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Führungswechsel in Krisentagen

18. August 2015

Der Leichtathletik-Weltband IAAF wählt in Peking einen Nachfolger für den langjährigen Präsidenten Lamine Diack. Der neue Mann an der Spitze muss wegen des Dopingskandals im Umfeld der IAAF gleich durchstarten.

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Sebastian Coe schüttelt Sergej Bubka die Hand. Foto: Getty Images
Sebastian Coe (l.) und Sergej Bubka wollen Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes werdenBild: Getty Images/IAAF/A. Hassenstein/

Sebastian Coe oder Sergej Bubka? Egal, welchen der beiden früheren Leichtathletik-Superstars die Delegierten des IAAF-Kongresses in Peking am Mittwoch zum Nachfolger des scheidenden Präsidenten Lamine Diack wählen, er ist nicht um seinen Posten zu beneiden. Denn der Leichtathletik-Weltverband befindet sich in einer der größten Krisen seiner Geschichte. Der Vorwurf: In den Ausdauer-Disziplinen wird flächendeckend gedopt, und die IAAF tut nichts dagegen. Schlimmer: Sie vertuscht angeblich sogar Doping. Die ARD und die englische Zeitung "Sunday Times" berichteten, dass die IAAF die Veröffentlichung einer Studie über die WM 2011 in Daegu in Südkorea blockiert habe. In einer anonymen Befragung habe knapp ein Drittel der WM-Teilnehmer zugegeben, in den zwölf Monaten vor den Titelkämpfen gedopt zu haben.

Diack: „Gezielte Kampange“

Der Skandal fällt auch auf den bisherigen IAAF-Präsidenten Diack zurück. Der Senegalese stand seit 1999 an der Spitze des Leichtathletik-Weltverbands und hat sich nicht gerade als Galionsfigur des Anti-Doping-Kampfes profiliert. Die jüngsten Dopingenthüllungen bezeichnete der 82 Jahre alte frühere Weitspringer als „gezielte Kampagne, um die Medaillen neu vergeben zu können“. Der Sohn des scheidenden IAAF-Chefs, Papa Diack, der bis Ende 2014 für die Vermarktung des Verbandes zuständig war, soll möglicherweise darin verwickelt gewesen sein, dass positive Dopingbefunde aus Russland vertuscht wurden.

IAAF-Präsident Lamine Diack. Foto: Getty Images
Lamine DiackBild: Getty Images/IAAF/B. Mendes

Mittelstrecken-Ikone und Überflieger

Der IAAF-Präsident gilt nach den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Weltfußballverbands FIFA als drittwichtigster Sportfunktionär der Welt. Um den Posten bewerben sich mit dem 58 Jahre alten Sebastian Coe und dem 51 Jahre alten Sergej Bubka zwei Weltklasseathleten früherer Tage. Coe gewann bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles zweimal Gold über 1500 Meter und zweimal Silber über 800 Meter. Der Mittelstreckler stellte während seiner Karriere acht Weltrekorde auf. Coe wurde dafür geadelt und sitzt im britischen Unterhaus. Der Ukrainer Bubka ist der erfolgreichste Stabhochspringer aller Zeiten. Während seiner Karriere gewann er einmal olympisches Gold (1988) und wurde sechsmal Weltmeister. 35 Weltrekorde gehen auf Bubkas Konto. 1985 wurde er der erste Stabhochspringer, der über sechs Meter sprang. Seien Bestmarke lag bei 6,14 Meter, in der Halle sogar bei 6,15 Meter.

Sebastian Coe gewinnt bei den Olympischen Spielen in Los Angeles Gold über 1500 Meter. Foto: Getty Images
Coe bei seinem Olympiasieg 1984Bild: Getty Images/S. Powell

Coe für unabhängige Anti-Doping-Agentur

Nach dem Karriereende im Jahr 2000 saß der Doktor der Pädagogik und Sportwissenschaft vier Jahre lang als Abgeordneter im ukrainischen Parlament. Seit 2005 steht Bubka an der Spitze des Nationalen Olympischen Komitees des Landes, seit 2007 ist er auch IOC-Mitglied. Das wäre Coe erst im Falle eines Wahlsiegs am Mittwoch. Er gilt als Chefarchitekt der erfolgreichen Olympischen Spiele 2012 in London, anschließend übernahm er den Vorsitz im britischen NOK. In Sachen Anti-Doping-Kampf hat sich Coe bereits klar positioniert: Im Wahlkampf forderte er eine unabhängige Anti-Doping-Instanz für die IAAF. Bubka wurde nicht so konkret. Der Ukrainer forderte eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Dopern: "Wer die Regeln bricht, wird den Preis zahlen."

Bubka bei der WM 1983 in Helsinki. Foto: Getty Images
Bubka 1983 bei seinem ersten WM-TriumphBild: Getty Images/Allsport/T. Duffy

Coe geht als Favorit in die Abstimmung. Rückendeckung erhielt der Brite unter anderem vom viermaligen Olympiasieger Michael Johnson aus den USA: "Hoffentlich haben die Delegierten ein gutes Gespür, und Sebastian Coe kann die Leichtathletik aus dem derzeitigen Schlamassel führen."