DFB-Team: Nagelsmann kann sich auf "Super-Subs" verlassen
27. Juni 2024"Es ist wichtig, dass wir nicht die mit den größten Namen von den größten Klubs finden, sondern die 23 Passenden zueinander", hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann bereits vor der Heim-EM gesagt. Drei Spiele ohne Niederlage und das erfolgreichen Überstehen der Gruppenphase zeigen, dass der 36-Jährige die richtige Mischung aus Stamm- und Ersatzspielern für sein DFB-Team gefunden hat.
"Es ist selten so, dass eine Mannschaft mit 20 Topstars erfolgreicher ist als eine, die vielleicht 13, 14 Stammspieler hat und drei, vier junge Spieler, die ein Stück weit dankbar und demütig sind, dass sie dabei sind", so Nagelsmann.
Der Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatte in der Gruppenphase gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz mit derselben Anfangsformation gespielt und erst gegen Ende der Partien seine Bankspieler eingewechselt.
Der Erfolg gibt ihm bislang Recht, denn seine Ersatzspieler liefern ab und erfüllen die ihnen zugedachten Rollen.
Füllkrug: "Die Sache hier ist größer"
Vor allem "Super-Sub" Niklas Füllkrug, der schon zwei EM-Treffer erzielen konnte, aber auch Emre Can, David Raum oder der junge Maximilian Beier konnten sich in den ersten drei Spielen auszeichnen. "Von der Bank kommen und noch mal richtig Stress machen auf dem Platz", hatte Beier seine Rolle im Nationalteam beschrieben und gegen die Schweiz auch in die Tat umgesetzt.
Stürmer Füllkrug, der bei Borussia Dortmund oft von Beginn an spielt, erfüllt seine Rolle als "Super-Sub" bisher perfekt. "Die Sache hier ist größer als jeder einzelne Spieler", stellte der Angreifer im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) klar. "Dieser Spirit, dieser Teamgeist ist spürbar, das ist nicht nur ein Spruch."
Nagelsmann hatte vor der EM mit allen Spielern "Rollengespräche" geführt und ihnen die jeweilige Aufgabe erklärt - egal ob als Stamm- oder Einwechselspieler. "Wir haben im März mit jedem Spieler ungefähr 20 Minuten über seine Rolle gesprochen", hatte der Bundestrainer vor der EM erklärt. "Dann hast du als Trainer auch eine Verbindlichkeit, eine Verlässlichkeit. Die Spieler saßen mir gegenüber und mussten es mir versichern."
Nagelsmann: "Wir haben einen guten Mix"
Die Auftritte der Nationalmannschaft bei der EM zeigen, dass Nagelsmann die richtige Mischung gefunden hat. In Interviews verweisen die Nationalspieler immer wieder auf die ihnen zugedachten Rollen. Und während der Partien zeigt sich, dass die DFB-Elf in den vergangenen Wochen zu einem echten Team zusammengeschweißt geworden ist. Bei Toren springt die deutsche Bank geschlossen auf und jubelt gemeinsam.
"Wir haben einen guten Mix zwischen sehr starken Persönlichkeiten und welchen, die sich unterordnen, die andere pushen können", sagte Nagelsmann. Er musste mit seiner klaren Idee auch schwere Entscheidungen treffen, denn die meisten seiner "Super-Subs" haben in ihren Klubs Stammplätze.
"Fülle [Niclas Füllkrug - Anm. d. Red.] hat Argumente geliefert, ihn sowohl weiterhin als Einwechselspieler einzusetzen, als auch von Beginn an zu bringen", sagte der Bundestrainer, nachdem der Dortmunder Stürmer in der Nachspielzeit das wichtige 1:1 gegen die Schweiz erzielt und damit dem DFB-Team den Gruppensieg beschert hatte.
Eine Startelf-Garantie wollte der Bundestrainer dem Torjäger - trotz guter Argumente - aber nicht aussprechen: "Es ist sowohl gut als auch schlecht für ihn, dass er die Rolle des Super-Subs sehr gut spielt." Auch David Raum, der den Ausgleich vorbereitet hatte, meldet Ansprüche auf einen Startelf-Einsatz an, ist sich aber seiner Rolle als Ersatzspieler bewusst: "Ich bin überglücklich, dass ich dem Team helfen konnte."
Leroy Sané hat Qualität noch nicht gezeigt
Einer der wenigen Ersatzspieler, die sich bisher noch nicht auszeichnen konnten, ist Leroy Sané. Der Münchener Offensivspieler müsse noch seinen Rhythmus finden, sagte Nagelsmann, nachdem Sané bei seinen drei Kurzeinsätzen nicht überzeugt hatte.
Unterstützung bekam der 28-Jährige von DFB-Sportdirektor Rudi Völler. "Er war in München in der Rückrunde oft verletzt und kam auch verletzt hierher. Er hat am Anfang anders trainieren müssen als die anderen", sagte Völler. "Aber auch wenn er seine Qualität in den Spielen, als er reinkam, noch nicht so gezeigt hat, ist das eine große Waffe, die wir haben."
Nagelsmann muss im Achtelfinale umstellen
Im Achtelfinale ist Nagelmann gezwungen, seine Startelf umzubauen, denn Innenverteidiger Jonathan Tah ist gesperrt und Antonio Rüdiger angeschlagen. Zudem konnte Maximilian Mittelstädt bisher auf der linken Seite nicht überzeugen. Für Tah wird Nico Schlotterbeck zu seinem Startelf-Debüt kommen - die anderen Positionen ließ der Bundestrainer noch offen.
Fest steht, dass sich die Nationalelf auch gegen die Dänen um Spielmacher Christian Eriksen auf starke Ersatzspieler verlassen, die ihre Rollen akzeptiert haben und das Team voll und ganz unterstützen. "Ich würde es sofort unterschreiben, jetzt Europameister zu werden", sagte Edeljoker Füllkrug, "auch wenn ich weiter von der Bank komme".