Schwarzer Mittwoch für die Großbanken
4. Dezember 2013Seit zwei Jahren ermitteln EU-Behörden im sogenannten Libor-Skandal. Verschiedene europäische Großbanken sollen sich verabredet haben, um mit falschen Angaben die Zinsen, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen, manipulieren zu können. Am Mittwoch will die EU-Kommission mitteilen, welche Banken mit Geldbußen belegt werden.
Zu den beschuldigten Banken gehört auch das größte deutsche Geldhaus: Die Deutsche Bank hatte in ihrer jüngsten Bilanz bereits Geld für eine mögliche Strafzahlung zurückgestellt. Weil das Frankfurter Institut auch noch in andere Rechtsstreitigkeiten verwickelt ist, für die ebenfalls Rücklagen gebildet wurden, ist der aktuelle Gewinn der Bank fast völlig geschwunden.
Lukratives Betrugsmodell
Der Libor (London Interbank Offered Rate) wird seit rund dreißig Jahren an jedem Vormittag eines Handelstages von der British Bankers' Association (BBA) festgelegt. Dieser Zins regelt, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen.
Seine Festlegung erfolgt jeweils auf Grundlage von Daten, die von den marktbeherrschenden Großbanken an die BBA nach London gemeldet werden. Die Banker geben an, welche Zinsen sie selbst an ihre Mitbewerber entrichten müssen. Aus diesen Zahlen wird ein statistischer Mittelwert errechnet, auf dessen Grundlage für die kommenden 24 Stunden alle Finanzmarktgeschäfte abgewickelt werden. Eine Manipulation des Zinses zu Gunsten der Geschäftsbanken kann für die Institute viele Millionen Euro täglich wert sein.
Rekordbußen erwartet
Nach Informationen der "Financial Times" sollen die Geldbußen im Durchschnitt 800 Millionen Euro für jede Bank betragen. Da wahrscheinlich acht Banken betroffen sein werden, dürfte an diesem Mittwoch die bisher höchste Kartellstrafe in der Geschichte der Europäischen Union verhängt werden. Die bisherige Höchstmarke beträgt 1,5 Milliarden Euro.
Neben der Deutschen Bank zittern unter anderem die Buchhalter der Royal Bank of Scotland, der Société Général aus Frankreich und der Citibank. Die ebenfalls in den Skandal verwickelten Banken Barclays und UBS werden straffrei ausgehen, weil sie die illegalen Absprachen offengelegt hatten.
Die Libor-Manipulationen haben sich in den vergangenen Jahren zu einem globalen Skandal ausgeweitet. Bislang sind bei seiner Aufklärung bereits Geldbußen in Höhe von 3,7 Milliarden Dollar verhängt worden. Die EU-Kommission hat das Recht, Strafzahlungen in Höhe von zehn Prozent der Bilanzsumme einer Bank einzufordern.
dk/rb (dpa)