Ehefrau Badawis befürchtet neue Stockhiebe
28. Oktober 2015Wie Ensaf Haidar, die Ehefrau des saudischen Bloggers, in Kanada mitteilte, soll Saudi-Arabien laut einer "informierten Quelle" grünes Licht für eine erneute Auspeitschung ihres Mannes gegeben haben.
Haidar appellierte erneut an den saudischen König Salman, das "Martyrium" ihres Mannes zu beenden und ihn zu begnadigen. Sie sei erstaunt über die geplante Wiederaufnahme der Auspeitschungen, da der Fall Badawi noch vor dem Obersten Gericht in Saudi-Arabien liege, erklärte Haidar weiter. Zugleich rief sie den König auf, die Ausreise ihres Mannes nach Kanada zu erlauben, damit er sie und die gemeinsamen Kinder nach vier Jahren der Trennung wiedersehen könne.
Hiebe waren vorerst ausgesetzt worden
Der 31-jährige Badawi hatte vor mehreren Jahren in seiner Heimat das Internetportal "Die saudischen Liberalen" gegründet, auf dem er auch politische und religiöse Institutionen in dem streng islamischen Königreich kritisierte. Im Juni 2012 verhafteten ihn die Sicherheitsbehörden, seine Website wurde geschlossen. Wegen Beleidigung des Islams wurde er zu tausend Stockhieben und zehn Jahren Haft verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, in seinem Blog wiederholt die Religionspolizei für die harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islams kritisiert zu haben.
Die ersten 50 Schläge gegen Badawi wurden im Januar in Dschidda vollstreckt - öffentlich auf einem Platz vor der Al-Jafali-Moschee nach dem Freitagsgebet. Die folgenden Hiebe wurden verschoben - zunächst wegen medizinischer Bedenken, dann ohne Begründung.
Saudi-Arabien steht international in der Kritik
Menschenrechtler und Politiker weltweit forderten immer wieder einen sofortigen Stopp der Strafe und die Freilassung des Bloggers. Bundestagspräsident Norbert Lammert kritisierte das Vorgehen von Saudi-Arabien zu Jahresbeginn scharf: Mit staatlicher Autorität werde im Namen Gottes "gegen Mindeststandards der Menschlichkeit verstoßen". Saudi-Arabien hatte schon mehrfach jede Kritik an dem Vorgehen gegen Badawi als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" zurückgewiesen.
chr/stu (kna, afp)