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Die Grünen sprechen sich Mut zu

Nina Werkhäuser20. September 2013

Für die Grünen lief der Wahlkampf nicht gut: Ihre Themen zogen nicht, das Wunschbündnis mit der SPD scheint unerreichbar. In Berlin warben die beiden Spitzenkandidaten ein letztes Mal um die Gunst der Wähler.

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Die Spitzenkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt beim Wahlkampfabschluss in Berlin (Foto: dpa)
Die Spitzenkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen Trittin und Katrin Göring-EckardtBild: picture-alliance/dpa

Zu ihrem Wahlkampfhöhepunkt hatten die Grünen in den Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg geladen, traditionell eine Hochburg der Partei. Neben Pommes, Bier und grünen Umhängen gegen die Regenschauer bot die Partei Bündnis 90/ Die Grünen ihre beliebtesten Politiker auf - allein, es fehlten die Wähler. Als der populäre Wahlkreis-Kandidat Hans-Christian Ströbele die Kundgebung eröffnete, standen vielleicht drei Dutzend Interessierte vor der kleinen Bühne im Garten eines alternativen Kulturzentrums.

Dabei ist Ströbele bei den Grünen nicht irgendwer: Bei den letzten drei Wahlen errang der 74-jährige jeweils ein Direktmandat für den Bundestag, und das will er am Sonntag noch einmal schaffen. Aber kaum jemand war da, als Ströbele gegen die Ausspähung deutscher Bürger durch die amerikanischen Geheimdienste wetterte: "Da hat die Bundeskanzlerin versagt, sie traut sich noch nicht einmal, in den USA nachzufragen." Mit den Grünen werde es einen besseren Datenschutz geben, so Ströbele.

Wahlkampf bis zur letzten Minute

Holpriger Wahlkampf

Zwar säumten grüne Luftballons den Weg zur Wahlkampf-Kundgebung, aber der Ort war trotzdem nicht auf Anhieb zu finden. Das passte zum gesamten Wahlkampf der Grünen: Sie fanden, so sehen es die Demoskopen, keinen Zugang zu neuen Wählerschichten, ihre Themen zündeten nicht. Ihr Plan, Steuern und Abgaben zu erhöhen, verschreckte potenzielle Wähler.

Spitzenkandidat Jürgen Trittin konterte in seiner Rede den Vorwurf, die Grünen bevormundeten die Bürger mit der Forderung nach einem fleischlosen Tag in öffentlichen Kantinen. Die eigentlichen "Verbotsparteien" seien CDU und CSU, sagte Trittin, sie verböten die doppelte Staatsbürgerschaft und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. "Lasst uns Schwarz-Gelb abwählen", rief der 59-Jährige unter dem Applaus der Zuhörer, "und eine große Koalition verhindern." Nur mit starken Grünen werde es einen flächendeckenden Mindestlohn in Deutschland geben, eine bessere Kinder-Betreuung und einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien.

Spitzenkandiat Jürgen Trittin spricht beim Wahlkampfabschluss der Grünen in Berlin vor Zuhörern mit Regenschirmen (Foto: Reuters)
Nur nicht verdrießen lassen: Beim Wahlkampfabschluss standen die Grünen im RegenBild: Reuters

In den Umfragen auf Sinkflug

Auch wenn die von den Parteimitgliedern gewählten Spitzenkandidaten Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt im Berliner Regen tapfer für eine gemeinsame Regierung mit der SPD warben - in den Umfragen deutet nichts darauf hin, dass ein solches Bündnis eine reelle Chance hat. Das liegt nicht allein an der Schwäche der SPD unter ihrem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Auch für die Grünen scheint die Zeit der Höhenflüge vorbei zu sein.

In den vergangenen vier Jahren war es für die Partei stetig bergauf gegangen, bei fast jeder Landtagswahl konnte sie ihre Ergebnisse steigern. Die 24 Prozent bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 stimmte die kleine Öko-Partei geradezu euphorisch, schon wurde sie als dritte Volkspartei gehandelt. Doch nun sehen die Meinungsforscher die Grünen im Bund nur bei etwa neun Prozent, vor vier Jahren kamen sie auf 10,7 Prozent der Stimmen. "Es ist noch nichts entschieden, wir drehen das noch", rief Katrin Göring-Eckardt am Ende des Abends - und sah dabei nicht so aus, als ob sie das selbst aus tiefstem Herzen glaubt.