Deutsche Sprache kennt keine Grenzen
21. Februar 2016Sprache ist ein Kulturgut. Sie schafft Identität, sorgt für Orientierung, mit ihr drücken wir uns aus. Rund 6000 Sprachen werden weltweit gesprochen - die Hälfte davon jedoch von so wenigen Menschen, dass sie regelrecht vom Aussterben bedroht sind. Dagegen setzt der Internationale Tag der Muttersprache ein Zeichen. Im Jahr 2000 von der UNESCO ins Leben gerufen, wird er jedes Jahr am 21. Februar begangen. Er möchte vor allem auf die vielen Minderheitensprachen aufmerksam machen, die kleinen Gemeinschaften eine Zugehörigkeit schaffen.
Deutsch ist sicherlich keine Minderheitensprache. Im Gegenteil: Weltweit sprechen rund 100 Millionen Menschen deutsch. Viele von ihnen gehören zu einer deutschsprachigen Minderheit, entstanden durch ehemalige Kolonien wie die Deutschnamibier, durch Auswanderung wie die Deutschchilenen oder durch Grenzverschiebungen und Flucht nach Kriegen.
Wie hält man seine eigene Kultur und Identität aufrecht - insbesondere in Ländern wie Chile, Namibia oder den USA, viele tausend Kilometer von der Heimat entfernt? Ein erfolgreiches Mittel sind eigene Zeitungen, Radio- und Fernsehsender.
Unsere fünf interessantesten Entdeckungen:
1. Deutsche Musik aus San Francisco: Radio Goethe
Was kommt eigentlich von unserer deutschsprachigen Musik im Ausland an? Und wie? Antworten gibt seit 20 Jahren der in den USA lebende Journalist Arndt Peltner. Er moderiert und produziert die Musiksendung Radio Goethe, die auf einem Studentensender in San Francisco erstmals über den Äther ging. Mittlerweile wird sie von mehr als 40 Radiosendern in den USA gespielt, aber auch in Namibia und Osteuropa. Unterstützt wird der Musikjournalist, der schon mit dem Filmemacher Wim Wenders Musiktipps ausgetauscht hat, vom Deutschen Generalkonsulat San Francisco und dem Goethe-Institut.
2. Traditionsblatt: Die chilenische Zeitung Condor
Condor ist die drittälteste Zeitung des Landes - und noch dazu eine deutschsprachige. 1938 gegründet, ist die Zeitung Condor, die man mittlerweile auch online lesen kann, ein Zusammenschluss von 25 Gemeindeblättern deutscher Einwanderer. Die hatten sich 1850 auf den Weg nach Chile gemacht. Heute stammen etwa 500.000 Chilenen von deutschen Einwanderern ab, Deutsch ist aber nur bei 40.000 von ihnen Muttersprache. Daher sieht der Condor Sprachförderung als eine seiner Aufgaben an - und informiert darüber hinaus in einer Auflage von 7000 Exemplaren wöchentlich über das aktuelle Geschehen im Land.
3. Popmusik und deutsche Nachrichten: Hitradio Namibia
Seit August 2012 ist das Hitradio Namibia auf Sendung. Es ist der erste kommerzielle deutscher Radiosender in Namibia. Gegründet wurde die Radiostation von einem deutsch-namibischen Journalisten und einer Namibierin. Nachrichten aus Namibia, Afrika und der Welt und jede Menge Musik prägen das Programm – Hits aus den 80ern, 90ern und den Nuller-Jahren wechseln sich ab mit aktueller internationaler Popmusik. Ein Anliegen der Macher sei es aber auch, den namibischen Nachwuchs zu fördern, schreiben sie auf ihrer Website. Via Livestream ist das Programm sogar weltweit zu hören.
4. Mer schwetze noch die Mudderschprooch: Hiwwe wie Driwwe
Nichts verstanden? Dann gehören Sie wohl nicht zu den 400.000 Pennsylvania-Deutsch-Sprechern. Die Sprache wird von deutschen Einwanderern seit dem 17. Jahrhundert in Nordamerika gesprochen, einerseits konserviert, andererseits aber auch entwickelt. Sie ähnelt dem pfälzischen Dialekt und wird heute von den Nachfahren in den US-Bundesstaaten Indiana, Illinois, Pennsylvania, Ohio sowie in Teilen Kanadas gesprochen. Eine eigene Zeitung gibt es auch: "Hiwwe wie Driwwe", heißt sie, also hüben wie drüben. Sie erscheint zweimal im Jahr, einige Kopien sind auch in Deutschland erhältlich. Die Internetausgabe hält zudem eine englische Version, Reisetipps für Pennsylvania auf Hochdeutsch und einen Onlinesprachkurs in Pennsylvania-Deutsch bereit.
5. Inselradio für Urlauber und Auswanderer: Mallorca 95,8
Natürlich gehören auch Medien wie das Inselradio zu den deutschen Auslandsmedien. Rund 30.000 Deutsche leben dauerhaft auf Mallorca, zählt man diejenigen hinzu, die jährlich mehrere Monate auf der Insel leben, sind es etwa doppelt so viele. Das Inselradio versorgt Hörer mit Weltnachrichten, gibt Tipps zum Spanischlernen oder nützliche Informationen zu Hausbau oder Ausflugstouren. Auf Ballermannmusik - also Schlager- und Stimmungshits - wird verzichtet. Ähnliche Angebote gibt es überall dort, wo zunehmend mehr Deutsche leben - nicht nur auf anderen spanischen Inseln, sondern auch an der französischen Riviera.