Mehr Geld für syrische Flüchtlinge
19. März 2015Gemessen an seiner Einwohnerzahl von insgesamt rund 4,8 Millionen hat der Libanon mehr syrische Flüchtlinge aufgenommen, als jedes andere Land - fast jeder dritte Einwohner des Libanon stammt mittlerweile aus Syrien. Zum Vergleich: Nach Deutschland kamen seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges 2011 rund 89.000 syrische Flüchtlinge. Um sich ein Bild von der Lage der Flüchtlinge in den Nachbarstaaten Syriens zu machen, ist Entwicklungsminister Gerd Müller zu einem dreitägigen Besuch in die Region gereist.
Geld für Wasser, Nahrung und Bildung
Bei einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Tammam Salam in Libanons Hauptstadt Beirut sagte Müller weitere 55 Millionen Euro aus Deutschland zu, um ie Lage der syrischen Flüchtlinge zu verbessern. Das Geld soll für die Wasserversorgung, für Nahrungsmittelhilfen und für Schulen verwendet werden.
Damit die Aufnahmebereitschaft der Menschen im Libanon nicht überstrapaziert wird, soll die Hilfe auch den Libanesen selbst zugute kommen: Gemeinden mit besonders vielen syrischen Flüchtlingen sollen von der Hilfe ebenfalls direkt profitieren. Seit 2012 hat Deutschland 250 Millionen Euro für Hilfsprojekte im Libanon gegeben.
Appell für mehr Hilfsbereitschaft
Bereits vor seiner Abreise hatte der Entwicklungsminister die große Aufnahmebereitschaft des arabischen Landes gelobt. Außerdem forderte er die internationale Gemeinschaft auf, den Nachbarländern Syriens stärker zur Seite zu stehen. "Andernfalls wird eine ganze Region destabilisiert und eine noch viel größere Flüchtlingswelle wird die Folge sein", so Müller. Er kündigte an, dass Deutschland in Kuwait bei der bevorstehenden Geberkonferenz für syrische Flüchtlinge weitere 52 Millionen Euro für die Versorgung der Syrer in der gesamten Region bereitstellen werde.
Syrien-Krieg reicht in den Libanon hinein
Müller hatte am Mittwoch ein palästinensisches Flüchtlingslager in Beirut besucht, in dem auch Syrer leben. Der Bürgerkrieg im Nachbarland hat den Libanon destabilisiert. Die pro-iranische Schiitenbewegung Hisbollah und ihre Verbündeten unterstützen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Das Bündnis der sunnitischen Zukunftsbewegung sympathisiert hingegen mit den Rebellen. Im Januar hatte die libanesische Regierung die Grenze für Flüchtlinge aus Syrien praktisch dicht gemacht.
Besuch auch in der Türkei
Nach den politischen Gesprächen in Beirut reist der Entwicklungsminister am Freitag weiter in die Türkei. Dort will er Flüchtlingslager an der Grenze zu Syrien besuchen. Die Türkei gibt mittlerweile rund 1,6 Millionen Syrern Zuflucht.
Insgesamt flohen seit 2011 rund 3,9 Millionen Menschen vor dem Bürgerkrieg ins Ausland. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bei den Kämpfen zwischen der syrischen Regierung, Rebellen und der Terrororganisationen "Islamischer Staat" bislang weit mehr als 220.000 Menschen getötet.
cw/cr (dpa, epd)