesundheitsbedrohungen und Impfstoffe
Marco Cavaleri (Archivbild) Bild: Pieter Stam de Jonge/ANP/picture alliance

Die EMA hat für diese Woche eine Prüfung des Impfstoffs angesetzt. "Wir versuchen, ein genaues Bild davon zu erhalten, was passiert", sagte Cavaleri dem "Messagero". Bei jüngeren Menschen, die den Astrazeneca-Impfstoff erhalten hatten, gebe es eine Fallzahl an Hirnthrombosen, die höher sei, "als wir erwarten würden", führte Cavaleri aus. Da man noch nicht die Ursache der Reaktion kenne, werde die EMA wohl in dieser Woche auch noch keine Alters-Empfehlung geben können, wem der Stoff gespritzt werden solle.

Voraussichtlich am Mittwoch will die Gesundheitsbehörde über erste Resultate der Nachforschungen berichten. Bislang hat die EMA den AstraZeneca-Impfstoff stets als sicher empfohlen und betont, der Nutzen des Vakzins überwiege deutlich mögliche negative Folgen.

WHO versucht zu relativieren 

Dagegen versucht die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die vermuteten Risiken im Zusammenhang mit AstraZeneca herunterzuspielen. Es gebe "vorerst keine Verbindung" zwischen dem Vakzin und den Thrombose-Vorfällen, sagte der WHO-Direktor für Regulierung, Rogerio Pinto de Sa Gaspar, vor Journalisten in Genf. Man erwarte, dass die Einschätzung beibehalten werde, wonach der Nutzen einer Impfung gegen COVID-19 mit AstraZeneca die Risiken überwiege. 

Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hatte am Samstag erklärt, nach landesweit mehr als 18 Millionen AstraZeneca-Impfungen seien in Großbritannien bislang 30 Thrombose-Fälle bei Geimpften aufgetreten. Sieben der Betroffenen seien gestorben.

se/as (afp, rtr, ilmessaggero.it)