1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Leon Goretzka verhindert EM-Blamage

Thomas Klein aus München
24. Juni 2021

Die DFB-Elf zittert sich ins Achtelfinale der Europameisterschaft. Lange Zeit sieht es nach dem letzten Spiel von Joachim Löw als Bundestrainer aus. Doch dann setzt er alles auf eine Karte und gewinnt.

https://p.dw.com/p/3vSnP
Fußball EM EURO 2021 | Deutschland v Ungarn Torjubel
Bild: Lukas Barth/epa/dpa/picture alliance

Es donnerte, der Wind drückte gegen das Dach des Münchner Stadions, und Regen prasselte unaufhörlich auf den Rasen. Einige Fans versuchten, sich in Sicherheit zu bringen und flüchteten in den überdachten Umlauf der Arena. Währenddessen mühte sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw vergeblich, im abschließenden Spiel der EM-Vorrunde den Ausgleich gegen eine tiefstehende ungarische Mannschaft zu erzielen. Mehr als ein Lattentreffer von Mats Hummels sprang zunächst aber nicht heraus.

Das Unwetter zog weiter, doch die DFB-Elf fand auch nach dem Seitenwechsel nicht richtig ins Spiel. Angefeuert von den deutschen Fans, brachte Löw nach knapp einer Stunde Leon Goretzka, den viele Anhänger des DFB-Teams gerne von Beginn gesehen hätten. Es folgte der Ausgleich durch Kai Havertz. Doch der Stadionsprecher hatte nicht einmal den Torschützen bekanntgegeben, da ertönte bereits das nächste Mal die Tormusik aus den Musik-Boxen des Münchner Stadions: Nur 15 Sekunden später traf Andras Schäfer zur erneuten Führung der Ungarn. "Das darf uns nicht passieren. Das war ganz, ganz billig. Zum Glück haben wir am Ende Moral gezeigt", zeigte sich Joshua Kimmich nach dem Spiel ziemlich genervt.

Ende einer Ära? Noch nicht

Löw, der nervös immer wieder seine Coaching-Zone hoch und runter lief und dessen Ende als Bundestrainer besiegelt zu sein schien, setzte nun alles auf eine Karte und wechselte Timo Werner ein - und auch Thomas Müller, der wegen seiner Knieblessur nur im Notfall zu einem Einsatz kommen sollte. Es entwickelte sich eine hochdramatische und nervöse Schlussphase. Doch nicht Müller, sondern Goretzka sorgte nach Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten Jamal Musiala mit seinem Treffer zum 2:2 (0:1)-Endstand für die Erlösung. "Wir sind einfach nur erleichtert, dass wir es geschafft haben", sagte Kapitän Manuel Neuer im ZDF. "Wir lagen in Rückstand, sind wieder in Rückstand geraten. Es war natürlich ein Nervenkrimi."

Fußball EM EURO 2021 | Deutschland v Ungarn
Auch Thomas Müller wurde eingewechselt - obwohl er angeschlagen war Bild: CHRISTOF STACHE/REUTERS

Unter Beifall verabschiedeten sich die Nationalspieler aus dem Münchner Stadion. Während die Spieler ihre Ehrenrunde absolvierten und sichtlich erleichtert waren, wartete Löw an der Seitenlinie. Der Bundestrainer, dessen 15 Jahre andauernde Karriere beinahe ein blamables Ende genommen hätte, klatschte jeden aus der Mannschaft ab und wurde dann von seinem Pressesprecher zum ersten Interview geschoben. "Die Moral war sensationell gut", sagte Löw im ZDF. "Das war nichts für schwache Nerven. Am Ende muss man sagen: Durch diese Gruppe durchzukommen, das war gut. Und das war das Ziel."

Neuer: "Wembley liegt uns"

Dennoch ist im Achtelfinale am 29. Juni beim Klassiker in Wembley gegen England eine enorme Leistungssteigerung notwendig. Sonst bleibt eine erneute Reise nach London zur Finalwoche im Juli reine Utopie. "Es ist ein K.o.-Spiel, es ist alles möglich und Wembley liegt uns", sagte Neuer. "Wir sind voller Selbstvertrauen", meinte Matchwinner Goretzka. Löw und sein Team bekommen noch eine Chance. Dem Donnerwetter am Mittwochabend ist die DFB-Elf gerade noch einmal entkommen. "Wir werden anders auftreten als heute, das kann man versprechen", sagte Löw. Joshua Kimmich kommentierte das anstehende Duell so: "Ja geil! Wir sind auf jeden Fall heiß."