Glücksfall: Berlinale-Jurypräsidentin Juliette Binoche
6. Februar 2019Natürlich, Juliette Binoche ist eine französische Schauspielerin, fest verankert in der Kinoszene ihres Heimatlandes. Seit Mitte der 1980er Jahre hat sie mit den wichtigsten französischen Regisseure zusammengearbeitet: ganz am Anfang mit Altmeister Jean-Luc Godard, später mit Jacques Doillon, André Téchiné, Leos Carax, Louis Malle, Olivier Assayas, zuletzt mit Bruno Dumont und Claire Denis.
Die Regisseure der Madame Binoche
Doch dieses "Who is Who" des französischen Kinos wird noch übertroffen von der Auswahl der internationalen Regisseure des Weltkinos, für die sie vor der Kamera stand. Und mit denen sie arbeiten wollte. Als da wären: die Amerikaner Philip Kaufman und Abel Ferrara, die Briten Mike Figgis und Anthony Minghella, der Ire John Boorman, Krzysztof Kieslowski und Małgorzata Szumowska aus Polen, die Belgierin Chantal Akerman, der Österreicher Michael Haneke, der Israeli Amos Gitai, der Taiwanese Hou Hsiao-Hsien, der Iraner Abbas Kiarostami, die Spanierin Isabel Coixet.
Man muss diese Regisseure nicht alle mit Namen und Vita kennen - diese eindrucksvolle Liste zeigt aber: Juliette Binoche kennt sich aus im internationalen Filmgeschäft, und weiß offenbar ganz genau, wohin sie will mit der Wahl ihrer Rollen und ihren Auftritten. Das hat sie, wie die Berlinale stolz bei der Präsentation der prominenten Jury-Präsidentin betonte, zur "ersten europäischen Schauspielerin mit Preisen auf den drei wichtigsten Festivals der Welt" gemacht.
Vielfach ausgezeichnet: Juliette Binoche
In Berlin, Cannes und Venedig wurde sie ausgezeichnet. Darüberhinaus gewann sie mehrere Europäische Filmpreise, Césars und auch einen Oscar - für die beste Nebenrolle in dem Kinoklassiker "Der englische Patient". Die Auswahl der Regisseurinnen und Regisseure, mit denen sie im Laufe ihrer über 30jährigen Karriere zusammengearbeitet hat, zeugt von großer Kennerschaft der internationalen Filmszene. Als energische und kenntnisreiche Jury-Präsidentin, die in den Sitzungen temperamentvoll für ihre Favoriten argumentiert, kann man sie sich gut vorstellen.
Juliette Binoche dürfte neben Isabelle Huppert heute die bekannteste französische Schauspielerin ihrer Generation sein. Frühe Filme wie "Die Liebenden von Pont-Neuf" haben sie schnell weltbekannt gemacht. Gedreht hat sie aber auch leichtere Kost wie "Chocolat" oder "Jet Leg".
Und auch wenn man sie in ihrer Heimat Frankreich schon mal als "Frau mit tausend Gesichtern" beschreibt, weil sie so viele unterschiedliche Frauenfiguren dargestellt hat, so erkennt man die Binoche auf der Leinwand doch immer wieder als Schauspielerin mit starker Persönlichkeit.
"Feine Gesellschaft": Binoche kann auch anders
Ihre Spezialität sind eher schwierige, grüblerische Charaktere, aber auch Frauen, die brüsk zwischen erotischer Ausstrahlung und einem schroffen Auftreten wechseln. Noch vor ein paar Jahren, als jedes Jahr zwei bis drei Filme mit Binoche in die Kinos kamen, schien es so, als ob man ihr ein wenig überdrüssig werden könnte. Ein gewisser Hang zum manierierten Auftritt ist manchmal nicht zu übersehen.
Doch auch diese Phase hat sie überwunden - in einer überdrehten Komödie wie "Die feine Gesellschaft" verstand sie es vor drei Jahren trefflich mit dem eigenen Image zu spielen. Das zeugte von Größe.
Alles gute Voraussetzungen für die kommenden Tage als Jury-Präsidentin. 17 Filme sind im Wettbewerb der 69. Berlinale zu begutachten. Mit ihren fünf Mitstreitern in der Jury wird die französische Oscar-Gewinnerin schnell ins Gespräch kommen. Und dann am Abend des 16.2. wird der Weltstar auf der Bühne des Berlinale-Palastes den Gewinner des Goldenen Bären verkünden - eine ehrenvolle Nebenrolle.