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Vereint, aber noch nicht eins

Volker Wagener25. September 2015

Gut gelungen, aber noch nicht vollendet. So sehen die Deutschen Staat und Gesellschaft 25 Jahre nach der Einheit. Die Deutsche Welle wollte es genauer wissen und beauftragte das Meinungsforschungsinstitut dimap.

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Deutschland Symbolbild Bevölkerung schwarz rot gelb
Bild: picture-alliance/dpa

Joachim Gauck hat recht: Es gibt sie immer weniger, die Ossis, die Wessis. Genau das hatte der Bundespräsident unlängst mit Befriedigung festgestellt. Es dominieren inzwischen eindeutig die gesamtdeutschen Gefühle. Ein Viertel Jahrhundert Deutsche Einheit hat vor allem bei den unter 30-Jährigen eine Identität frei vom überkommenem Ost-West-Muster wachsen lassen, haben die Meinungsforscher von infratest-dimap herausgefunden. Sie befragten im Auftrag der Deutschen Welle Mitte September mehr als 1000 Deutsche über 18 zu ihrer Einstellung zur Wiedervereinigung. Wer in Dortmund geboren, aber in Dresden groß geworden ist, für den gibt es keine Identität mehr nach Himmelrichtungen.

Die optimistischen Jungen

Entsprechend positiv fällt die Einheitsbilanz bei den 18- bis 29-Jährigen aus. 90 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe sind davon überzeugt, dass die Wiedervereinigung Deutschlands Modellcharakter für andere Länder hat.

Infografik Einstellungen zur Wiedervereinigung Deutsch

Auch sehen die Jungen die Resultate der Einheit zu 79 Prozent als gelungen an und sind dabei erkennbar zufriedener mit dem Erreichten als ihre Eltern und Großeltern. Selbst da, wo sich das Zusammenwachsen noch holprig gestaltet sind die Geburtsjahrgänge um den Mauerfall herum relativ wohlwollend in ihrem Urteil. Nur 58 Prozent und damit weniger als bei den Älteren halten die Einheit noch für unvollendet. Und die Kostenfrage bewegt die, die den Mauerfall nur vom Hörensagen und aus Büchern kennen, nur mäßig. Gerademal 30 Prozent monieren die Finanzlast der Einheit als zu teuer.

Vor dem Hintergrund dieses durchgängig zufriedenen Grundtons der "Nachgeborenen" verwundert es nicht, dass auch die jeweils ganz persönliche Bilanz der Befragten positiv gefärbt ist. Zwei Drittel sehen sich als Nutznießer der Einheit. Alle anderen Altersgruppen wollen nur je zur Hälfte Vorteile für sich erlebt haben.

Identifikation nach Himmelsrichtung ebbt ab

Noch ist die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Osten höher als im Westen, dennoch sind zwei Drittel der Ostdeutschen zufrieden mit dem Stand der Einheit. Das sind zehn Prozent weniger, als die Befragten im Westen den Demoskopen in die Blöcke diktierten. Etwas deutlicher fällt der Ost-West-Vergleich bei der Frage aus, ob der Prozess des Zusammenwachsens schon abgeschlossen sei. Das sieht man östlich der Elbe kritischer als in der alten Bundesrepublik. Große Einigkeit hingegen bei der Beurteilung der deutschen Einheit als Vorbild. Acht von zehn Interviewten sind sich sicher: Das war und ist zur Nachahmung geeignet.

Infografik Persönliche Folgen der Wiedervereinigung Deutsch

Obwohl die Deutschen zwischen Ostsee und sächsischer Schweiz das Gelingen der deutschen Einheit bis dato etwas zurückhaltener bewerten, fällt ihr Urteil auf der rein persönlichen Seite sehr viel positiver aus. Mehr als zwei Drittel geben an, durch die Einheit Vorteile für sich erlebt zu haben. Aber: Immerhin jeder Sechste – hüben wie drüben – gibt zu Protokoll, Mauerfall und Vereinigung hätten eher nachteilige Konsequenzen nach sich gezogen.