"Die bleierne Zeit"
3. September 2010Mit dem "Deutschen Herbst" und dem Terror durch die RAF haben sich in den 70er und 80er Jahren zahlreiche Regisseure aus Deutschland beschäftigt. Ganz unterschiedliche filmische Ansichten sind dabei herausgekommen. Die Regisseurin Margarethe von Trotta schuf mit "Die bleierne Zeit" ein Werk, das sich dem Thema aus feministischer Sicht näherte.
Die Schwestern Juliane und Marianne, beide Ende 20, Anfang 30, sind unzufrieden mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Sie wünschen sich neue Gesellschaftsstrukturen und engagieren sich deshalb politisch. Aber während Journalistin Juliane eine langsame gesellschaftliche Veränderung mit Mitteln des Feminismus anstrebt, wird Marianne radikal, geht in den Untergrund, schließt sich der RAF an und wird zur Terroristin.
Selbstmord in der Zelle
Als Marianne aufgrund ihrer terroristischen Straftaten eines Tages gefasst, verurteilt und ins Gefängnis geschickt wird, hält die Schwester weiterhin den Kontakt zu ihr. In langen Gesprächen verteidigen die Frauen ihre jeweiligen Positionen und Haltungen. Schockiert erfährt Juliane dann eines Tages, dass Marianne in ihrer Zelle Selbstmord begangen haben soll.
Anfang der 80er Jahre beschäftigten sich viele deutsche Autorenfilmer wie Rainer Werner Fassbinder oder Volker Schlöndorff mit der RAF. Margarethe von Trotta lehnte sich in dem 1981 entstandenen Film "Die bleierne Zeit" unverkennbar an die wahre Geschichte der beiden Ensslin-Schwestern Gudrun und Charlotte an. Das Leben der beiden Frauen wird in komplex verschachtelten Rückblenden erzählt, wodurch der Film nicht gerade leicht konsumierbar wird.
Intensive Auseinandersetzungen
Dreh- und Angelpunkt des dialoglastigen Filmes sind die beiden Hauptdarstellerinnen Barbara Sukowa und Jutta Lampe. Sehr intensiv ist ihr Spiel, ein Spiel, auf das man sich als Zuschauer einlassen muss um Zugang zu Margarethe von Trottas Film zu bekommen. Sukowa und Lampe wurden 1981 für ihre Leistungen in "Die bleierne Zeit" bei den Filmfestspielen in Venedig als beste Darstellerinnen ausgezeichnet - ein Triumph für einen engagierten Film, dem das ganz große Publikum aufgrund seiner Sperrigkeit versagt blieb.
Autor: Robert Bales
Redaktion: Jochen Kürten