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Neue Strategie gegen IS gesucht

10. Oktober 2014

Die Lage in der syrischen Kurdenstadt Kobane ist prekär. Doch wie kann man die IS-Milizen zurückschlagen? Auf Vorschlag von US-Generalstabschef Dempsey nehmen die Militärchefs des Anti-IS-Bündnisses einen neuen Anlauf.

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US-Generalstabschef Martin Dempsey (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Militärchefs der Koalition zum Kampf gegen dieDschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) wollen bei einem Treffen auf höchster Ebene am kommenden Montag und Dienstag über ihre Strategie im Irak und in Syrien diskutieren. Dazu habe US-Generalstabschef Martin Dempsey (Artikelbild) mehr als 20 seiner Kollegen eingeladen, sagte ein Angehöriger des US-Militärs der Nachrichtenagentur dpa. Um den Fall der heftig umkämpften Kurdenstadt Kobane mit einem Strategiewechsel zu verhindern, könnte es jedoch schon zu spät sein.

Kobane, das auf Arabisch Ain al-Arab heißt, ist die drittgrößte Kurdenstadt in Syrien. Mit einem Verlust Kobanes und der umliegenden Region könnten die syrischen Kurden ihre Selbstverwaltung einbüßen, die sie in den Wirren des syrischen Bürgerkriegs errungen hatten. Der IS würde dagegen im Falle der Eroberung ein geschlossenes Gebiet entlang der türkischen Grenze kontrollieren.

Der amerikanische Außenminister John Kerry bemüht sich, die Bedeutung Kobanes als Fingerzeig für die US-Politik herunterzuspielen. Auch andere Städte in der Region seien gefährdet. Es werde noch Wochen und Monate dauern, bis sich die Anstrengungen der USA und ihrer Partner auszahlen würden.

Luftangriffe reichen nicht

Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums werden Luftangriffe wohl nicht ausreichen, um die drohende Eroberung von Kobane zu verhindern. Stattdessen sei der Aufbau einer schlagkräftigen Rebellentruppe nötig, um den IS auch am Boden zu bekämpfen. Der pensionierte US-General John Allen soll nun in Ankara über einen Beitritt der Türkei zu dem von Washington geführten Bündnis gegen den IS verhandeln.

Zwar hatte die türkische Regierung vom Parlament die Erlaubnis eingeholt, im Kampf gegen den IS Bodentruppen nach Irak und Syrien zu entsenden. Nach Gesprächen mit dem neuen NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag aber, niemand dürfe von der Türkei einen Alleingang erwarten. "Es ist nicht realistisch, dass die Türkei allein eine Bodenoperation durchführt", sagte Cavusoglu. Das internationale Bündnis gegen den IS müsse sich auf eine gemeinsame Strategie einigen. Stoltenberg sagte, die Türkei sei ein wichtiger NATO-Partner. Der IS sei nicht nur eine Bedrohung für Syrien und den Irak, sondern auch für die Staaten der Allianz. "Die NATO steht bereit, alle Alliierten dabei zu unterstützen, ihre Sicherheit zu verteidigen."

Debatte um Pufferzone

Bei dem Treffen wurde auch die von Ankara geforderte Pufferzone zwischen der Türkei und Syrien erörtert. Stoltenberg erklärte, innerhalb der NATO gebe es noch keine entsprechenden Pläne. Die Regierungen in Washington, London und Paris hatten sich zuletzt offen für eine Prüfung des Vorschlags gezeigt. Syrien wandte sich gegen die Einrichtung einer Pufferzone. Vize-Außenminister Faisal al-Mekdad kritisierte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana dabei vor allem Frankreich, nachdem Paris die Idee Ankaras unterstützt hat. Damaskus wertet das nach Sana-Angaben als Angriff auf die Souveränität Syriens.

Journal - Nachrichten

IS-Milizionäre und kurdische Einheiten ringen seit Tagen um die Kontrolle der strategisch wichtigen Grenzstadt Kobane. Zuletzt konnte die Terrormiliz anscheinend im Häuserkampf weitere Viertel der Stadt erobern. Am Donnerstag meldete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die Dschihadisten hätten bereits ein Drittel der Stadt eingenommen. Die US-Armee betonte, die kurdischen Einheiten würden nach wie vor einen Großteil der Stadt kontrollieren.

Das US-Militär flog am Donnerstag neun Luftangriffe gegen IS-Stellungen nahe Kobane. Das Zentralkommando des US-Militärs in Tampa in Florida teilte mit, südlich der Stadt seien zwei von IS-Kämpfern besetzte Gebäude sowie ein Panzer und ein schweres Maschinengewehr zerstört worden.. Eine Kampfstellung des IS sei von den Bombern beschädigt, eine kleinere sowie eine größere IS-Einheit getroffen worden. Bei den drei Angriffen im Norden der Stadt hätten die Piloten zwei Gebäude der Terrormiliz zerstört und zwei kleinere IS-Einheiten getroffen. Auch im Irak seien Angriffe gegen die Dschihadisten geflogen worden.

kle/qu (afp, dpa, rtre)