Ebola-Verdacht in Berliner Charité
5. Januar 2015In der Berliner Charité wird erstmals ein Patient behandelt, der sich mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Ebola infiziert hat. Es gebe "einen dringenden Verdacht" auf eine Ansteckung, sagte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja. Bei dem Patienten handle es sich um ein Mitglied des südkoreanischen Behandlungsteams, das in Sierra Leone im Auftrag einer Hilfsorganisation im Einsatz war.
Die Person war am Samstagmorgen (3.1.2015) mit einem amerikanischen Spezialflugzeug im Flughafen Tegel eingetroffen und danach sofort in die Sonderisolierstation der Charité eingeliefert worden. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, betonte Czaja. Weitere Angaben zu Geschlecht, Alter und Berufstätigkeit des Patienten wurden nicht genannt. Dieser habe selbst inständig darum gebeten, größtmögliche Anonymität zu wahren, erklärte der Oberarzt der Station für hochinfektiöse Erkrankungen, Frank Bergmann. Der Patient habe zum medizinischen Hilfspersonal gehört und am 29. Dezember beim Kontakt mit einem schwer erkrankten Ebola-Patienten eine Nadelstichverletzung erlitten.
Patient bislang ohne Symptome
Bislang zeige die Person keinerlei Erkrankungssymptome, erklärte Bergmann weiter. Der Patient sei "in einem sehr guten Allgemeinzustand" und habe kein Fieber. "Es besteht durchaus eine gute Chance, dass die Infektion nicht auftritt." Der Patient befinde sich aber noch in der Inkubationszeit, die etwa drei Wochen beträgt. In dieser Zeit werde die zu behandelnde Person im Universitätsklinikum verbleiben.
Gesundheitssenator Czaja sagte, die Anfrage für die Übernahme der möglicherweise an Ebola infizierten Person sei von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gekommen und am 31. Dezember gestellt worden. Das Universitätsklinikum hat nach den Worten des ärztlichen Direktors Ulrich Frei der Behandlung sofort zugestimmt. Frei betonte, die Charité sei für die Behandlung von Ebola-Patienten gut vorbereitet.
London: Zustand der schottischen Krankenschwester "ernst"
Unterdessen hat sich der Gesundheitszustand der an Ebola erkrankten schottischen Krankenschwester verschlechtert und ist nun "ernst". Dies teilte das behandelnde Krankenhaus in London mit. Pauline Cafferkey hatte sich bei einem Hilfseinsatz im westafrikanischen Sierra Leone mit dem Virus infiziert. Nach ihrer Rückkehr nach Schottland war das Virus diagnostiziert und die Frau in eine Klinik eingewiesen worden. Später wurde sie auf eine spezielle Station im Royal Free Hospital in London verlegt.
Der bislang größte Ebola-Ausbruch begann im März 2014 im westafrikanischen Guinea und breitete sich auch auf die Nachbarstaaten Liberia und Sierra Leone aus. Weitere Fälle gab es zudem in Nigeria. Zum 31. Dezember waren insgesamt 20.163 Ebola-Erkrankungen gemeldet. Davon sind 7.894 tödlich verlaufen.
ab/ml (afp, dpa, epd, rtr)