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DFB-Team: Gündogans Tor reicht nicht

31. März 2021

Bei der Niederlage in der WM-Qualifikation gegen Nordmazedonien führt Ilkay Gündogan die DFB-Elf als Kapitän auf den Platz. Eine Belohnung für seine starken Leistungen, doch auch er kann die Pleite nicht verhindern.

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Fußball: WM-Qualifikation Europa, Deutschland - Nordmazedonien
Bild: Markus Gilliar/GES/picture alliance

Ilkay Gündogan schnappte sich den Ball, platzierte ihn auf dem Elfmeterpunkt und versenkte das Spielgerät trocken in der Tormitte. Es war der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer beim WM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien. Es sollte aber einer der wenigen Torschüsse der DFB-Elf bleiben, denn das Team von Bundestrainer Joachim Löw unterlag mit 1:2 (0:1) gegen den 65. der FIFA-Weltrangliste.

Gündogan: "Es tut weh"

"Viele Worte fallen mir gerade nicht ein", startete Gündogan seine Analyse der schmerzenden Niederlage im Interview mit RTL. "Fakt ist, dass das nicht passieren darf. Gefühlt war Nordmazedonien zweimal vor unserem Tor und hat zweimal getroffen. Das geht zu leicht. So eine Niederlage darf nicht passieren."

Nach 18 Siegen in Folge sorgten Goran Pandev (45.+2) und Eljif Elmas (85.) mit ihren Toren für die erste deutsche Niederlage in einer WM-Qualifikation seit beinahe 20 Jahren. Die letzte DFB-Pleite war das 1:5 im September 2001 in München gegen England gewesen. Nach den Siegen gegen Island (3:0) und in Rumänien (1:0) war der Sensation-Sieg der Nordmazedonier ein Rückschlag für das Team des scheidenden Bundestrainers Löw. Und es war das letzte Pflichtspiel vor der anstehenden Europameisterschaft im Sommer. "Es tut umso mehr weh, dass jetzt zwei Monate nichts mehr passieren wird bis wir uns alle wiedersehen", sagte Gündogan. Man müsse versuchen, irgendwie in Topform zu kommen, fuhr der Mittelfeldspieler fort.

Gündogan: "Angst, nie wieder spielen zu können"

Den Umgang mit Rückschlägen hat Gündogan in den vergangenen Jahren mehr als nur einmal lernen müssen. Auch für ihn ist die peinliche Niederlage gegen Nordmazedonien ein kleiner Rückschritt beim Kampf um einen Stammplatz in der Nationalelf. Denn trotz großen Erfolges auf Vereinsebene mit Borussia Dortmund und Manchester City, ist seine Karriere beim DFB bisher noch nicht richtig ins Laufen gekommen.

Fussball Laenderspiel EM Qualifikation - Einwechslung Ilkay Gündogan
Einwechslung für Philipp Lahm (r.): Im Oktober 2011 begann die Länderspiel-Karriere des Ilkay Gündogan (l.)Bild: Elmar Kremser/Sven Simon/picture alliance

Vor knapp zehn Jahren feierte Gündogan sein Länderspieldebüt gegen Belgien. Seitdem sind für ihn von 121 möglichen Partien nur 45 weitere Spiele im Trikot der deutschen Nationalmannschaft dazu gekommen. Gündogans Weg in die europäische Spitze war steinig. Immer wieder wurde er in seiner Entwicklung von schweren Verletzungen zurückgeworfen. So verpasste er die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien wegen einer Wirbelsäulenstauchung und zwei Jahre später auch die Europameisterschaft in Frankreich aufgrund von Knieproblemen.

Vor allem die Rückenverletzung machte Gündogan wochenlang zu schaffen, es drohte sogar ein Karriereende. "Ich habe einen Chirurgen aufgesucht. Er wollte eine große Schraube in meinen Rücken drehen, was es mir unmöglich gemacht hätte, Fußball auf diesem Niveau zu spielen", sagte der Nationalspieler dem "Guardian". "Ich hatte Angst, nie wieder spielen zu können." Doch der heute 30-Jährige hatte Glück und fand einen Arzt, der ihm helfen konnte.

Große Konkurrenz im Mittelfeld

Seit seiner Genesung nimmt die Entwicklung immer weiter an Fahrt auf. Bei seinem Verein Manchester City taucht der 30-Jährige in den letzten Monaten immer häufiger auch als Torschütze in den Statistiken auf. 16 Tore in 34 Spielen hat Gündogan bisher für den von Pep Guardiola trainierten designierten englischen Meister erzielt.

Fußball England Manchester City Ilkay Gündogan
Torjäger in der Premier League: Ilkay Gündogan hat für Manchester City zahlreiche Treffer erzieltBild: Rui Vieira/PA/dpa/picture alliance

Trotz starker Auftritte in der englischen Premiere League, in der DFB-Auswahl muss der Offensivmann weiter um einen Stammplatz im Mittelfeld kämpfen. Bundestrainer Joachim Löw hat die Qual der Wahl und muss sich für die anstehende EM zwischen Toni Kroos, Leon Goretzka, Joshua Kimmich oder sogar Thomas Müller entscheiden. Am Ende dürften es drei Spieler ins zentrale Mittelfeld schaffen. Dass einer dieser Spieler Gündogan sein wird, steht zumindest für DFB-Teamkollege Antonio Rüdiger nicht zur Debatte. "Ilkay ist derzeit der beste deutsche Spieler", hatte der Abwehrspieler vor dem Spiel gegen Nordmazedonien zu Protokoll gegeben.

Kritik wegen Foto-Termin mit Erdogan

Bei allem Lob, das der Nationalspieler derzeit erntet, musste Gündogan auch schon massive Kritik einstecken. Nicht wegen seiner Leistungen auf dem Fußballplatz, sondern wegen eines Fotos, welches er 2018 kurz vor der WM in Russland mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan während des Wahlkampfes für die Präsidentschaftswahlen gemacht hatte. Auch Mesut Özil posierte mit dem umstrittenen türkischen Staatschef.

Erdogan mit Gündogan
Umstritten: Gündogans Foto mit Präsident ErdoganBild: picture-alliance/dpa/Uncredited/Presdential Press Service

"Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin", erklärte Gündogan nachher. "Als deutsche Nationalspieler bekennen wir uns zu den Werten des DFB und sind uns unserer Verantwortung bewusst. Fußball ist unser Leben und nicht die Politik."

Im Sommer zählt es für Gündogan

Der Vorfall ist mittlerweile längst vergessen und Gündogan auch bei den Fans wieder voll akzeptiert. Bei Joachim Löw genießt er ohnehin hohes Ansehen. "Der Ilkay ist außergewöhnlich gut, ein außergewöhnlich guter Stratege", lobte Löw seinen Mittelfeldspieler zuletzt. Gündogan selbst ist selbstbewusster geworden, seine Leistungen im Verein beflügeln ihn zusätzlich und das Tragen der Kapitänsbinde dürfte ich noch zusätzlich motiviert haben.

"Ich sehe mich nicht als Stammspieler, wenn ich ganz ehrlich bin. Ich möchte Stammspieler sein. Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich die Qualität habe zu spielen - und auch spielen sollte. Aber das Gefühl hatte ich immer, auch 2018." Im Sommer wird sich zeigen, wo der 30-Jährige im Nationalteam wirklich steht. Mehr Spielzeit als bei der WM in Russland - länger als insgesamt 60 Minuten dürfte Gündogan nicht ran - dürfte er bei der EM sicher bekommen.