Drohnen auf dem Vormarsch
1. April 2013Oberstleutnant Carsten Endemann war drei Jahre lang Pilot für Heron-Drohnen in Afghanistan. Ausgebildet wurde er in Israel. Bei seinem Einsatz in Afghanistan steuerte er aus einem Container die weniger als 50 Meter davon entfernt startenden Drohnen.
Auf einem Video, das mit Hilfe dieser Drohnen aufgenommen wurde, sind Häuser und Marktplätze zu sehen. "Das ist das Gebiet, in dem Aufständische vermutet werden", erklärt Endemann. Dieser Verdacht konnte mit Hilfe der Drohne bestätigt werden. "Teilweise ist auf den Bildern sichtbar, dass Waffen mitgeführt werden", erläutert der Offizier.
Die deutsche Patrouille habe eine Art Signalmunition abgefeuert und den Aufständischen so signalisiert, dass sie gesehen wurden. "Das reichte dann aus, damit sich diese entfernt haben", berichtet Endemann.
Psychische Belastung, ethisches Dilemma
Was durch Monitore und Joystick wie ein realistisches Computerspiel aussieht, ist harter Kriegsalltag. Ein erfahrener Pilot wie Carsten Endemann weiß das sehr genau. "Mit den Leuten, die ich gerade am Bildschirm begleite, habe ich am Abend zuvor noch gesprochen." Wenn er dann mit ansehen müsse, wie sie verletzt werden, sei die psychische Belastung "immens hoch".
Während Deutschland bislang nur Aufklärungsdrohnen einsetzt, benutzen die USA schon seit 2001 bewaffnete Drohnen - begleitet von kontroversen Debatten. Jutta Weber, Technikphilosophin an der Universität Paderborn, forscht zum Thema automatisierter Krieg. "Nicht nur das Militär, sondern auch die Geheimdienste fliegen mit Drohnen in Länder, die keine gesicherte Luftabwehr haben, um dort Menschen gezielt zu töten, ohne dass es eine Gerichtsverhandlung gegeben hat", kritisiert Weber im Gespräch mit der DW. Sie hält dieses Vorgehen für "höchst problematisch". Zudem würden auch Zivilisten mit sogenannten Signaturschlägen getötet, weil ihr Verhalten bestimmten Mustern entspreche, die beispielsweise auf militante Islamisten hindeuteten.
Nach Angaben der Friedensorganisation Medact sind seit 2001 zwischen 3000 und 4500 Menschen in Pakistan, Somalia und dem Jemen durch den Einsatz bewaffneter Drohnen getötet worden.
Heron-Nachfolger für die Bundeswehr
"Ich halte den Einsatz von Drohnen unter Einhaltung unserer bestehenden rechtlichen Regelungen für ethisch in Ordnung", erklärte Bundesverteidigungsministers Thomas de Maizière im Januar im Bundestag. Die Beschaffung von Drohnen auch für die Bundeswehr halte er für "sicherheitspolitisch, bündnispolitisch und technologisch sinnvoll".
Bisher nutzt die Bundeswehr Drohnen des Typs Heron 1. Drei von der israelischen Rüstungsfirma IAI geleaste Aufklärungsdrohnen dieses Typs sind seit 2009 in Afghanistan im Einsatz. Heron 1 besitzt Infrarot- und Tageslichtkameras und kann bis zu 18 Stunden lang in der Luft sein.
Eurohawk-Kauf vorerst abgesagt
Im Herbst 2014 läuft der Leasingvertrag mit der israelischen Firma aus. Alles spricht derzeit dafür, dass eine Weiterentwicklung der bewährten US-Kampfdrohne Predator die Heron-Drohnen ablösen wird. Ob aber die USA ihre einsatzbewährte Drohnen-Technologie an die Bundeswehr verkaufen dürfen und wollen, ist noch völlig unklar. Spekuliert wird über eine "abgespeckte" Version der Predator-Drohne.
Die Debatte darüber, wofür die Bundeswehr diese unbemannten Flugsysteme benötigt und inwiefern das ethisch zu rechtfertigen ist, ist bereits in vollem Gange.
Der geplante Kauf von sogenannten Eurohawk-Aufklärungsdrohnen wurde dagegen vorerst gestoppt. Über eine Milliarde Euro sollten die vier Eurohawk-Drohnen inklusive der Bodenstation ursprünglich kosten. Experten rechnen jedoch mit einem deutlich höheren Preis.