Haben Fledermäuse Ebola ausgelöst?
30. Dezember 2014Der Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika geht einer Studie zufolge möglicherweise auf Fledermäuse zurück. Wie bereits bekannt war, erkrankte der vermutlich erste Patient - ein kleiner Junge - Ende Dezember 2013 in dem Dorf Meliandou in Guinea. Kinder dort hätten häufig an einem hohlen Baum gespielt, der von Fledermäusen der Art Mops condylurus bewohnt wurde, berichtet ein internationales Forscherteam um Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut (RKI) im Fachblatt "Embo Molecular Medicine". Bisher galten Flughunde als wahrscheinlichste Ursache der Epidemie.
In Boden- und Ascheproben des zwischenzeitlich ausgebrannten Baumes fanden die Forscher die Erbsubstanz dieser Fledermäuse, die bereits bei früheren Ebola-Ausbrüchen als mögliches Reservoir diskutiert worden war. Von der Art ist bekannt, dass sie Infektionen mit dem Ebola-Virus überleben kann, zudem wurden in solchen Tieren auch Antikörper gegen den Erreger gefunden.
Kinder spielten mit Fledermäusen
Die Wissenschaftler waren im April 2014 zum Ort des Ausbruchs im Grenzgebiet von Guinea nach Liberia und Sierra Leone gereist, um die Ursache der Epidemie zu ermitteln. Frühere Ebola-Ausbrüche gingen nach RKI-Angaben mit erheblichen Todesfällen unter Wildtieren einher, etwa bei Menschenaffen oder manchen Antilopen. Die Forscher prüften daher, ob sich die Dichte von Wildtieren in dem Gebiet verändert hatte, entdeckten aber keine Auffälligkeiten.
Den hohlen Baum fanden sie dann etwa 50 Meter entfernt vom Zuhause des mutmaßlichen ersten Ebola-Patienten. Befragungen der Bevölkerung ergaben, dass Kinder in dem Baum oft Fledermäuse fingen und mit ihnen spielten. Auch das Grillen der Tiere sei bei Kindern in der Gegend üblich.
Ob das Virus letztlich durch den Verzehr von Tieren oder Kontakt zu ihren Körperflüssigkeiten übertragen wurde, lassen die Forscher offen. Für Leendertz ist die Ansteckung ein "dummer Zufall", wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ausgerechnet ein infiziertes Tier zu essen oder mit dessen Körperflüssigkeit in Kontakt zu kommen, sei äußerst unwahrscheinlich. Die Bevölkerung müsse über mögliche Gefahren von Fledertieren - also Flughunden und Fledermäusen - aufgeklärt werden, schreiben die Forscher weiter, aber auch über ihren großen Nutzen für das Ökosystem.
Ausrottung ist keine Option
Eine Ausrottung der Flughunde ist nach Expertenansicht keine Option. "Solche großangelegten Keulungsaktionen wären vollkommen sinnlos", sagte Andreas Streit, der das Bonner UN-Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (Unep/Eurobats) leitet, der Nachrichtenagentur dpa. Sie würden auch an der gegenwärtigen Situation überhaupt nichts ändern. Das Virus werde derzeit von Mensch zu Mensch übertragen.
Streit fürchtet durch eine systematische Tötung der Flughunde ernsthafte Folgen für das Ökosystem. Die Fruchtfresser seien Bestäuber aber auch Verbreiter von Pflanzensamen. Das betreffe ein breites Spektrum von Pflanzen, die teils auch wirtschaftlich für die Region von Bedeutung seien.
ab/sc (afp, dpa)