DFB-Elf mit lockerem Pflichtsieg
10. Juni 2017Ein einziger Spieler aus dem Kader von San Marino verdient sein Geld als Fußballprofi: Elia Benedettini - und er ist der Torwart. Benedettini spielt in der zweiten italienischen Liga für Novara Calcio. Alle anderen Nationalspieler sind Freizeitkicker. Der hohe Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen San Marino ist also keine große Überraschung - selbst wenn Bundestrainer Joachim Löw fast allen Weltmeistern Erholung gönnt und auf dem Platz Profis mit wenig Länderspielerfahrung standen. Mit 7:0 (4:0) setzte sich die DFB-Elf gegen die Nummer 204 der FIFA-Weltrangliste durch - der höchste Heimsieg unter Löw. "Wenn wir nach der langen Saison hier auf dem Platz stehen, wollen wir auch Spaß dabei haben", meinte Kapitän Julian Draxler
Standesgemäß erzielte dann auch der Spielmacher das erste Tor des Abends. Der Spieler von Paris St. Germain profitierte von einer unorganisierten Abwehr der Gäste und zirkelte den Ball aus acht Metern ins rechte Eck (11. Minute). Danach bestärkte der selbsternannte "beste Stürmer Deutschlands" mit einem Doppelpack sein ohnehin schon großes Selbstvertrauen: Sandro Wagner gelang zunächst mit dem Kopf sein erstes Länderspieltor im zweiten Länderspiel (16.). Keine Viertelstunde später jubelte der Profi der TSG Hoffenheim erneut. Nach einem Freistoß legte Amin Younes für Wagner ab, der aus kurzer Entfernung den Ball zum 3:0 über die Linie drückte (29.).
Wagner, Younes und Brandt mit ihren ersten Länderspieltoren
Der agile Vorlagengeber Younes, der für Europa-League-Finalist Ajax Amsterdam spielt, wurde kurz darauf selbst zum Torschützen. Oben genannter Torwart Benedettini unterlief eine Flanke und Younes hatte ein leichtes Spiel beim ersten Länderspieltor seiner Karriere (39.). Der 23-jährige und nur 1,68 Meter große Offensivspieler zeigte den einen oder anderen Übersteiger, die das Publikum so gerne sieht. Einen Torschuss auf den deutschen Kasten gab es dagegen in der ersten Halbzeit nicht: San Marino hatte nicht einen Ballkontakt im DFB-Strafraum.
Das Hinspiel im November vergangenen Jahres in San Marino hatte Deutschland mit 8:0 gewonnen. Und obwohl in Nürnberg eine komplett andere Elf auf dem Rasen stand, schaffte sie den Pflichtsieg souverän. Schließlich wollten die vielen Talente Werbung in eigener Sache machen, auch schon im Hinblick auf die Weltmeisterschaft kommendes Jahr in Russland.
Das fünfte Tor erzielte Defensivspieler Shkodran Mustafi. Nach einer Ecke bekam der Gegner den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum, Mustafi setzte hartnäckig nach und sein abgefälschter Schuss landete im linken Toreck (47.).
Bald darauf wechselte Bundestrainer Löw Jonas Hector und Lars Stindl für Marvin Plattenhardt und Timo Werner aus - und der Ball landete erst wieder in der 72. Minute in den Tormaschen. Diesmal köpfte der Leverkusener Julian Brandt aus wenigen Metern den Ball nach einer Flanke von Joshua Kimmich ins Netz (72.). Kurz darauf traf Timo Werner nur das Außennetz (74.) und Teamkollege Wagner zeigte dem RB Leipzig-Profi kurz darauf, wie es richtig geht - mit seinem Dreierpack: Nach einer erneut passgenauen Flanke von Kimmich nichte der 1,94 Meter große Stürmer zum 7:0-Endstand ein (85.).
"Es ist keine Mannschaft, die auf unsere Augenhöhe spielt", meinte Löw nach der Partie zum Gegner. "Aber es war ein gutes Spiel, um uns Sicherheit und Selbstbewusstsein zu holen. Und ein paar schöne Spielszenen waren auch dabei." Für den Weltmeister war es das letzte Spiel vor dem Confed Cup in Russland. Am 19. Juni starten die Deutschen mit der Partie gegen Australien in das Miniturnier.