Deutsche Boko Haram-Geisel wieder frei
22. Januar 2015Soldaten aus Kamerun (Artikelbild) waren offenbar maßgeblich an der Befreiungsaktion beteiligt. Der Deutsche Eberhard N. wurde bei einem Einsatz einer Spezialeinheit in Sicherheit gebracht, wie Kameruns Staatschef Paul Biya in der Hauptstadt Jaunde mitteilte. Dabei dankte er allen, die zur Befreiung beigetragen hätten, insbesondere auch der deutschen Bundesregierung. Details der Aktion nannte er nicht.
Einwohner Gombes erleichtert
Einwohner der Stadt Gombe reagierten unterdessen mit Erleichterung auf die Freilassung des Deutschen. "Wir hatten schon befürchtet, wir werden ihn nie wieder sehen", sagte ein Nachbar von Eberhard N.. "Wir sind sehr glücklich, dass er wieder frei ist." Der Einwohner Isa Ahmad meinte, "Nicht viele Menschen hier in Gombe haben mehr damit gerechnet, dass er lebendig freikommen würde." Nur eines finde er bedauernswert, sagte Ahmad: "Dass erst kamerunische Truppen eingreifen mussten, um die Geisel zu befreien, ist ein Armutszeugnis für unsere nigerianischen Sicherheitskräfte."
Der 69-jährige Vater dreier Kinder war im vergangenen Juli von Boko-Haram-Kämpfern in Gombe im Bundesstaat Adamawa im Norden Nigerias verschleppt worden. Später hatte der Anführer der islamistischen Terrorgruppe, Abubakar Shekau, in einem Video gedroht, die Geisel zu töten.
In einem Exklusiv-Interview der Deutschen Welle schilderte Eberhard N. die Situation während seiner Geiselhaft und die schließliche Freilassung so: "Bis zur letzten Minute wusste ich nicht: Werde ich überleben oder nicht? Alles war dunkel, ich habe niemanden gesehen. Niemand hat mit mir gesprochen."
Ölindustrie Nigerias zieht ausländische Unternehmen an
Ein weiterer Deutscher, der für einen Subunternehmer von Berger arbeitete, wurde bei der Entführung jedoch erschossen. Trotz der Sicherheitsrisiken vor allem im Norden des Landes bleibt das ölreiche Nigeria als größte Volkswirtschaft des Kontinents für deutsche Unternehmen interessant.
Die Miliz Boko Haram terrorisiert den Nordosten Nigerias mit Attentaten und Angriffen auf die Zivilbevölkerung und hat bereits weite Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Laut Schätzungen wurden seit 2009 mehr als 15.000 Menschen getötet. Die Islamisten wollen im Nordosten Nigerias und in den angrenzenden Gebieten Kameruns und des Tschad einen sogenannten Gottesstaat mit strikter islamischer Gesetzgebung errichten.
uh/sti (dpa,afp,rtr)