Koks-Beichte von Prinz Harry
8. Januar 2023Noch herrscht höchste Geheimstufe. Erst in vier Tagen (10. Januar 2023) soll die Autobiografie von Prinz Harry mit dem Titel "Reserve" (englischer Titel: "Spare") in die Buchläden kommen. Doch schon jetzt überschlägt sich die Skandal-Presse: Zitate, Spekulationen, Teilpassagen machen die Runde, auch viel Hörensagen.
In Spanien landeten die Memoiren schon jetzt im Handel, wie Sky News berichtet. Der britische Sender zitiert aus einem spanischsprachigen Exemplar, das ihm vorliegt. Danach hat sich der einstige Lieblingsenkel der verstorbenen Queen offenbar vieles von der Seele geschrieben. Harry habe als Minderjähriger Kokain konsumiert, heißt es.
"Kein Spaß" mit Koks
"Es hat nicht wirklich Spaß und mich nicht besonders glücklich gemacht", schreibt der Prinz rückblickend laut Sky News. Er habe bereits als 17-Jähriger mehrfach Koks zu sich genommen, um sich "anders" zu fühlen.
Das sei sein Hauptziel gewesen. "Ich war ein 17-Jähriger, der bereit war, fast alles auszuprobieren, was die vorher festgelegte Ordnung verändern würde", heißt es im Buch laut Sky News. Zumindest habe er damals versucht, sich davon zu überzeugen. Offenbar fällt Harrys Drogenkonsum in die Zeit, als sein Vater, Prinz Charles, der heutige König, ihn wegen seines Alkohol- und Marihuana-Konsums in eine Entzugsklinik gebracht hatte. Britische Boulevard-Zeitungen verliehen Harry damals den Namen "Harry Pothead" - vom englischen Wort "Pot" für Marihuana und in Anspielung an den Zauberlehrling Harry Potter aus der populären Fantasy-Buchreihe.
Eine "feierwütige Jugend"
Nach dem frühen Tod seiner Mutter, Prinzessin Diana, die 1997 auf der Flucht vor Paparazzi in Paris verunglückte, habe er eine feierwütige Jugend gehabt, schreibt der 38-Jährige Sky News zufolge in seiner Autobiographie. Seine Frau Meghan Markle habe ihm schließlich geholfen, ruhiger zu werden. Beide, Harry und Meghan, hatten sich im März 2020 offiziell von ihren royalen Pflichten zurückgezogen. Sie leben mit ihren beiden Kindern, dem dreieinhalbjährigen Archie und der anderthalbjährigen Lilibet, in Meghans Heimat Kalifornien.
In seinem Buch berichtet Prinz Harry auch von seinen Einsätzen als Soldat. In Afghanistan habe er als Hubschrauberpilot 25 Talibankämpfer getötet. "Eine der wichtigsten Dinge, die ich in der Armee gelernt habe, ist, dass ich für meine eigenen Handlungen verantwortlich bin. Also meine Zahl: 25", schreibt Harry dem Sender Sky News zufolge. Ohne Reue bemerkt er: "Es war nichts, was mich mit Genugtuung erfüllt hat, aber ich habe mich auch nicht geschämt."
Handgemenge mit Prinz William
Thema in "Spare" sei auch ein Streit Harrys mit seinem Bruder William im Jahre 2019, bei der William ihn tätlich angegriffen habe, berichtet der britische "Guardian”. Auslöser für den Vorfall, der sich in Nottingham Cottage, seinem damaligen Londoner Wohnhaus, abgespielt haben soll, sei Harrys Beziehung zu seiner heutigen Ehefrau, Herzogin Meghan, gewesen.
William habe Meghan "schwierig", "unverschämt" und "ruppig" genannt. Während des Streits habe William ihn am Kragen gepackt, seine Kette zerrissen und ihn zu Boden geworfen. Er habe sichtbare Verletzungen am Rücken von diesem Vorfall davongetragen, schreibt Harry. Der britische Königspalast schweigt vorerst zu Harrys Enthüllungen.
Versöhnliche Worte in TV-Interview
In einem Twitter-Teaser für ein Interview mit dem britischen Sender ITV machte Prinz Harry seiner Familie ein Gesprächsangebot: "Die Tür ist immer offen", sagt er in einem Ausschnitt des Interviews, das ITV am Sonntag (22 Uhr MEZ) in voller Länge ausstrahlen will. Er hoffe, dass seine Familie bereit sei, sich zusammenzusetzen und über alles zu reden. Im gleichen Interview sagt Harry, er wünsche sich William und seinen Vater zurück. Nun müsse der Palast reagieren. In Deutschland wird das Gespräch am Montag (9. Januar) um 17.00 Uhr bei RTL im Rahmen der Sendung "Exclusiv Spezial: Harry – Das Interview" gezeigt.
Wenige Stunden später soll in der Nacht zum Montag ein weiteres Interview mit Harry im US-Fernsehen ausgestrahlt werden. In bereits veröffentlichten Ausschnitten aus diesem Gespräch klingt Harry weniger versöhnlich und macht seinen Verwandten Vorwürfe: Journalisten seien unter der Hand mit Negativ-Informationen über ihn und seine Frau Meghan gefüttert worden, und Bitten des Paares um Gegendarstellungen zu Presseartikeln seien von der Königsfamilie stets abgelehnt worden.
sd/pj/pr (afp/dpa/guardian/Sky news)
Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom 6.1.2023.