Dortmund beendet Ergebniskrise
2. November 2016Borussia Dortmund - Sporting Lissabon 1:0 (1:0)
Ohne Aubameyang ist Dortmund nur die Hälfte wert. Diese zugegeben etwas überspitzte These hält sich unter den BVB-Kritikern hartnäckig. Der Goalgetter aus Gabun löst regelmäßig das Kernproblem des Dortmunder Fußballs: die oft mangelhafte Chancenverwertung. Doch auch er zeigte in der herbstlichen Schwächephase der Borussia durchwachsene Auftritte. Und nun das: Kurz vor dem Spiel flog Pierre-Emerick Aubameyang aus der Mannschaft. "Das hat interne Gründe. Der Trainer hat das entschieden", lautete die knappe Erklärung von BVB-Geschäftsführer Hans Joachim Watzke vor dem Spiel. Was genau Aubameyang möglicherweise getan hatte, dass er nicht einmal auf der Bank sitzen durfte, wollte Watzke jedoch nicht ausführen, man darf jedoch von einer Disziplinarstrafe ausgehen. Der BVB im wichtigen Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon also nur die Hälfte wert?
Weit gefehlt. Denn hinter Starstürmer Aubameyang lauert Adrian Ramos. Der Kolumbianer schaffte es bisher nicht, sich in Dortmund nachhaltig für die Stammelf zu empfehlen, dabei erfüllte er zuletzt stets die Erwartungen: Er traf in dieser Saison immer, wenn er von Anfang an spielen durfte. Wie wertvoll Ramos als Aubameyangs Ersatzmann ist, zeigte er auch beim 1:0 (1:0)-Sieg gegen Lissabon. Und das schon in der 12. Minute: Sokratis leitete mit einer fast schon Hummelschen Spieleröffnung per langem Ball von Strafraum zu Strafraum ein, wo Christian Pulisic, Gonzalo Castro und Mario Götze mit kurzen Pässen die Sporting-Abwehr banden und so den Raum auf der rechten Außenbahn für Matthias Ginter öffneten. Der kam mit viel Tempo von hinten und flankte aus vollem Lauf in den Strafraum, wo Ramos am höchsten stieg und aus kurzer Distanz mit Wucht zum 1:0 einköpfte. Besser hätte es Aubameyang, der mit Hut und Mantel im Stile von Inspector Gagdet auf der Tribüne fror, auch nicht machen können.
Danach drosselte der BVB das Tempo und Sporting sortierte sich. Das Ergebnis war ein etwas ausgeglicheneres Spiel. Fast unvermittelt klatschte dann in der 34. Minute der Ball an die Latte: Pulisic geriet bei seinem Schussversuch aus fünf Metern in Rücklage und vergab so eine sichere Torchance. Dortmund blieb auch im zweiten Durchgang vieles schuldig. Zwar stabilisierten die zurückgekehrten Gonzalo Castro und Raphael Guereiro das 4-1-4-1-System von Trainer Thomas Tuchel. Doch in der Offensive hakte es sichtbar - und das lag nicht an Adrian Ramos. Der einzigen Spitze der Borussen fehlte es an Zulieferung aus dem Mittelfeld. Ein Problem, das sich in Dortmund schon durch den ganzen Herbst zieht.
So musste ein Freistoß von André Schürrle in der 75. Minute für etwas Torgefahr herhalten. Doch Sporting-Keeper Rui Patricio ließ sich nicht überraschen und parierte glänzend. In der Schlussphase verwaltete die Borussia zwar nicht risikofrei, dafür aber energiesparend das 1:0 und zeigte damit nach enttäuschenden Auftritten in der Bundesliga wieder einen erkennbaren Aufwärtstrend. "Wir sind sehr glücklich, dass wir das Spiel erfolgreich gestalten konnten. Es war aber schwierig. Wir versuchen aus dieser Partie etwas mitzunehmen", sagte Julian Weigl nach dem Erfolg.
Und aus England kam prominenter Beistand: "Der BVB hat in dieser Saison schon herausragenden Fußball gespielt. Da wächst etwas Großes heran", lobte Ex-Coach Jürgen Klopp bei "Sky" und gab sich mit Blick auf die ausbleibenden Siege in der Liga "tiefenentspannt". Dortmund steht damit bereits nach vier von sechs Gruppenspielen im Achtelfinale der Champions League und kann dank des überraschenden 3:3 von Legia Warschau gegen Real Madrid sogar den Gruppensieg klar machen.
Tottenham Hotspur FC - Bayer Leverkusen 0:1 (0:0)
Tolle Kulisse, maues Spiel: Lange galt dieses Motto im Londoner Wembleystadion, jener legendären und doch im Vereinsfußball selten bespielten Arena. Die 90.000 Zuschauer im Mekka des englischen Fußballs sorgten auch dank vergleichsweise günstiger Eintrittspreise für eine gute Stimmung, die dieses von Fehlpässen geprägte Spiel lange gar nicht verdiente. Weder die Gastgeber von Tottenham Hotspur, die seit dieser Saison ihre Heimspiele in der Königsklasse im Wembleystadion austragen, noch die Gäste aus Leverkusen spielten ansehnlichen Fußball. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit entwickelte die Partie richtig Dynamik: Auf beiden Seiten wackelte plötzlich die "0". Für die Werkself vom Rhein vergab Javier "Chicharito" Hernandez in der 43. Minute freistehend aus wenigen Metern die beste Chance, während Tottenham vor dem Bayer-Tor das verletzungsbedingte Fehlen von Torjäger Harry Kane spürbar schmerzte.
Auch in der zweiten Hälfte ging es zunächst gemächlich los, ehe erneut Leverkusens Star aus Lateinamerika in Erscheinung trat: Chicharito vergab in der 61. Minute gleich zweimal aus aussichtsreicher Position. Sein Teamkollege Kevin Kampl machte es in der 65. Minute besser: Der slowenische Nationalspieler tankte sich in der Mitte des Strafraums durch, profitierte von einem abgefälschten Ball und versenkte die Kugel aus acht Metern eiskalt zum 0:1 im Tor der Londoner. In der Schlussphase drängte Tottenham zwar auf den Ausgleich, doch auch ein Freistoß-Lattenkracher von Eric Dier aus rund 20 Metern führte nicht zum Erfolg aus Sicht der Gastgeber. Am Ende darf sich Leverkusen über drei wichtige Punkte freuen, die die Werkself auf Rang zwei in Gruppe E katapultierten - das Achtelfinale rückt damit wieder in greifbare Nähe.
Die Partie im Re-Live zum Nachlesen: