Ein Herz für Außenseiter: Tim Burton
25. August 2018Tim Burton ist ein Freund von Bewährtem. Er bedient sich in seinen Filmen gern wiederkehrender Einstellungen, Motive und Stilmittel: Es schneit in einer geräuschlosen Umgebung, häufig tauchen Vogelscheuchen auf. Seine Werke beginnen, untermalt von schauriger Musik, meist mit einer Kamerafahrt, die etwas oder jemandem folgt.
Manchmal wird damit schon ein Ursprung für eine spätere Entwicklung erzählt, wie beim als Kind ausgesetzten Pinguin in "Batmans Rückkehr". Und im Mittelpunkt stehen Vampire, Skelette oder Geister, die auf den ersten Blick abschrecken, tatsächlich aber ganz nett sind.
Burtons Aufwachsen in der kalifornischen 100.000-Einwohner-Stadt Burbank begründet die Vorliebe für Außenseiter, die sich später als roter Faden durch seine Filme zieht. "In der Schule schien mich niemand zu mögen", erzählt der damals längst erfolgreiche Regisseur 1994 in einem MTV-Special mit dem Titel "Freaks, Nerds & Weirdos".
Seine Filmcharaktere würden seine eigene Sehnsucht nach Akzeptanz widerspiegeln. "Wenn man dich als Freak sieht, ist das einerseits traurig, aber es gibt dir auch die Freiheit, zu machen, was du willst."
Seine ersten Schritte geht Burton als Zeichner bei Disney, 1985 dreht er mit "Pee-Wee's irre Abenteuer" seinen ersten Film, dem sich 1988 mit der ursprünglich als Horrorfilm geplanten Komödie "Beetlejuice" ein Überraschungserfolg anschließt.
Mit diesem Erfolg im Rücken, erhält Burton den Zuschlag für die Comicverfilmung "Batman", die - flankiert von einer gewaltigen Vermarktung - 1989 alle bis dahin aufgestellten Rekorde bricht.
Filmteam als Familie
Sein gewachsenes Renommee ermöglicht es Burton, den Studios auch weniger massenwirksame Filmstoffe zu verkaufen. 1990 legt "Edward mit den Scherenhänden" den Grundstein für die enge Zusammenarbeit mit Johnny Depp. Achtmal arbeitet das Gespann bis heute zusammen.
Neben seinen Stilmitteln bleibt Burton auch seinen Darstellern gern treu: Michael Keaton wurde nach "Beetlejuice" zu "Batman", auch mit Jack Nicholson, Danny DeVito, Winona Ryder und Christopher Walken drehte Burton mehrfach. Zu fast allen seiner Filme komponierte der vierfache Oscar-Preisträger Danny Elfman die Musik.
Burton umgibt sich mit Vertrauten, Menschen, die ähnlich ticken wie er oder mindestens offen dafür sind, sich in seinen Visionen fallen zu lassen. Der Regisseur und Produzent findet im Team eine Familie: "Es ist etwas Wunderbares, von ihnen umgeben zu sein", sagt er 2016 in einem Podiumsgespräch zum Film "Die Insel der besonderen Kinder".
Die Titelrolle in der Romanverfilmung besetzt Burton mit dem ehemaligen Bondgirl Eva Green, seit den Dreharbeiten sind die beiden ein Paar. Auch in Burtons für 2019 geplanten Fantasyfilm "Dumbo" spielt Green mit.
Das Filmset ist die inoffizielle Datingplattform des Horrorfilmfans: Von 1992 bis 2001 ist er mit Lisa Marie Smith zusammen, die er als Muse bezeichnet und in jener Zeit in all seinen Filmen besetzt - zuletzt in "Planet der Affen" im Jahr 2001. Bei dem Dreh entfacht wiederum seine Liebe zur Hauptdarstellerin Helena Bonham Carter, mit der er bis 2014 liiert ist, sechs Filme dreht und zwei Kinder bekommt.
Schon 2007 erhält Burton, dessen Bilder zwischen düsterer Gruft und buntem Revuetheater variieren, beim Filmfestival in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Als nächstes Projekt ist ein Wiedersehen mit "Beetlejuice" angekündigt, allerdings warten Fans des Poltergeists trotz vielfacher Gerüchte schon seit Jahren vergeblich auf eine Fortsetzung. Es wäre das erste Mal nach "Batman", dass Tim Burton eine Erzählung weiterführt.
Am 25. August 2018 kann der Regisseur seinen 60. Geburtstag feiern. Wir gratulieren!.