Drei Männer und ein Poldi
19. September 2008Klein-Poldi ist eigentlich wie alle Kinder. Er will spielen, spielen, spielen. Doch Klein-Poldi hat die Rechnung ohne seine drei Väter gemacht. Er lebt nämlich in einer merkwürdigen Männer-Wohngemeinschaft in München, mit Papa Kaiser, Papa Uli und Papa Klinsi. Und das kam so: Eines Tages haben Papa Kaiser und Papa Uli die Idee, Klein-Poldi zu adoptieren. Sie kaufen ihn seiner Familie in Köln für sehr viel Geld ab und Klein-Poldi erhält eine kräftige Taschengelderhöhung. Er zieht in die Münchner Männer-WG ein und alle sind hellauf begeistert. "Schaut´s her, des is mei Prinz Poldi", tönt Papa Kaiser. Und Papa Uli erwägt, in seiner Fabrik eine Weißwurst namens Poldi produzieren zu lassen.
Spielen dürfen nur die Brüder
Klein-Poldi will nur eins: spielen, spielen, spielen. Seine neuen Papas haben aber, ohne ihn zu fragen, gleich noch zwei Brüder dazugekauft, den Pizza-Toni und den Salto-Miro. Die Begeisterung der Väter für Klein-Poldi verfliegt schnell. Sie legen ihn ab wie ein altes Spielzeug. "Schaut´s her, des is mei Salto-Miro", posaunt nun Papa Kaiser. Und Papa Uli denkt darüber nach, statt Poldi-Wurst Pizza Toni vom Band laufen zu lassen. Spielen dürfen nur noch die beiden Brüder, Klein-Poldi wird mit Bank-Arrest bestraft. Das ändert sich auch nicht, als Papa Klinsi in die Münchner WG einzieht. Früher war er Klein-Poldis Lieblingsonkel. Jetzt aber, unter einem Dach mit Papa Kaiser und Papa Uli, verändert sich Papa Klinsi. Auch er zeigt Klein-Poldi die kalte Schulter, wenn der bettelt: "Ich will spielen, spielen, spielen." Klein-Poldi leidet unter schlimmem Heimweh. "Hör auf zu jammern", donnert Papa Uli und schiebt böse lächelnd hinterher: "Deine Eltern haben eh viel zu wenig Geld, um dich zurückzukaufen." Papa Klinsi zupft Klein-Poldi am Ohr: "Dein Platz ist die Bank, vielleicht noch jahrelang." Und Papa Kaiser meint bloß: "Hör auf Papa Uli und Papa Klinsi!"
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes
Dann macht die Männer-WG einen Ausflug nach Köln. Klein-Poldis Familie bereitet dem verlorenen Sohn einen rauschenden Empfang. Auch als Gästekind lässt man ihn spielen, spielen, spielen. Klein-Poldi blüht auf, lässt sich feiern, als ob seine drei Papas gar nicht dabei wären. Doch die beobachten ihn genau, registrieren jede seiner Gesten - und reagieren auf die Stimmung, die sich gegen sie zu wenden droht. "Klein-Poldi liegt mir am Herzen", heuchelt Papa Klinsi, um die Wogen zu glätten. "Er ist noch lange nicht da, wo er hinkommen kann." Derweil telefoniert Papa Uli im Nebenzimmer: mit Papa Schuster in Madrid.