Vier Fernsehpreise für "Babylon Berlin"
27. Januar 2018DerFernsehpreis gilt als eine der höchsten branchenintern vergebenen Auszeichnungen in Deutschland. Tom Tykwers Serie "Babylon Berlin", die die Zuschauer ins Berlin der 1920er Jahre entführt, konnte bei der Verleihung am Freitagabend in Köln gleich vier von ihnen einfahren.
Die Jury kürte das "bildstarke 20er-Jahre-Epos" zur besten Drama-Serie und verlieh ihr außerdem Preise in den Kategorien Beste Kamera, Musik und Ausstattung. Produziert hatten die Serie die ARD gemeinsam mit dem Pay-TV-Sender Sky. In spannenden 16 Folgen über jeweils zwei Staffeln erzählt sie von einer Stadt, "in der gerade eine kulturelle Explosion, ein rasanter Sittenverfall und ein totaler Umbruch stattfindet", erklärt Regisseur Tom Tykwer. "In Berlin kamen damals die unterschiedlichsten Künstler aus verschiedenen Himmelsrichtungen zusammen und erfanden einfach was rasant Neues."
So findet der berühmt-berüchtigte "Tanz auf dem Vulkan", der immer wieder in der Literatur über die Weimarer Republik bemüht wird, in "Babylon Berlin" seine grandiose filmische Entsprechung: exzessive, wilde Tanzszenen, bittere proletarische Armut neben glamourösem Reichtum treffen auf explizite Sexszenen in den Nachtclubs und die bedrohlich-latente Gewalt der aufkommenden Nationalsozialisten.
Bereits nach ihrem Erscheinen galt die Serie, die übrigens die bisher teuerste deutsche Serienproduktion ist, auch als eine der besten.
Jahr der starken Serien
"4 Blocks" war "Babylon Berlin" ganz dicht auf den Fersen. Die Serie um einen kriminellen libanesischen Clan in Berlin-Neukölln wurde mit drei Auszeichnungen bedacht: Beste Regie - Marvin Kren, bester Schauspieler - Kida Khodr Ramadan und Bester Schnitt - Jan Hille und Lars Jordan.
Den Preis für den besten Fernsehfilm erhielt das Familiendrama "Eine unerhörte Frau" (ZDF/arte). Es handelt von einer Mutter, die sich von Ärzten im Stich gelassen fühlt, und die Suche nach medizinischer Hilfe für ihre schwer erkrankte Tochter selbst in die Hand nimmt.
Beste Schauspielerin wurde Julia Jentsch mit ihrer Leistung in "Das Verschwinden" (ARD). In der Krimiserie mimt sie eine alleinerziehende Mutter, die ihre verschwundene Tochter sucht. Die Autoren des Films wurden für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Slomka überzeugt Jury mit Hartnäckigkeit
Im Bereich Information erhielt die Journalistin Marietta Slomka den Preis für die beste Moderation in der Nachrichtensendung "heute-journal" (ZDF). Sie ist bekannt für ihre politischen Interviews, in denen sie teils besonders hartnäckig und kritisch bei ihren Gesprächspartnern nachhakt. Zuletzt ging ihr Interview mit dem CSU-Mann Alexander Dobrindt viral, in dem sie den Politiker zu seiner Forderung nach einer "konservativen Revolution der Bürger" und seiner Kritik an der 68-er Bewegung befragte.
Weitere Preise gingen an die Casting-Show "The Voice of Germany" (ProSieben/SAT.1) in der Sparte beste Unterhaltungssendung Primetime, an das Satiremagazin "extra 3" (ARD/NDR) als beste Comedy sowie Tennislegende Boris Becker für seine Kommentare bei den US Open auf dem Sportsender Eurosport.
"Wetten dass...?"-Ikone fürs Lebenswerk geehrt
Moderator Thomas Gottschalk durfte sich über die Auszeichnung für sein Lebenswerk freuen. Der gebürtige Bamberger, der mittlerweile in den USA lebt, übernahm 1987 die Sendung "Wetten dass...?" von Frank Elstner und moderierte sie 24 Jahre lang. Mit schrillen Outfits und flotten Sprüchen machte er die Wettshow mit Staraufgebot zu einem der beliebtesten Fernsehereignisse des deutschen Fernsehens. Millionen von Zuschauern schalteten jedes Mal ein, wenn es hieß: "Top die Wette gilt."
Den Deutschen Fernsehpreis gibt es seit 1999. Jährlich - mit Ausnahme 2015 - kürt er die besten Fernsehproduktionen des Jahres. Stifter der Auszeichnung sind ARD, RTL, Sat.1 und ZDF.
bb/sti (dpa, epd)