Konjunktur kommt wieder in Schwung
14. Februar 2013Die deutsche Wirtschaft hat das rabenschwarze Jahresende 2012 abgehakt. Für Ökonomen und Unternehmer ist der tiefste Konjunkturabsturz seit der Finanzkrise bereits Schnee von gestern. "Es gibt jede Menge Indizien dafür, dass ein beeindruckender Konjunkturumschwung in der Pipeline steckt", gibt sich Unicredit-Ökonom Andreas Rees betont zuversichtlich. Und DIW-Deutschlandexperte Simon Junker ist überzeugt: "Die Industrie hat das Tief durchschritten und ist gut in das Jahr gestartet."
Zwar schrumpfte die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2012 um 0,6 Prozent zum Vorquartal und damit genauso stark wie die Eurozone insgesamt, die seit dem Frühjahr 2012 in der Rezession steckt. Doch die düsteren Wolken aus Euro-Schuldenkrise und schwacher Weltkonjunktur haben sich vorerst verzogen. Und wie kaum ein anderes Land profitiert Export-Vize-Weltmeister Deutschland vom Wachstum in anderen Teilen der Welt.
Schwellenländer ziehen wieder an
Deshalb spricht für einen raschen Aufschwung hierzulande, dass sich die Aussichten in wichtigen Schwellenländern nach einem schwachen 2012 deutlich aufgehellt haben: "Die chinesische Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich um 8,3 Prozent und 2014 sogar um 9,0 Prozent wachsen. Für Indien wird ein Wachstum von 6,0 bzw. 7,5 Prozent prognostiziert", berichtet das Beratungsunternehmen Ernst & Young am Donnerstag (14.02.2013) in einer Konjunkturstudie. Auch in Südamerika stünden die Zeichen wieder verstärkt auf Wachstum.
Nach Überzeugung von DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater wurde das Ende der Talfahrt von Europas Währungshütern eingeleitet: "Im September hat die EZB sich voll hinter die Währung gestellt, und diese Botschaft ist bis Jahresende an den Märkten und in der Wirtschaft angekommen. Das Vertrauen ist wieder da."
Das ist enorm wichtig - nicht nur an den Finanzmärkten, sondern auch in den Unternehmen. Denn die hatten aus Unsicherheit über die Folgen der Staatsschuldenkrise im vergangenen Jahr ihre Investitionen zurückgestellt und damit die Konjunktur gebremst. Das dürfte sich nun ändern, sagt Ökonom Rees: "Da die Ängste vor den schlimmsten Szenarien für die Eurozone deutlich nachgelassen haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass Unternehmen ihre Investitionsfreude in diesem Jahr wieder entdecken."
Aussichten für 2013 hellen sich auf
Gegenüber den europäischen Partnerländern hat Deutschland einen weiteren Trumpf im Ärmel: Während die Arbeitslosigkeit in Spanien, Portugal oder Griechenland beängstigende Ausmaße angenommen hat, ist der deutsche Arbeitsmarkt extrem stabil. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erwartet daher, dass die Binnennachfrage auch 2013 eine wesentliche Triebkraft der Konjunktur wird: "Dafür sprechen nicht nur der robuste Arbeitsmarkt und die gute Lohn- und Einkommensentwicklung. Auch die Erwerbstätigkeit ist trotz der Wachstumsschwäche im vierten Vierteljahr weiter gestiegen."
Zuletzt hatten in Deutschland auch Verbraucher, Industrie und Mittelstand wieder spürbar optimistischer in die Zukunft geschaut. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet für 2013 ein Wachstum von 0,7 Prozent. "2013 hat das Zeug, konjunkturell ein gutes Jahr zu werden", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben kürzlich. Die Unternehmen erwarteten, dass die Exporte wieder anziehen. Zudem würden im Winterhalbjahr 2012 auf Eis gelegte Investitionen jetzt nachgeholt.
Sozialer Sprengstoff als Belastung
Nicht alle Beobachter teilen allerdings den neuen Optimismus. Denn auch wenn die EZB die Märkte beruhigt hat und die schlimmsten Sorgen im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise verschwunden sind: Die Notenbank hat nur Zeit gekauft, damit die Krisenländer ihre Hausaufgaben machen können. Analysten vom Bankhaus Metzler warnen: "Die extreme Staatsverschuldung und die politische Ohnmacht belasten anhaltend die Wirtschaftsentwicklung in den Industrienationen - rezessive Tendenzen nicht ausgeschlossen."
Der Sparzwang laste weiter schwer auf der wirtschaftlichen Entwicklung, betonen die Experten. Das berge auch sozialen Sprengstoff: "Angesichts weiter steigender Arbeitslosenquoten in den Krisenländern muss man kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der Druck der Straße größer wird, sich vom eingeschlagenen Reformkurs abzuwenden und die Sparprogramme aufzuweichen."