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Politik

Ein neuer Marcos für die Philippinen?

9. Mai 2022

36 Jahre nach dem Sturz von Diktator Ferdinand Marcos hat sein Sohn "Bongbong" beste Chancen, an die Spitze der Philippinen zu rücken. Politische Beobachter erwarten gar einen Erdrutschsieg.

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Philippinen | Ferdinand "Bongbong" Marcos Jr.
Ferdinand "Bongbong" Marcos Jr.Bild: REUTERS

Auf den Philippinen haben mehr als 67 Millionen Wahlberechtigte einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Staatschef Rodrigo Duterte bestimmt. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Sohn von Ex-Diktator Ferdinand Marcos das Rennen machen wird. Bei Umfragen lag er jedenfalls deutlich vor seiner Rivalin, der derzeitigen Vizepräsidentin Leni Robredo.

Die Wahlbeteiligung war hoch, vor den Wahllokalen bildeten sich teils lange Schlangen. "Und dies trotz pandemischer Bedrohung. Die Demokratie lebt in unserem Land!", sagte George Garcia von der Wahlkommission. Gleichzeitig kam es an den Urnen aber zu Verzögerungen, weil teilweise Stimmenzählmaschinen defekt waren und Namen auf Wählerlisten fehlten.

Wahlkampf mit Fakenews

Gewinnt Ferdinand Marcos Jr. tatsächlich die Wahl, so würde seine Familie 36 Jahre nach ihrer Vertreibung in den Malacañang-Palast in Manila zurückkehren. Politische Beobachter warnen, dass der südostasiatische Inselstaat unter der Führung des 64-Jährigen in eine noch autoritärere Richtung als zuletzt steuern könnte.

"Bongbong", wie der Präsidentschaftsanwärter meistens genannt wird, setzte in seinem Wahlkampf vor allem auf Online-Medien. Dabei profitierte er von einer Flut falscher und irreführender Nachrichten - gerichtet an junge Philippiner, die keine persönlichen Erinnerungen an frühere Jahre haben. Auf Diskussionsrunden verzichtete er, um kritische Fragen zur Vergangenheit seiner Familie zu vermeiden. Das Marcos-Regime unter Ferdinand (1917-1989) und seiner exzentrischen Frau Imelda (92) machte einst mit Mord, Folter und dem spurlosen Verschwinden politischer Gegner von sich reden.

Imelda Marcos küsst Glassarkophag ihres verstorbenen Gatten
Imelda Marcos küsst Glassarkophag ihres Gatten (2006)Bild: Dennis M. Sabangan/dpa/picture alliance

Marcos Jr. hatte versprochen, die Philippinen zu einen, Arbeitsplätze zu schaffen und etwas gegen die steigenden Preise im Land zu tun. Einigkeit sei "der erste Schritt aus dieser Krise herauszukommen", sagte "Bongbong" beim Start seiner Kampagne im Februar. Profitiert hat er auch von einem Bündnis mit Sara Duterte, der Tochter des scheidenden Staatschefs. Sie kandidierte für das Amt der Vizepräsidentin. Zudem wird der Diktatorensohn von mächtigen Familien unterstützt, die in der philippinischen Politik über enormen Einfluss verfügen.

Der Präsident der Philippinen wird für sechs Jahre gewählt, darf danach aber nicht mehr antreten. Amtsinhaber Duterte hatte den Wahltag zum Feiertag erklärt, damit möglichst viele Menschen an der Abstimmung teilnehmen konnten.

wa/rb/nob (afp, dpa, epd)