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Eine Frage der Anerkennung

Matilda Jordanova-Duda14. Februar 2013

Seit einem Jahr ist es einfacher, ausländische Berufsabschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen. Doch hohe Kosten, Bürokratie und geringe Erfolgsaussichten schrecken viele ab.

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Eine Frau mit Staubsauger vor der europäischen und der deutschen Flagge (Foto: dapd)
Bild: dapd

Auf der Facebook-Seite seiner alten Schule in der Türkei hat Yusuf Günay seine Erfahrungen in Deutschland geschildert: "Damit die Leute wissen, was sie hier erwartet". Günay ist einer der ersten bundesweit, dessen ausländische Qualifikation nach dem neuen Bundesgesetz anerkannt wurde. Der 38jährige ist ausgebildeter Bauzeichner.

20 Jahre lang galt er aber als ungelernt und musste in einem Krankenhaus putzen, auf dem Bau aushelfen und bei der Stadt Bonn Sportanlagen pflegen, ganz nach dem Motto: "Hauptsache, Job!"

2012 wies ihn das türkische Konsulat darauf hin, dass dank des neuen Gesetzes nun auch Nicht-EU-Bürger das Recht auf ein Anerkennungsverfahren haben. Eine Abteilung der Industrie- und Handelskammer in Nürnberg, die FOSA (Foreign Skills Approval), ist die zentrale Anlaufstelle für alle nicht-akademischen kaufmännischen und technischen Berufe.

Hier gingen bis Ende 2012 rund 2000 Anträge ein. Rund 600 wurden positiv beschieden, weitere 400 Bescheide erteilten die Handwerkskammern. Bei gut zwei Dritteln wurde sogar die volle Gleichwertigkeit der Auslandsqualifikation anerkannt.

Hohe Hürden für ausländische Fachkräfte

Auch eine Teilanerkennung bringt Vorteile

Der Abschluss des türkischstämmigen Bonners Yusuf Günay entspricht nur zum Teil der heutigen deutschen Ausbildung. Schließlich hatte er vor 20 Jahren kein rechnergestütztes Zeichnen lernen können. Aber auch eine Teilanerkennung hat nach Ansicht der Kammern ihren Wert: Die differenzierte Darstellung vorhandener und fehlender Kenntnisse reiche Arbeitgebern häufig aus und biete Anknüpfungspunkte für Weiterbildungen.

Das Portal www.anerkennung-in-deutschland.de zählt weit über eine Viertel Million Besucher. Rund 40 Prozent klicken sich aus dem Ausland ein. Mehrere Tausend haben sich auch bei der Hotline des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge +49-30-18151111 gemeldet.

Am häufigsten fragen die Interessenten nach Berufen wie Arzt, Lehrer, Ingenieur, Krankenpfleger oder Erzieher, hier ist der Zugang zum Arbeitsmarkt besonders streng geregelt. Für viele andere Berufe gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Regeln.

Jeder Fall ist einzigartig

Für die Lücke zwischen den hohen Anfragezahlen und den wenigen positiven Bescheiden gibt es mehrere Gründe. So musste das Anerkennungsverfahren in den ersten Monaten in einer Art "Learning by doing" entwickelt werden.

Theoretische und praktische Lerninhalte werden anhand von Unterlagen verglichen, die oft Jahrzehnte alt sind. Im Gesetz wurde kein "Verfallsdatum" für Abschlüsse eingebaut. Yusuf Günay etwa hat seine Sache beschleunigt, indem er selbst eine fehlende Fächerliste aus dem Archiv seiner türkischen Schule besorgte.

Bei wesentlichen Unterschieden beurteilt die Zulassungsstelle in Nürnberg, ob diese durch nachgewiesene Berufserfahrungen oder Weiterbildungen ausgeglichen werden. Weil die Antragsteller aus 68 Ländern stammten und 110 Berufe vertraten, ist jeder Antrag ein echtes Unikat.

Viele Migranten lassen sich zwar beraten, stellen dann aber keinen Antrag. Womöglich schrecken die Kosten und der ungewisse Ausgang ab. Für Yusuf Günay waren 420 Euro Bearbeitungsgebühr und noch einmal so viel für das Übersetzen und Beglaubigen der Unterlagen viel Geld.

Angebote von der Stange

Diejenigen, die fehlende Qualifikationen nachholen müssen, stehen vor einer schier unüberschaubaren Auswahl. Rund 25.000 Hoch-, Fach- und Volkshochschulen, Berufsschulen, Lehrwerkstätten, Berufsakademien und private Institute gibt es in Deutschland.

Doch diese Angebote "von der Stange" passen nur sehr bedingt auf den individuellen Bedarf, so Christian Binnig von der Fachstelle Qualifizierung des IQ-Netzwerks (Integration durch Qualifizierung). Die deutsche Weiterbildung sei traditionell kursförmig, so Binnig, festgelegte Inhalte würden an alle Teilnehmer gleich vermittelt. Mit anderen Worten: Wenn jemand einen Anpassungsbedarf von zwei Wochen hat, ein anderer aber von zwei Jahren, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich beide in derselben Qualifizierungsmaßnahme wieder finden.

Hinzu kommen die hohen Kosten. Das Geld mag gut investiert sein, doch meist stellt sich für die Antragsteller die Frage, wie sie die Mittel aufbringen sollen. Für Arbeitslose zahlt eventuell die Arbeitsagentur. Geringverdiener könnten auf die Bildungsprämien und –checks vom Bund und den Ländern zugreifen, die zumindest einen Teil der Ausgaben abdecken.

Stipendien wären eine Chance, Taxi fahrenden Ingenieuren und Putzfrauen mit Doktortitel endlich zu einer angemessenen Arbeit zu verhelfen. Allerdings sind sie rar. Die Stiftung Mercator hat im Wintersemester 32 Stipendien an zugewanderte Akademiker vergeben, die nun an den Universitäten Duisburg-Essen und Regensburg weiter studieren können. Die Otto-Benecke-Stiftung und der Hamburger Senat sind die einzigen weiteren Adressen.

Entscheidend sind die Arbeitgeber

Unternehmenspatenschaften sind ebenfalls eine Möglichkeit, schließlich sind es die Arbeitgeber, die über Fachkräftemangel klagen. Sie sind es auch, die über Sinn und Unsinn der Anerkennung letztendlich entscheiden werden.

Yusuf Günay, der zurzeit als Hausmeister bei der Stadtverwaltung arbeitet, hat seine neuen Unterlagen beim Personalamt der Stadt eingereicht und hofft nun auf eine berufliche Verbesserung. "Es bringt nichts, wenn sich nur das Papier ändert", sagt er. "Die alten Köpfe müssen sich ändern."

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