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Die 99 Flugzeuge von Farnborough

Andreas Spaeth8. Juli 2016

Die größte Luftfahrtschau des Jahres startet an diesem Montag in England. Der Fokus liegt klar auf Verkehrsflugzeugen. Neben den alten Rivalen Boeing und Airbus zeigen auch Bombardier und Embraer spannende Neuheiten.

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Großbritannien Luftfahrtschau Farnborough A350
Bild: DW/A. Spaeth

Das Mekka der internationalen Luftfahrt befindet sich rund 65 Kilometer südwestlich von London auf dem Flughafen der kleinen Stadt Farnborough. Seit 1948 wird hier alle zwei Jahre eine internationale Luftfahrtausstellung veranstaltet, 2018 steht das 70-jährige Jubiläum der Schau an. Sie hat sich, im jährlichen Wechsel mit der Paris Air Show in Le Bourget, zu einer der größten und wichtigsten Luftfahrtmessen der Welt entwickelt. Auf der letzten Farnborough Air Show 2014 wurden insgesamt Verträge im Wert von 200 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, davon allein 152 Milliarden für Flugzeugbestellungen.

Der Fokus in Farnborough liegt klar auf zivilen Verkehrsflugzeugen, auch wenn dieses Mal der amerikanische Lockheed Martin F-35B Joint Strike Fighter, und zwar die senkrecht startende Version, seine Premiere in England feiert. Insgesamt 99 Flugzeuge werden bis zum kommenden Sonntag in Farnborough zu sehen sein, vom zweisitzigen Airbus-Elektroflugzeug E-Fan bis hin zur A380 für über 500 Passagiere. Die Luftfahrtschau ist am kommenden Wochenende für die Öffentlichkeit geöffnet, vorher nur für Fachbesucher.

Großbritannien Luftfahrtschau Farnborough A320 neo
Hoffnungsträger bei Airbus: Der A 320 neoBild: DW/A. Spaeth

Boeing im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt steht der amerikanische Flugzeughersteller Boeing, der in diesem Jahr sein 100. Bestehen feiert, seit der Sohn eines deutschen Auswanderers 1916 seine Firma als "Pacific Aero Products Co" in Seattle registrieren ließ. Neben einem Jubiläums-Pavillon wird Boeing in Farnborough auch den ersten Jet vorstellen, den die Firma im zweiten Jahrhundert ihrer Geschichte auf den Markt bringt. Die Boeing 737 MAX-8, deren viertes Testflugzeug in England vorgeflogen wird, ist eine erneute Re-Inkarnation der Boeing 737, die ursprünglich 1968 bei Lufthansa ihre Premiere feierte. Das neueste Modell verfügt über die innovativen Getriebefan-Triebwerke und viele Eigenschaften der technologisch wegweisenden Boeing 787. Im Juli 2017 soll das erste Exemplar früher als geplant an Southwest Airlines ausgeliefert werden.

Großbritannien Luftfahrtschau Farnborough C Series Swiss
Einzige echte Neuentwicklung: C Series von Bombardier aus KanadaBild: DW/A. Spaeth

Auch Airbus zeigt Neues

Auch Airbus bringt seinen neuesten Spross nach England - ebenfalls eine überarbeitete Version des Bestsellers A320, die jetzt auch mit der neuesten Triebwerksgeneration ausgerüstet als A320neo (für "new engine option", neue Triebwerksvariante) an den Start geht. Allerdings hatte Airbus zuletzt erhebliche Probleme mit den Triebwerken des Typs PW1100G, was dazu führte, das Dutzende von nicht ausgelieferten A320neo in Toulouse abgestellt waren. Lufthansa fliegt den Typ als Erstbetreiber bereits seit Januar, aber der Auslieferungsplan ist verzögert. "Wir haben Segelflieger gebaut", gab Tom Williams zerknirscht zu; er leitet das operative Geschäft bei Airbus.

Beide Hersteller - Boeing wie Airbus - lassen es sich nicht nehmen, in Farnborough ihre bewährten Modelle zu Vorführflügen aufsteigen zu lassen: Airbus die A350 und die A380, Boeing die 787-9, am Boden wird auch der Frachter 747-8F gezeigt. Die ganz großen Flugzeuge, sowohl die 747-8 als auch die A380, haben sich allerdings in den letzten Jahren als Ladenhüter erwiesen.

Klein läuft gut: Embraer und Bombardier

Gut verkaufen sich dagegen innovative kleinere Flugzeuge. Der brasilianische Hersteller Embraer wird in Farnborough voraussichtlich sein ebenfalls modifiziertes Erfolgsmodell E190-E2 vorführen. Es ist am 23. Mai erstmals überhaupt geflogen, mit neuer Tragfläche und neuen Triebwerken, und soll als Teil des Testprogramms die weite Strecke von Brasilien nach England fliegen. Der wirkliche Hingucker allerdings kommt aus Kanada: Im Gegensatz zu Airbus, Boeing oder Embraer hat Bombardier nach sieben Jahren Entwicklung jetzt das erste komplett neu konzipierte Verkehrsflugzeug seit Jahrzehnten auf den Markt gebracht.

Die C-Series für 125-145 Passagiere gilt als der modernste Jet am Himmel, der den empfundenen Fluglärm ebenso halbiert wie den CO2-Ausstoß, gleichzeitig nur zwei Liter Treibstoff pro 100 km und Passagier verbraucht, das ist weniger als ein Kleinwagen. Und die Passagiere mit Großraumkomfort und riesigen Fenstern begeistert, die 50 Prozent größer sind als im Airbus A320. Und passenderweise feiert die C Series in dieser Woche ihre Linienflug-Premiere: Am Freitag findet der Erstflug mit zahlenden Gästen von Zürich nach Paris statt, beim Erstkunden Swiss, der Lufthansa-Tochter. Am Eröffnungstag der Farnborough Air Show wird die erste Serienmaschine aus Zürich eine Stippvisite in England machen, im Cockpit der C Series Chefpilot Peter Koch. "Unser Flugzeug wird klar der Star von Farnborough sein, wenn nicht die C Series, was dann?", freut sich Koch auf seinen Auftritt.