Ein Lord führt künftig die Leichtathleten
19. August 2015Der ehemalige Weltklasse-Mittelstreckler Sebastian Coe ist der sechste Präsident in der 103-jährigen Geschichte des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. Die Delegierten des 50. IAAF-Kongresses wählten den 58 Jahre alten Engländer in Peking mit deutlicher Mehrheit von 115:92 Stimmen. Das ukrainische Stabhochsprung-Idol Sergej Bubka musste sich als einziger Gegenkandidat bei der Abstimmung von 207 Delegierten aus den IAAF-Mitgliedsländern geschlagen geben. Doppel-Olympiasieger Coe löst den Senegalesen Lamine Diack ab, der fast 16 Jahre lang als Präsident amtierte.
Zahlreiche Reformprojekte geplant
Der neue IAAF-Chef - der für seine sportlichen Verdienste geadelt wurde und im House of Lords, dem britischen Oberhaus sitzt - will die olympische Kernsportart mit zahlreichen Reformprojekten attraktiver und moderner machen. Priorität hat dabei der Kampf gegen Doping. Jüngste Veröffentlichungen über mögliche Manipulationen hatten das Leichtathletik-Image erneut beschädigt. So wurde in einer ARD-Dokumentation der Vorwurf erhoben, die IAAF habe möglicherweise Blutdoping-Fälle verschwiegen.
Lord Coe war als Chef des britischen Nationalen Olympischen Komitees für die Spiele 2012 in seiner Heimatstadt London verantwortlich und bekam für diese Arbeit allseits viel Lob. Coe war 1980 und 1984 Olympiasieger über 1500 Meter und hielt 16 Jahre lang den 800-Meter-Weltrekord.
Zweite sportpolitische Niederlage Bubkas
Für den sieben Jahre jüngeren Bubka war es die zweite große sportpolitische Niederlage: Vor knapp zwei Jahren scheiterte er mit der Kandidatur um das Präsidentenamt des Internationalen Olympischen Komitees an Thomas Bach. Bubka wird aber in der IAAF-Führungsspitze bleiben: Bei der Wahl der Vizepräsidenten schnitt er mit 187 Stimmen am besten ab.
Dagegen scheiterte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, mit seiner Kandidatur um einen Sitz im IAAF-Council. Im ersten Wahlgang erhielt Prokop 66 Stimmen, im zweiten Durchgang nur noch 45 Stimmen. Bisher war der DLV durch Helmut Digel in der IAAF-Regierung vertreten. Der Tübinger kandidierte nicht mehr.
sti/haz (dpa, sid)