Deutsche Wirtschaft erwartet weniger Wachstum
22. Oktober 2015Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für 2016 nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent. Bisher war der Verband von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen. Die korrigierte Prognose liegt damit einen halben Prozentpunkt niedriger als die jüngste Schätzung der Bundesregierung.
Auch für das laufende Jahr senkte der DIHK seine Vorhersage, von bisher 1,8 Prozent auf nun 1,7 Prozent. Der DIHK ist die Dachorganisation der 80 deutschen Industrie- und Handelskammern und damit die Interessensvertretung der gesamten gewerblichen Wirtschaft.
Als wesentlichen Grund für die korrigierten Erwartungen nennt der DIHK die nachlassende Zuversicht im Export. Die Wachstumsschwäche Chinas mache sich bemerkbar. Die Ausgaben für den Flüchtlingszustrom dagegen helfen der Konjunktur laut DIHK kurzfristig.
Kein großer Schaden durch VW-Skandal
Die Herbst-Konjunkturumfrage des DIHK zeigt allerdings auch, dass die befragten Mitgliederfirmen die aktuelle Geschäftslage besser einschätzen als im Frühsommer. Damals bezeichneten 41 Prozent der Firmen die Lage als gut, nun sind es 44 Prozent.
Die Erwartungen ließen dagegen deutlich nach. Nur noch 23 Prozent rechneten mit einem besseren Geschäft, im Frühsommer waren es noch 26 Prozent. Besonders deutliche Warnzeichen kommen der Umfrage zufolge derzeit aus der deutschen Industrie.
Der VW-Abgasskandal hat laut DIHK dem Ansehen der deutschen Wirtschaft insgesamt bisher nicht gravierend geschadet. Es sei kein weltweiter Markenschaden entstanden, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Donnerstag. "Das Gütesiegel 'Made in Germany' scheint keine tieferen Schrammen davonzutragen."
Ungeachtet dessen habe dieses Thema aber die Lageeinschätzungen und die Geschäftserwartungen in der Autoindustrie gedrückt, wie die jüngste Umfrage zeige. Zudem habe der Skandal zu viel Verunsicherung in Hinblick auf die Diesel-Technologie geführt.
bea/ul (reuters, dpa)