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Politik

AstraZeneca nur noch für Menschen ab 60 Jahren

30. März 2021

Aus Deutschland werden weitere Fälle von Hirnvenenthrombosen gemeldet. Die Patienten hatten zuvor den Corona-Impfstoff AstraZeneca erhalten. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern ändern ihre Empfehlung.

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Impfpass mit dem Vermerk einer AstraZeneca-Impfung
Impfpass mit dem Vermerk einer AstraZeneca-Impfung Bild: Matthias Stolt/CHROMEORANGE/picture alliance

Der Corona-Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca soll nach einem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern ab Mittwoch nur noch bei Menschen eingesetzt werden, die älter als 60 Jahre sind. Aber auch Jüngere sollen sich "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" weiterhin damit impfen lassen können, wie aus dem Beschluss der Minister hervorgeht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seine Länderkollegen hatten sich zu einem schnellen Krisentreffen verabredet, nachdem mehrere Bundesländer vorsorglich die Verimpfung des AstraZeneca-Vakzins gestoppt hatten. 

AstraZeneca für alle ab 60 ohne Einschränkung freigegeben

Im Beschluss der Ressortchefs wird darüber hinaus den Ländern angeboten, "bereits jetzt auch die 60- bis 69-Jährigen für diesen Impfstoff mit in ihre Impfkampagne einzubeziehen". Dies gebe die Möglichkeit, diese "besonders gefährdete und zahlenmäßig große Altersgruppe angesichts der wachsenden dritten Welle nun schneller zu impfen". 

Falls Personen, die jünger als 60 Jahre sind, sich gemeinsam mit einem impfenden Mediziner für AstraZeneca entscheiden, soll das Vakzin grundsätzlich in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verabreicht werden.

Stiko gibt entsprechende Empfehlung 

Vor der Entscheidung der Minister hatte bereits die Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen, bei den unter 60-Jährigen Vorsicht walten zu lassen. Laut der Pressemitteilung der Stiko wurde die Empfehlung "auf Basis der derzeit verfügbaren Daten zum Auftreten seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen" bei jüngeren Geimpften geändert. Zur Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis für Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Dosis des AstraZeneca-Vakzins erhalten haben, will die Stiko bis Ende April eine ergänzende Empfehlung abgeben.

Zuvor waren in Deutschland - überwiegend bei Frauen -  neue Fälle von Sinusvenenthrombosen, einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen, im Zusammenhang mit einer AstraZeneca-Impfung bekannt geworden. Hierbei handelt es sich um die Verstopfung eines der großen venösen Blutgefäße im Gehirn durch ein Blutgerinnsel.

Astrazeneca will nach eigenen Angaben mit den deutschen Behörden zur Klärung von Fragen rund um den Corona-Impfstoff zusammenarbeiten. Ein Konzernsprecher erklärte, das Unternehmen analysiere weiterhin seine Daten, um für zusätzliche Aufschlüsse zu sorgen. Er verweist darauf, dass weder die britischen Behörden noch die EU-Arzneimittelagentur EMA bislang einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und Vorkommnissen von Blutgerinnung festgestellt hätten.
 

Schon im März hatten Deutschland - und zahlreiche andere europäische Staaten - die Impfung mit AstraZeneca vorübergehend ausgesetzt, nachdem Fälle mit Thrombosen in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet worden waren. Die Arzneimittel-Agentur EMA bekräftigte später jedoch die Sicherheit des Vakzins, auch die Ständige Impfkommission in Deutschland sprach sich für den weiteren Einsatz des Mittels aus. 

Dänemark und Norwegen verimpfen AstraZeneca nicht 

Seither wurde der Impfstoff fast überall wieder verabreicht - allerdings nicht in Dänemark und Norwegen. Die dortigen Gesundheitsbehörden verlangen zusätzliche Studien zu Nebenwirkungen. In Schweden wird der Corona-Impfstoff erst für Menschen ab 65 Jahren empfohlen. 

In Deutschland sind bislang (Montagmittag, 29. März) 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach dem Verabreichen des Impfstoffs von AstraZeneca bekannt geworden, wie das Paul-Ehrlich-Institut mitteilte. Außerdem sei dem Institut in 19 Fällen zusätzlich eine Thrombozytopenie - ein Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut - gemeldet worden. In neun Fällen seien die Betroffenen gestorben, erklärte das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut.

se/kle (dpa, afp, epd, rtr, stiko, rki)