Die Jagd auf einen schwarzen Jogger war Mord
25. November 2021Die Geschworenen in der Hafenstadt Brunswick im US-Bundesstaat Georgia hatten etwa zehn Stunden lang beraten. Anschließend erklärten sie den Todesschützen Travis M., seinen Vater Gregory und deren Nachbarn William B. des Mordes und weiterer Anklagepunkte für schuldig. Den drei Männern droht lebenslange Haft, das genaue Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.
Der 25-jährige Ahmaud Arbery war im Februar 2020 in dem südlichen Bundesstaat beim Joggen erschossen worden. Den Ermittlern zufolge hatten die Angeklagten den schwarzen jungen Mann in Brunswick mit einem Pick-up gejagt, mit Schusswaffen bedroht und dann aus nächster Nähe mit zwei Schüssen in die Brust getötet. B. war den Ermittlungen zufolge an der Verfolgung beteiligt und filmte die Tat.
Erst mit dem Video kamen Ermittlungen in Gang
Der Fall war politisch aufgeladen: Arberys Tod führte - zusammen mit dem Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Mai 2020 - zu den US-weiten Anti-Rassismus-Protesten im Sommer vergangenen Jahres. Für Empörung sorgte, dass die Justiz erst gegen die drei weißen Männer aktiv wurde, als Monate später das Video von der Tat publik wurde. Zuletzt gab es dann Kritik daran, dass in der zwölfköpfigen Jury nur ein schwarzer Geschworener saß.
Die Angeklagten hatten erklärt, sie hätten den 25-jährigen Jogger für einen Einbrecher gehalten und sich auf ein damals in Georgia geltendes Gesetz berufen, das Bürgern die Festnahme von Verdächtigen erlaubte. Obwohl nur einer der Männer die tödlichen Schüsse abgab, wurde auch den beiden anderen wegen Mordes an Arbery der Prozess gemacht - aufgrund ihrer Beteiligung an der Tat. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, das Handeln aller drei Männer habe zu Arberys Tod geführt.
"Das Leben von Schwarzen zählt"
Nach den Schuldsprüchen brach vor dem Gerichtsgebäude der Stadt Brunswick, vor dem sich Unterstützer der Familie Arbery versammelt hatten, Jubel aus. "Es war ein langer Kampf, es war ein harter Kampf", sagte Arberys Mutter. Für den bekannten Bürgerrechtsaktivisten Al Sharpton zeigen die Schuldsprüche, dass "das Leben von Schwarzen zählt". Black Lives Matter - Das Leben von Schwarzen zählt - ist das Motto der Anti-Rassismus-Proteste in den USA.
US-Präsident Joe Biden begrüßte den Urteilsspruch, betonte aber, im Kampf gegen Rassismus liege vor den USA noch ein weiter Weg. Die USA müssten "eine Zukunft der Einheit und der geteilten Stärke aufbauen, in der niemand wegen seiner Hautfarbe Angst vor Gewalt hat". Auch Vizepräsidentin Kamala Harris, die erste Afroamerikanerin in dem Amt, betonte, die USA hätten noch "Arbeit" vor sich.
rb/AR (AFP, AP, dpa)